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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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schöne Stromrechnung.«
    »Wir haben die beiden Sonden erst nach wochenlangem Suchen bergen können«, berichtete der Ingenieur weiter. »Dafür mussten wir alle orogenetischen Faktoren berücksichtigen und eine Simulation der Kontinentaldrift durchrechnen. Sie ist nicht zu allen Zeiten gleich und wird durch den Stau der Gebirgsauffaltung im Versuchsbereich verlangsamt. Die eine Sonde haben wir in 158 Meilen Entfernung ausgegraben, die andere war 182 Meilen weit weggerutscht, beide lagen in etwa 80 Metern Tiefe.«
    »Beachtlich«, erklärte Kafu.
    »Ja, beachtlich«, bestätigte Admiral Francis und reckte sein Kinn herausfordernd in Fleissigers Richtung.
    »Sagen Sie mal, Dr. Berger«, sagte Fleissiger gedehnt. »Haben Sie eigentlich schon mal versucht, eins von ihren Atomuhr-Eiern auszugraben, bevor Sie es in den Käfig gesteckt und abgeprotzt hatten?«
    Berger verzog das Gesicht, als hätte er unvermutet ein Senfkorn zerbissen. »Nun … ich weiß nicht …«, meinte er unbehaglich und wandte sich Hilfe suchend an Hollister, der Fleissiger verständnislos anstarrte.
    Der Professor hob den Zeigefinger, blickte Berger über den Brillenrand hinweg tadelnd an und sagte bedeutungsschwer: »Aloysius.«
    »Das ist in der Tat ein interessanter Aspekt, Doktor«, schaltete sich Francis ein. »Das sollten wir in der Tat … äh … gelegentlich versuchen. Vielleicht …«
    »… ist das Ei da, bevor die Henne es gelegt hat«, nickte Fleissiger grinsend.
    Berger warf dem Admiral einen prüfenden Blick zu, dann sagte er, mürrisch die Achseln zuckend: »Wenn Sie meinen, Sir.« Er blätterte in seinen Unterlagen, bis er den Faden wieder gefunden hatte, und fuhr fort: »Unser wichtigstes Ziel ist es, die Streubreite im Bereich zwischen fünf und sechs Millionen Jahren drastisch unter die bisher erzielten einhundert Jahre zu senken - möglichst auf fünf oder maximal zehn Jahre.«
    »Und ich bin da sehr, sehr zuversichtlich«, warf der Admiral ein, wobei er sich vorbeugte und bedeutungsvoll mit dem hinteren Ende des Bleistifts auf seine Unterlagen klopfte, als könne er damit seinen Worten mehr Gewicht verleihen.
    »Wieso ausgerechnet zwischen fünf und sechs Millionen Jahren?«, fragte Fleissiger überrascht. »Soll das heißen, dass mit dem Projekt bereits ganz konkrete Ziele verfolgt werden?«
    »Allerdings, meine Herren. Mit Ihrer Hilfe haben wir in der Tat bereits eine Phase des Projekts einleiten können, die … äh … alle Aussicht auf Erfolg hat«, erklärte der Admiral lächelnd. »Käfig Vier befindet sich bereits in Bau, und sein Kafu-Feld wird stark genug sein, um Menschen und Material über den genannten Zeitraum hinweg in die Vergangenheit zu befördern.«
    »Sagten Sie Menschen?«, fragte Fleissiger entgeistert. »Sie wissen doch ganz genau, dass es für diese Leute keine Rückkehr in die Gegenwart gäbe. Wir befinden uns im Stadium der Erprobung einer Theorie, deren Konsequenzen noch unüberschaubar sind, und da wollen Sie Menschenleben aufs Spiel setzen? Ich habe doch wohl nicht richtig gehört?«
    »Nun, Professor, Sie sehen die Sache entschieden zu pessimistisch. Schauen Sie, Professor …«, sagte Francis und versuchte, einen versöhnlichen Ton anzuschlagen, »es ist sonst nicht meine Art, jemanden auf Widersprüche in seiner Argumentation aufmerksam …«
    »Erlauben Sie, Sir?«, entgegnete Fleissiger auffahrend.
    »… in seiner Argumentation aufmerksam zu machen. Sie sagten selbst, Professor Fleissiger, dass wir nichts zu überstürzen brauchen. Selbst wenn wir derzeit noch nicht über die Möglichkeit verfügen, etwas aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen, in zehn, in zwanzig, spätestens in fünfzig Jahren werden wir so weit sein. Und dann werden wir die Leute von überallher zurückholen, wo immer sie sich auch in der Vergangenheit befinden mögen.«
    »Ist Ihnen klar, was Sie da behaupten, Admiral Francis?«
    »Aber gewiss, Professor! Dem menschlichen Geist ist nichts unüberwindlich, das haben doch Sie, meine Herren, selbst überzeugend bewiesen. Vor zehn Jahren noch hätte jeder ohne weiteres behauptet, die Zeitreise sei ein Hirngespinst. Und wenn ich Sie jetzt und heute Ihre Ergebnisse publizieren ließe, würden Sie Spott und Gelächter ernten. Und den Beweis Ihrer Theorie könnten Sie erst antreten, wenn Sie einen Irren finden, der Ihnen die Stromrechnung bezahlt.«
    »Den haben wir wahrhaftig gefunden«, warf Fleissiger ein.
    »Wenn die nötigen Köpfe und das nötige Kapital vorhanden

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