Der letzte Single fangt den Mann
Charlotte nicht allein lassen, schließlich habe ich sie eingeladen. Und Plum stand vorhin auf der Straße kurz vor einem hysterischen Anfall. Ich meine, im Moment macht sie einen stabilen Eindruck, nachdem Dan sich gemeldet hat, aber Gott weiß, was alles passieren kann, wenn irgendetwas schiefläuft. Und zu viele Männer beim Speed Dating sind wirklich nicht gut.
» O Gott, ich habe richtige Hitzewallungen vor lauter Nervosität. Vielleicht komme ich in die Wechseljahre«, sage ich, beuge mich über das Waschbecken und lasse kaltes Wasser über die Handgelenke laufen.
» Das ist sehr unwahrscheinlich mit siebenundzwanzig«, erwidert Plum.
» Wann hast du dich denn aufgeführt wie eine betrunkene Nutte?«, fragt Charlotte.
Ach ja, ich habe ja am Tag danach krankgefeiert. Was soll’s, Charlotte und ich sind inzwischen Freundinnen. Ich gebe ihr eine kurze Zusammenfassung von dem Date mit Röhrenjeans, woraufhin sie so sehr lachen muss, dass ich befürchte, sie erstickt.
Danach entsteht ein kurzes Schweigen.
» Wie viele Menschen gibt es in London? Sieben Millionen? Wie hoch stehen die Chancen?«, gebe ich zu bedenken.
» Ich dachte, es sind acht Millionen«, sagt Charlotte.
» Wie viel auch immer«, sage ich. » Ich brauche Zeit, um nachzudenken. Wann genau geht es los? Im Moment steht ja noch lockeres Kennenlernen an, richtig?«
» Wir sollen um neun hoch in den Privatraum gehen«, sagt Plum und wirft einen Blick auf ihre Uhr. » Du hast noch eine halbe Stunde.«
» Ich gebe Henry Bescheid. Er wird sich Sorgen machen«, sagt Charlotte und flitzt wieder hinaus.
» Ich besorge uns was zu trinken«, sagt Plum. » Dann können wir uns überlegen, was wir tun.«
Und ich bin wieder allein. Mir ist schlecht, als wäre ich bei etwas Verbotenem erwischt worden… Ich habe nie auf die SMS von Josh aus der Personalabteilung und von Röhrenjeans geantwortet. Vielleicht ist das die Quittung für mein arrogantes Verhalten. Das Karma ist launisch. Soll ich behaupten, ich hätte mein Handy verloren? Oder dass ich ihre Nachrichten nie erhalten habe? Vielleicht kann ich so tun, als litte ich an Gedächtnisverlust. Wie Guy Pearce in Memento.
Scheiße, ich rufe Robert an.
» Warum sagt mir mein sechster Sinn, dass du Hilfe brauchst?«, begrüßt er mich.
» Weil ich total in der Scheiße stecke. Kannst du reden?«
» Ich habe mit zwölf Monaten zu sprechen gelernt, aber ich war weit voraus für mein Alter. Was gibt’s?«
» Du weißt ja, ich bin beim Speed Dating. Röhrenjeans, mein One-Night-Stand, ist auch hier, genau wie Josh aus der Personalabteilung. Weißt du noch, das schlechte Date im Albannach? Und außerdem Joe, Peters Bruder, der mich hasst wie die Pest. Und ich muss mich mit allen unterhalten, jeweils drei Minuten lang. Und ich kann die Mädels nicht im Stich lassen, sonst bringen sie mich um.«
Es entsteht eine Pause.
» Wehe, du lachst!«, sage ich.
» Sorry«, sagt er. Ich höre an seiner Stimme, dass er grinst. » Warum hallt das so?«
» Ich verstecke mich auf dem… äh… stillen Örtchen.«
» Okay… Also, wen kümmert es? Drei Minuten. Du kannst alles in drei Minuten machen.«
» Nein! Ich brauche Hilfe!« Ich weiß, dass ich überreagiere, aber ich kann es nicht ändern. » Joe war so widerlich zu mir bei unserer letzten Begegnung. Ich konnte mich nicht einmal wehren. Ich habe keinen Ton herausbekommen und bin heulend weggelaufen. Und Röhrenjeans lag bei unserer letzten Begegnung bewusstlos im Bett, während ich auf allen vieren durch sein Zimmer kroch und meine Unterwäsche suchte. Ich sterbe vor Scham, wenn ich ihm ihn die Augen sehen muss.«
» Wenn du stirbst, schick mir eine SMS .«
» Ich bezweifle, dass der Tod– beziehungsweise das Speed Dating– förderlich ist, um SMS zu schreiben.«
» Wodka!«, ruft Plum und platzt mit zwei großen Gläsern herein. » Ist das Robert? Hallo, Robert!«
» Ist das Plum?«, fragt er. » Wahnsinn, die klingt ja richtig vergnügt.«
» Ich stell mal laut«, sage ich und drücke auf die Taste. » Robert ist mein Drehbuchautor.«
» Also schön. Zu diesem Josh sagst du, dass du dein Handy verloren hast«, beginnt er, und seine Stimme klingt blechern aus dem Lautsprecher.
» Verstanden«, sage ich und nicke. » Aber vielleicht will er ein zweites Date.«
» Dann sagst du, dass du, Gott, ich weiß auch nicht… Dass du noch dabei bist, deine Trennung zu verarbeiten«, sagt er.
» Sie muss also ihre Trennung verarbeiten bei einem Speed
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