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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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wohl sehr bald feststellen.«
    Steve lauschte hinaus in die Dunkelheit.
    Zweige knackten; irgendwo in weiter Ferne meinte er ein Motorengeräusch zu vernehmen, ein schweres Fahrzeug. Es schien sich zu entfernen und war bald darauf verstummt.
    Waren sie tatsächlich in der Vergangenheit? Steve ging es so, wie es ihm immer passiert war, wenn er auf einem Probeflug mit einer 4-Mach-Maschine über den Atlantik und nach dem Auftanken wieder zurückgeflogen war. Am Abend saß er in der Messe und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er nicht tatsächlich in Europa gewesen war, sondern alles nur in einer Art Simulator erlebt hatte. Es kam ihm vor, als hätte er die Strecke nur auf einer Karte durchmessen. Die wahre Distanz blieb so abstrakt wie eine astronomische Entfernungsangabe. Sein Geist war nicht mitgereist, hatte nur im vorgegebenen technischen Muster nach bedingten Reflexen reagiert, die ihm in jahrelangem Training anerzogen worden waren; sich erlebend , hatte er sich dennoch kaum von der Stelle gerührt. So muss es einem Baum gehen, den man verpflanzt, sagte sich Steve. Mit seinem beschränkten Sensorium stellt er fest, dass die Luft anders schmeckt, der Boden sich anders anfühlt, die Distanz jedoch, die zwischen seinem früheren und seinem jetzigen Standort liegt, bleibt ihm völlig unvorstellbar.
    Nun, sie befanden sich mit Sicherheit im Mittelmeerbecken. Die Landmarken stimmten. Und da dieses Becken nicht mit Wasser gefüllt war, konnten sie sich nicht mehr in der Gegenwart befinden. Vor etwa fünfeinhalb Millionen Jahren hatte sich in diesem Becken kein Wasser befunden. Ergo …
    »Wir sind tadellos heruntergekommen und sofort in Deckung gegangen«, berichtete Jerome, der hinausgeklettert und mit der Taschenlampe um den Gleiter herumgegangen war. »Wir haben Glück gehabt. Es gibt auch hier Bäume.« Er leuchtete nach vorn. Der Gleiter war durch leichtes Buschwerk gebrochen und hatte die Nase unter ein verfilztes Dickicht aus dornigen Ranken und harten trockenen Blättern gebohrt, die ihn nun zur Hälfte bedeckten.
    »Ich glaube, wir bleiben am besten, wo wir sind. Wenigstens bis zum Morgen oder bis wir neue Anweisungen erhalten«, sagte Steve.
    Jerome nickte. »Während der Nacht können wir ohnehin nichts unternehmen. Ich möchte die Scheinwerfer nicht einschalten, bevor wir nicht wissen, was hier eigentlich los ist.«
    Steve schlug nach einem Moskito, der den Stachel in seine Stirn gebohrt hatte. »Diese Biester scheinen sich rasch auf neue Ernährungsgewohnheiten umgestellt zu haben«, knurrte er. »Es gibt noch keinen Menschen in dieser Epoche, aber diese Viecher halten bereits alle Mittel bereit um ihn gebührend zu empfangen, wenn er die Bühne der Welt betritt, um ihn zu piesacken, durch Krankheiten zu dezimieren und ihm das Leben zur Hölle zu machen.«
    »Unglaublich, dass alles schon fertig sein soll und nur der Mensch noch fehlt.«
    »Und Gott sah, dass es gut war, aber dann packte ihn der Übermut und er sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei …«
    Plötzlich war im Süden in etwa fünfzehn bis zwanzig Kilometern Entfernung ein Artillerieschuss zu hören. Sie lauschten atemlos, dann erfolgte der Einschlag. Er lag etwa zwei Kilometer nordwestlich von ihnen. Ein greller Lichtblitz zerriss die Dunkelheit.
    »Wir scheinen aber trotzdem nicht im Paradies gelandet zu sein«, sagte Jerome. »Das verspricht eher ein heißer Empfang zu werden.«
    »Wenn wir nicht ziemlich steil heruntergekommen wären und ich den Gleiter nicht etwas nach Süden gesteuert hätte, säßen wir jetzt wohl genau an der Einschlagstelle«, sagte Steve. »Wahrscheinlich haben sie den Materialisationsknall geortet und danach unseren wahrscheinlichsten Landepunkt berechnet.«
    Sie lauschten bang in die Nacht, aber die Gegner schienen das Feuer eingestellt zu haben.
    Plötzlich wurde der Empfänger wieder lebendig.
    »Willkommen in der Hölle«, sagte eine Stimme in einwandfreiem Englisch, mit kaum hörbarem, aber hart klingendem Akzent. »Seid ihr gut gelandet?«
    »Nicht antworten!«, schrie eine entferntere Stimme dazwischen. »Lasst euch nicht in die Irre führen. Die wollen nur eure Position orten, um euch eins überzubraten.«
    Jeromes Zeigefinger, der gekrümmt über dem Schalter geschwebt hatte, erschlaffte und fiel zurück.
    »Es ist ohnehin besser, ihr ergebt euch so schnell wie möglich, wie die meisten eurer Kameraden es getan haben. Ihr seid in höchster Gefahr. Die Gegend, in der ihr

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