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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burgess Gemma
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Arbeit ablenkt. Diese Woche war ziemlich ätzend: Ich habe fleißig Präsenz gezeigt (das ist Teil der Arbeitskultur in unserem Büro– beispielsweise wenn der Chef anwesend ist, sitzt man an seinem Schreibtisch, bearbeitet E-Mails und demonstriert seinen Arbeitseifer. Natürlich ist das Quatsch, da die halbe Abteilung um halb sieben abends ins Fitnessstudio abhaut und nicht vor acht zurückkommt, um ein paar E-Mails zu schreiben, im Büro zu essen und ein Taxi nach Hause zu nehmen, auf Kosten der Firma, aber was soll’s). Ich habe die drei nächsten Präsentationen erstellt (Luxusalkoholika! Luxusfahrzeuge! Die Folgen bei Verkauf von Luxusanleihen!) und war im Großen und Ganzen eine fleißige kleine Angestellte. Ich bemühe mich wirklich.
    Charlotte und ich gehen fast täglich zusammen einen Kaffee trinken. Charlotte ist hinter ihrer schüchternen Fassade sehr witzig. Am Wochenende ist sie aus der gemeinsamen Wohnung mit Phil ausgezogen und bei ihrem Bruder eingezogen, was ihr unglaublich gute Laune zu machen scheint. Gestern meinte sie, immer wenn sie traurig sei, würde sie einfach an all die Dinge denken, die sie an Phil nicht leiden kann, und dann ist sie sich wieder sicher, dass die Trennung das Beste war, was ihr passieren konnte. Ist das nicht unglaublich?
    Trotzdem habe ich mich jeden Tag in dieser Woche auf den Feierabend gefreut. Ich ignoriere die Tatsache, dass das die falsche Einstellung in meinem Job ist, besonders weil es sich um eine sehr ernste Aufgabe handelt, der ich mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Ich schätze, wäre ich ehrgeizig, würde ich das tun. Aber– und das ist neu, schließlich arbeite ich täglich zwölf Stunden seit meinem ersten Tag– ich glaube allmählich, ich habe keinen Ehrgeiz… jedenfalls bezogen auf das, was sich mir hier bietet. Was vermutlich bedeutet, dass ich immer eine kleine Angestellte bleiben werde.
    Eine schreckliche Vorstellung.
    » Lenk mich ab«, sage ich zu Robert. » Ich muss an die Arbeit denken.«
    » Am Wochenende?«, erwidert er mit gespieltem Entsetzen.
    » Hast du nichts Lustiges zu erzählen?«, frage ich.
    » Leider nicht«, antwortet er. » Die Blondine mit der Melone ist verreist. Lady Caroline verlangt nur nach mir, wenn sie sich langweilt. Miss Felicity hat eine Beziehung und ruft nur hin und wieder an. Nicht wirklich lustig.«
    » Eher bizarr als lustig«, stimme ich ihm zu. » Lass uns über deine Hochzeitsrede für Luke und Sophie sprechen. Irgendwelche Ideen? Vorschläge? Themen?«
    » Nein«, sagt Robert und verzieht angestrengt das Gesicht. » Wenn ich dran denke, könnte ich mich in der Fötusposition zusammenrollen und vor mich hin wimmern.«
    Gegen fünfzehn Uhr machen wir uns auf den Nachhauseweg, weil Robert sich der wichtigen Aufgabe widmen muss, in der Sonne auf dem Balkon zu sitzen und Zeitung zu lesen. Das ist eins seiner Rituale. Er hasst die Vorstellung, etwas Wichtiges zu verpassen, also kauft er jede Zeitung und liest sie von Anfang bis Ende. Eine Art Nachrichtenexzess. Ich setze mich neben ihn, überfliege den Wirtschaftsteil und starre ins Leere, während ich meinen Tagträumen nachhänge.
    » Ganz schön viel Papier«, bemerke ich mit Blick auf den Boden. Wir ertrinken praktisch in Zeitungen. » Wenigstens sammelst du das Altpapier.«
    » Mmm«, sagt Robert und blättert fachmännisch um.
    Ich finde es unheimlich umständlich, großformatige Zeitungen umzublättern, geht mir durch den Kopf. Manchmal genügt das, um mich davon abzuhalten, einen Beitrag zu lesen, der mich interessieren könnte.
    Wissen Sie, mein Vollrausch bei dem Date mit Röhrenjeans letzte Woche ist mir immer noch peinlich. Ich habe die Sache geistig unter den Teppich gekehrt– ja, an dieselbe Stelle, wo bereits meine Arbeit liegt und bis vor ein paar Monaten Peter.
    Ist es gemein von mir, nicht auf die SMS von Josh aus der Personalabteilung zu antworten? Zum Teufel, mag ja sein. Vielleicht fand er mich so sympathisch wie ich Adam mit den Antwortkästchen. Vielleicht hofft jeder Single in London auf eine SMS , und wir stehen alle in einer Warteschlange. Ich frage mich, wer ganz vorne ist?
    Roberts Handy piept. Er öffnet die Nachricht, liest den Text, stößt leise ein spöttisches Schnauben aus und legt das Handy ohne zu antworten zurück auf den Tisch.
    Das beantwortet dann wohl meine Frage.
    Ich lehne mich zurück und mustere Robert nachdenklich. Seine hundertdreiundneunzig Zentimeter nehmen viel Raum auf dem Balkon ein. Wie üblich hat er die Stirn

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