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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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wird, wenn Ströme wie der Nil und die Rhône und ein paar hundert weitere respektable Flüsschen es nicht verhindern konnten, dass er austrocknete.«
    »Mir war aber so, als verliefe die Küstenlinie der Balearensee erheblich weiter südlich als auf den Karten der topografischen Rekonstruktion.«
    »Was mir weit mehr Sorgen macht, ist das Gerede, es gäbe keine Möglichkeit in die Zukunft zurückzukehren.«
    »Du hältst es allen Ernstes für möglich, dass man uns ausgetrickst hat?«, fragte Steve entgeistert. »Das würde ja bedeuten …« Er brach ab, als Jerome mit aller Kraft auf die Bremse stieg und die Katze mit einem Ruck zum Stehen brachte. Steve blickte durch die Windschutzscheibe, um nach dem unvermuteten Hindernis Ausschau zu halten, und starrte in das schrecklichste Gesicht, dem er sich je gegenübergesehen hatte. Auf einem Stahlrohr von etwa fünf Zentimetern Durchmesser, das jemand tief in den Boden gerammt hatte, steckte ein abgeschlagener menschlicher Kopf. Es war der Kopf eines jungen Mannes, denn der wie zum Schrei geöffnete Mund zeigte ein fehlerloses Gebiss. Er trug eine eng anliegende Fliegerhaube aus Leder, wie man sie bei russischen Kosmonauten oft sieht. An der Seite war mit einer Lasche eine Atemmaske befestigt, deren geripptes Schlauchstück offenbar gemeinsam mit dem Hals durchtrennt worden war.
    Jerome hatte den Motor abgestellt. Wie gebannt musterten sie den schrecklichen Fund. Der Tod konnte vor noch nicht allzu langer Zeit eingetreten sein. Die fahle Haut zeigte nicht die geringste Spur von Verwesung; das Blut an dem verzinkten Stahlrohr war klumpig geronnen und sah aus wie Rost. Trotz des Nebels hatten sich die ersten Fliegen bereits eingefunden. Steve blickte sich um, konnte aber nirgends den Rest des Leichnams entdecken. Die Stille hatte plötzlich etwas Bedrohliches. Irgendwo in der Ferne war ein helles gackerndes Lachen zu vernehmen, das ebenso gut Affengeschnatter oder der Ruf eines großen unbekannten Vogels hätte sein können wie das triumphierende Gelächter der Bestie, die diese Scheußlichkeit verübt hatte.
    Steve atmete erleichtert auf, als Jerome den Motor wieder startete. Sie ließen das grausige Wegzeichen hinter sich. Jedes Mal fasste Steve die Waffe fester, wenn sich ein Schatten im Nebel abzeichnete und er glaubte, der Mann mit der Ledermaske verstelle ihnen den Weg, das Richtschwert drohend erhoben, doch es waren nur Euphorbien, die ihre dunklen Äste reckten.
    Der Baumwuchs wurde nun dichter, und bald darauf stießen sie auf einen Fluss, dem sie in nördlicher Richtung folgten. Sie suchten nach einer Furt, um ans östliche Ufer zu gelangen, und kamen nur noch im Schritt-Tempo voran. Das Buschwerk am Ufer war fast undurchdringlich, und immer wieder versperrten ihnen umgestürzte Bäume den Weg. Sie mussten mehrmals Umwege fahren. Schließlich fanden sie eine Stelle, an der das Wasser seicht genug schien um durchzukommen.
    Jerome schaltete den Motor aus, als er eine Bewegung am gegenüberliegenden Ufer sah. Eine Herde Mastodonten brach durch das Gehölz und trottete zur Tränke. Die gewaltigen, bis zu sechs Meter hohen Tiere mit ihren kurzen, fast etwas unterentwickelt erscheinenden Stoßzähnen und dem tapirähnlichen plumpen Kurzrüssel, der sich erst beim Mammut und Elefanten zum geschickten Greiforgan ausformen würde, wirkten allesamt ermattet und elend, das dunkle zottige Fell schien ihnen büschelweise auszufallen, und wo an den abgemagerten Flanken die bloße grauscheckige Haut zutage trat, zeigten sie eitrige Wunden und frisch aufgebrochene Risse, aus denen hellrotes Blut sickerte. Die typischen Anzeichen fortgeschrittener Strahlenkrankheit. Eins der Jungtiere hatte einen verkrüppelten Rüssel, der wie ein verkohlter Beinstumpf zwischen den kleinen, eben erst zutage tretenden Stoßzähnen hin und her zuckte.
    Einer der älteren Bullen war durch Granatsplitter oder Schüsse am Kopf verletzt worden. Durch das herabrinnende Blut geblendet, hob er misstrauisch witternd den Rüssel in ihre Richtung und stieß einen grollenden Trompeten-Ton aus, der in einem heiseren Schluchzen erstarb. Die Flanken des mächtigen Bullen bebten vor Schwäche. Er bot einen erbärmlichen Anblick. Das Tier musste sich in unmittelbarer Nähe befunden haben, als eine Atomgranate explodierte, und hatte nicht mehr lange zu leben. Die Weibchen nahmen wie in düsterer Vorahnung die Jungtiere in ihre Mitte und drängten ihn beiseite, sichernd nach allen Seiten.
    Der Leitbulle ging mit

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