Der letzte Single fangt den Mann
nein.
In diesem Moment kommt die Kellnerin an unseren Tisch und stellt ein Glas Champagner vor mich.
» Von dem Herrn an der Theke«, sagt sie.
Ist das ein abgekartetes Spiel? Ich mustere misstrauisch die anderen, aber die haben sich alle umgedreht und starren zur Bar, wo mein Bewunderer in ein Gespräch mit seinem Nebenmann vertieft ist.
» Eine Botschaft!«, rufe ich.
Es handelt sich um einen kleinen, gefalteten Zettel. Ich nehme ihn von dem Glas und falte ihn auseinander. Darauf stehen drei Fragen, und daneben sind Kästchen gemalt für Ja und für Nein.
Frage 1: Bist du Single?
Frage 2: Darf ich dir einen Drink spendieren?
Frage 3: Mein Name ist Adam. (Mist. Das ist keine Frage.)
Ich kichere in mich hinein. Witzig und spritzig! Ich sehe die anderen an.
»Hat jemand einen Kuli?«
» Bitte nicht der alte » Findest-du-mich-sympathisch«-Zetteltrick. O Gott! Den habe ich jahrelang benutzt«, stöhnt Robert.
» Was für eine Überraschung«, sage ich.
» Funktioniert er denn?«, fragt Henry.
» Ganz schön mutig«, bemerkt Luke. » Baggert dich an, ohne ein Wort mit dir persönlich zu wechseln.«
» Wir flirten schon den ganzen Abend mit Blicken«, sage ich frech.
» Möchtest du ihn denn kennenlernen?«, fragt Sophie.
Ich nicke so schüchtern, wie das für eine Frau, die am Morgen in einem fremden Bett wach wurde, möglich ist. (Sehen Sie mich nicht so an! Das ist alles so neu und spaßig. Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Ihren Freunden essen, und am Ende des Abends lernen Sie vielleicht einen Mann kennen! Einen, der Ihr Seelenverwandter sein könnte! Ein Hoch auf das Singledasein! Das ist wirklich das Beste auf der Welt, ernsthaft.) (Bitte verzeihen Sie mir übrigens meinen Kommentar mit dem Seelenverwandten. Ich weiß, ich soll mir keine Hoffnungen machen. Aber in einer winzigen Ecke meines Gehirns glimmt ein Funken.) Also kreuze ich zweimal Ja an und schreibe » Abigail« unter die letzte Frage. Ich füge hinzu: » Danke für den Champagner.«
» Schreib: Wir treffen uns in zehn Minuten im Motcombs«, schlägt Robert vor. » Das ist nur ein paar Häuser weiter.«
» Ich dachte, ich soll ihm die Entscheidung überlassen«, wende ich ein.
» Nein, in diesem Fall kannst du den Stier ruhig bei den Hörnern packen.«
» Okay«, sage ich.
Ich warte, bis die Kellnerin wiederkommt, dann gebe ich ihr den Zettel zurück.
Ich atme tief durch. Henry ist noch mit Essen beschäftigt, Sophie und Luke turteln zärtlich miteinander herum, was sie gerne tun, wenn sie sich unbeobachtet wähnen, und Robert schreibt eine SMS mit einem schiefen Lächeln im Gesicht. Er sieht mich kurz an und drückt dann auf » Senden«.
» Bist du okay? Das ist gut. Das ist jetzt genau das, was du brauchst, um über die letzte Nacht hinwegzukommen. Du weißt, du kannst mich jederzeit ansimsen, wenn es Probleme gibt«, sagt er.
» Yes, Sir.« Ich nicke, nehme vorsichtig einen Schluck von meinem Champagner und versuche, nicht zur Theke zu schauen. Ich drehe den Kopf in die andere Richtung und sehe, dass Luke und Sophie uns anstarren. » Was ist?«, frage ich.
» Was läuft hier eigentlich?«, fragt Luke langsam, während sein Blick von Robert zu mir wandert. » Ich dachte, Robert gibt dir Tipps. Und nicht, dass er dich virtuell durch Dates lotst.«
» Das tut er auch nicht!«, widerspreche ich, während Robert zu selben Zeit » Das tue ich auch nicht!« ruft.
» Robert ist eher so eine Art… Singlecoach«, sage ich. » Er bringt mir bei, so zu sein wie er.«
» Verstehe«, sagt Sophie und blickt misstrauisch von mir zu Robert. Dann grinst sie. » Wisst ihr, ich habe Dates nie gemocht. Das ist so… keine Ahnung, irgendwie künstlich oder so. Anstrengend.«
» Bloß weil du nicht meine Unterstützung hattest«, sagt Robert.
» Ein Glück«, bemerkt Luke.
» Kannst du auch männliche Singles coachen?«, fragt Henry verlegen. Er stößt ein Räuspern aus. » Ich bin ziemlich scheiße in so was.«
» Nein, bist du nicht«, widersprechen Sophie und ich loyal im Chor.
» Ich habe dieses Buch gelesen über die Kunst, ein Aufreißer zu sein«, erzählt Henry schüchtern. » Es geht darum, das Spiel zu spielen. Du kennst das Buch bestimmt«, sagt er zu Robert. » Darin sind jede Menge Strategien beschrieben…«
» Was denn zum Beispiel?«, fragen Sophie und ich wieder gleichzeitig.
Ich bin schockiert: Ich hatte keine Ahnung, dass Henry das Gefühl hat, so dringend auf Hilfe angewiesen zu sein.
» Zum Beispiel, dass man
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