Der letzte Single fangt den Mann
Dating?«, bemerkt Plum zweifelnd.
Es entsteht eine Pause. Plum und ich starren hoffnungsvoll auf mein Handy.
Robert räuspert sich. » Lass uns weitermachen mit dem Nächsten. Röhrenjeans. Tu einfach so, als wärst du leicht amüsiert, ihn wiederzusehen.«
» Das ist keine Hilfe!«, rufe ich. » Ich brauche einen Text, Robert. Was, wenn er wissen will, warum ich mich aus dem Staub gemacht habe, bevor er aufgewacht ist? Oder warum ich seine SMS ignoriert habe? Ich finde es oberpeinlich, ihm zu sagen, dass mir das alles oberpeinlich war.«
» Was?« Robert lacht wieder. » Was kümmert es dich, was er denkt?«
» Und was, wenn Joe wieder Streit anfängt? Ich kann nicht gut mit Leuten umgehen, die gemein zu mir sind. Was, wenn… ich meine, was wenn…«
» Ich kann dir keinen Text geben für unkonkrete Was-wenn-Situationen, Abigail«, sagt Robert. » Du packst das schon. Komm, sei ein Mann. Reiß dich zusammen.«
» Ich habe eine Idee!«, ruft Plum. » Mein Bluetooth Headset fürs Handy. Das können wir in deinen Haaren verstecken. Dann kann Robert mein Handy anwählen und deine Gespräche mithören und dir den richtigen Text vorsagen.«
Ich starre Plum einen Augenblick an. Das ist die perfekte Lösung.
» Ja! Super Idee!«, sage ich. Plum klatscht mich ab und hüpft fröhlich durch den Vorraum. Ich drehe mich wieder zu meinem Handy. » Robert, würdest du das machen?«
» Äh… na gut«, antwortet er langsam. » Kannst du das Ding auch wirklich unsichtbar machen? Außerdem muss ich auch hören können, was der Typ sagt.«
Plum wedelt mit einer Haarspange. » Wir machen dir einen Seitenscheitel. Dann verdecken die Haare dein Ohr. Voilà.«
» Verstanden«, sage ich. » In diesem Fall brauche ich noch einen doppelten Wodka, bitte. Die Runde geht auf mich. Nimm meine Karte. Du kennst meine PIN -Nummer. Robert, ich melde mich wieder in ein paar Minuten.«
» Verstanden«, sagt Plum und rennt aus der Toilette.
Ich hole mein Schminktäschchen hervor und frische mein Make-up auf. Ich brauche eine Kriegsbemalung für diese Schlacht.
Zwanzig Minuten später sind meine Haare zu einem (recht vorteilhaften) voluminösen seitlichen Pferdeschwanz gebunden, der mein rechtes Ohr vollständig bedeckt. Plums Headset ist sicher hinter besagtem Pferdeschwanz befestigt. Robert sitzt zu Hause auf seiner Couch mit einer Flasche Wein, und seine Stimme dringt dank der magischen Bluetooth-Technik in mein Ohr. Beziehungsweise dank der Funktechnik. Oder wie immer man das nennt.
» Kannst du mich hören? Test, Test.«
» Positiv«, sage ich zu dem Spiegel auf der Toilette.
» Man sieht überhaupt nichts«, sagt Plum bewundernd. » Gott, ich bin brillant.«
Sie strahlt vor Zuversicht. Was ein Anruf alles bewirken kann! Mir fällt auf, dass ihre Haare nach hinten gekämmt sind und sie sich verführerische Katzenaugen geschminkt hat.
» Miau«, sage ich.
» Ich weiß«, sagt sie vergnügt. » Morgen bin ich mit Dan verabredet. Aber bewundernde Männerblicke sind gut für die Seele.«
» Amen, Schwester«, sage ich, und wir stoßen an. » Robert, kannst du uns verstehen?«
» Laut und deutlich«, antwortet Robert. » Und ich rieche das Östrogen.«
» Okay«, sage ich. Meine Nervosität ist erstarrt zu einer winzigen Faust im Magen. Mich kann heute Abend nichts umwerfen… mit Roberts Hilfe.
» Robert, vielen Dank, dass du das für mich tust«, sage ich. » Das ist mein Ernst. Ich bin dir was schuldig.«
» Ich setz es auf die Rechnung«, sagt die kleine Robertstimme in meinem Ohr.
» Okay, Leute«, sage ich, als draußen eine Glocke läutet. » Auf geht’s.«
Plum und ich verlassen die Toilette und gehen nach oben in das Privatzimmer, wo Charlotte, Henry und die restlichen Speed-Dater sich bereits versammelt haben. Vierzig junge Londoner Singles, alle in einem Raum. Ich kann die Hormone praktisch riechen.
Mit gesenktem Kopf setze ich mich an einen Tisch für zwei, auf dem eine Flasche Wein und zwei Gläser stehen. Wie aufmerksam, ein Schmiermittel für die Unterhaltung bereitzustellen, denke ich und fülle mein Glas bis zum Rand. Dann trinke ich es zur Hälfte leer und gieße direkt nach.
Auf dem Tisch liegen außerdem ein Stift und ein Blatt Papier mit zwanzig nummerierten Linien. Ich soll mir Notizen machen? Scheiß drauf.
Ganz vorne steht eine Frau, die den Teilnehmern nun die Regeln erklärt, aber ich habe Mühe, mich zu konzentrieren. Ich entdecke Charlotte und Plum an ihren eigenen kleinen Tischen und nicke
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