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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
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fliege ich nur, weil er auch hier ist und ich mehr und mehr das ungute Gefühl habe, dass etwas nicht stimmt? Ich weiß es nicht. Aber ich kann mich nicht bremsen.
    Was soll’s, von einer anderen Seite betrachtet, macht mich das irgendwie stärker. Wie meinte Plum? Manchmal muss man einfach ein Risiko eingehen. Niemand kann mir jetzt mehr vorwerfen, ich verhielte mich zu passiv.
    Ich bin übrigens völlig geschlaucht. Das » dringende Projekt«, für das Suzanne mich brauchte, war ein endloser Albtraum. Ich habe nur vier Stunden geschlafen die letzten beiden Nächte und Mittwoch den ganzen Tag bis abends um acht gearbeitet, anschließend musste ich direkt zum Flughafen. Ich kam nicht einmal dazu, Sophie oder Plum anzurufen. Ich habe mich ausschließlich von Schokolade, trockenen Brötchen und Kaffee ernährt. Im Hinterkopf spulte ich ständig das Gespräch mit Dave im Pub ab. Was hatte das zu bedeuten? Warum war er so merkwürdig?
    Und jetzt sitze ich hier, unbequem angeschnallt auf meinem Economy-Platz, und düse nach Hongkong.
    Ich habe versucht, etwas zu essen, was nicht klappte, und einen der Kitschromane zu lesen, die ich am Flughafen gekauft habe, was auch nicht klappte. Dann habe ich mir eine alte romantische Liebeskomödie angeschaut– Harry und Sally –, musste aber so sehr dabei weinen, dass mein Nebensitzer mir sein Taschentuch anbot. Wie peinlich.
    Ich möchte nur noch schlafen. Wenn ich es versuche, schießen mir tausend Fragen– Sorgen– durch den Kopf.
    Warum löst sich dieser Angstknoten in meinem Magen nicht? Warum kommt es mir vor, als würde ich Dave verfolgen? Warum ist mir die ganze Zeit schlecht?
    Gott! Ich muss mich beruhigen. Gaaanz ruhig. Zu viel Koffein ist nicht gut für Abigail.
    Ich denke erneut über Montagabend nach. Wahrscheinlich war er nur gestresst, mehr nicht. Er hat sich nicht gemeldet, seit er aus London weg ist, aber er antwortete » Danke, ich gebe mein Bestes«, als ich ihm simste » Wünsche dir einen angenehmen Flug«. Er muss wirklich beschäftigt sein.
    Außerdem steht dieser Job in Hongkong schon eine Weile zur Debatte, und der Umstand, dass Dave an diesem Wochenende zufällig auch hier ist, ist einfach mehr Glück als Verstand. Es ist nicht so, als würde ich ihn verfolgen, wissen Sie. Nicht wirklich.
    Ich hole die Vogue heraus, bin aber nicht fähig, auch nur einen Satz zu Ende zu lesen. Also schaue ich mir Die oberen Zehntausend an. Gott, ich liebe diesen Film. Normalerweise finde ich Musicals genauso doof wie jeder andere, aber das hier ist eine Ausnahme. Bing Crosby, Frank Sinatra, Grace Kelly, herrliche Villen und Kleider und Lieder, und alle betrinken sich und benehmen sich daneben… Ich meine, was soll man daran nicht gut finden?
    Allerdings fällt mir zum ersten Mal auf, dass die Handlung ziemlich unglaubwürdig ist. Die Heldin will einen wichtigtuerischen Langweiler namens George heiraten, flirtet aber nebenbei exzessiv mit Sinatras Mike und liebt immer noch heimlich ihren Exmann, Crosbys Dex. Warum will sie sich nicht eingestehen, dass sie Dex immer noch liebt? Hätte sie nicht viel früher darauf kommen können als erst in der Schlussszene? Warum macht sie sich das Leben absichtlich schwer?
    Meine Gedanken wandern während des gesamten Flugs fieberhaft umher. Ich bin körperlich erschöpft, aber zu aufgedreht, um zu schlafen. Also trinke ich Kaffee, um mich wach zu halten, und gehe durch die Gänge auf und ab. Ich bringe keinen Bissen herunter. Der Knoten in meinem Magen lässt kaum Platz.
    Schließlich setzen wir zur Landung an. Alles, was ich durch das Fenster sehen kann, sind hellgraue Wolken und dunkelgraue Berge und ein graues Rollfeld. Das ist wie ein Traum.
    Die Bank bekommt einen Firmenrabatt im Mandarin Oriental Hotel, darum wartet auf mich auf der anderen Seite der Gepäckausgabe ein Fahrer in rot-schwarzer Livree, der ein Schild mit der Aufschrift » Abigail Wood« hochhält. Er geleitet mich zu einer großen Mercedes-Limousine, in der Wasserflaschen und Erfrischungstücher bereitstehen.
    Ich nehme mein Handy aus der Handtasche. Der Akku ist fast leer. Scheiße. Ich habe kein Ladegerät dabei. Egal. Ich weiß Daves Handynummer auswendig… Er landet ohnehin erst morgen, also brauche ich ihn nicht vorher anzurufen, aber ich weiß nicht, ob ich so lange warten kann.
    Die Fahrt vom Airport nach Hongkong Island ist surreal. Im Februar ist hier auch Winter, aber es ist feucht und mäßig warm, völlig anders als in London. Die Sonne geht unter–

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