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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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die so genannte kritische Feldstärke erreicht ist. Und der Überschuss an Gravitationsenergie, der durch die Anomalie gegeben ist, gleicht sich im raum-zeitlichen Kontinuum in Richtung Vergangenheit aus wie eine Longitudinalwelle. Und je nachdem, wie groß dieser Überschuss im Verhältnis zur gegebenen Masse ist, desto weiter wird diese in Richtung Vergangenheit transportiert und tritt dort wieder ins Universum ein, wo die Trägerwelle verebbt, weil ihr Energieüberschuss verbraucht ist. Und das Entscheidende an diesem Ausgleichsvorgang ist, dass er entgegengesetzt - und nur entgegengesetzt - zur Richtung des Zeitflusses verläuft. Ist Ihnen das klar, Sir?«
    »Dann drehen Sie diesen gottverdammten Effekt eben um«, rief der Admiral ungehalten.
    »Ja, wissen Sie, Sir«, sagte Kafu bedächtig, »das wäre so, als würden Sie einen Topf Wasser auf eine heiße Herdplatte stellen und versuchen, aus dem Wasser Eis zu machen.«
    Fleissiger stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. Er eilte zum Trinkwasserspender, goss sich mit zitternden Fingern einen Plastikbecher voll ein und trank ihn wie ein Verdurstender gierig leer. Einen Moment lang glaubte er, sich übergeben zu müssen.
    Draußen brach plötzlich die Sonne durch, und die Regentropfen, die auf der Fensterscheibe hafteten, zerrissen das Licht in hunderte von glitzernden Fragmenten.

DRITTER TEIL
    Das Unternehmen Westsenke

Freiwillige
    Steve Stanley wusste nicht, warum, aber er hatte ein ungutes Gefühl, als General Snydenham ihn am späten Nachmittag anrief.
    »Ich muss Sie sprechen, Major. Kommen Sie gleich mal rüber.«
    »Ja, Sir.«
    Steve zog seine Uniformjacke an, kämmte sich und machte sich auf den Weg zur Häuptlingsbaracke. Die Sonne stand bereits tief im Westen, aber sie brannte immer noch gnadenlos herab. Irgendwo in den freitragenden, mit Tarnfarbe gestrichenen Montagehallen kreischten die Triebwerke eines Jagdbombers im Probelauf. Eine Windhose zog quer über das Rollfeld, rauchig grau in den tiefblauen Himmel gekrümmt wie ein geisterhafter Schlund, verlor rasch an Substanz, gewann sie wieder, als sie an der Böschung neue Nahrung fand. Die heiße, trockene Wüstenluft roch nach verbranntem Kerosin und geschmolzenem Gummi. Auf der anderen Seite der Piste standen fünf Hubschrauber hintereinander, die ihre schmalen Rotorblätter traurig hängen ließen, starr wippend im Wind wie abstraktes, stählernes Gefieder.
    Steve klopfte an die Barackentür und trat ein.
    »Hallo, Major«, sagte Snydenham, fletschte breite, etwas zu hell geratene Zahnprothesen und wies gebieterisch auf den abgeschabten grünen Ledersessel vor seinem Schreibtisch. Der General war ein sehr großer, hagerer Mann Mitte fünfzig mit vollem schlohweißen, für einen Militär seines Ranges bemerkenswert langem Haar, einem kleinen, gepflegten und ebenso schlohweißen Schnauzer, der in dem schmalen, tief gebräunten Gesicht wie angeklebt wirkte, und einem ungewöhnlich breiten Mund. Seinen fleischigen, beinahe wulstigen Lippen nach zu urteilen, war er ein Genießer, doch die tief eingegrabenen Furchen, die sich von den Flanken seiner kräftigen, weit vorspringenden Nase auf die Mundwinkel spreizten, ließen erkennen, dass Magengeschwüre ihm so manchen lukullischen Genuss vergällten.
    »Aber setzen Sie sich doch, Major Stanley«, sagte er lächelnd und strich sich die üppige Haarlocke aus der Stirn.
    »Danke, Sir«, sagte Steve und ließ sich in den riesigen Sessel sinken. Er kam sich winzig vor in dem Ding, als er seine Unterarme auf die mächtigen, wulstigen Armlehnen legte. Die halb abgelösten grünen Lederpartikel, die einst die Unterseite der glatten Fläche gebildet hatten, fühlten sich unter den Händen weich an wie Rußflocken.
    »Man hat offenbar wieder Verwendung für euch Astronauten«, sagte der General und wedelte bedeutungsvoll mit einem Schriftstück. Mach’s nicht so spannend, dachte Stanley und versuchte einen flüchtigen Blick auf den Briefkopf zu erhaschen, doch vergeblich. Das Kreischen der Triebwerke war durch die schalldämmenden Fenster der Baracke zu einem Winseln herabgedämpft, aber als Flieger schien ihm das leise Geräusch störender, als wenn er sich im Freien befunden hätte. Drüben, jenseits der Piste, weidete friedlich eine Schafherde. Ein Hirte war nicht zu entdecken.
    »Entweder wir sehen uns nächste Woche wieder - oder in fünf Jahren«, verkündete Snydenham, »so steht es wenigstens in dem Schrieb der NASA.«
    Konnte das bedeuten, dass sie

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