Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Freischärler, die auf deutscher Seite in Afrika und im Vorderen Orient kämpften. Seit dem Heiligen Vertrag von Medina liegt zwischen dem Altantischen und dem Indischen Ozean, zwischen der Bucht von Aleppo und dem Golf von Aden eines der mächtigsten Staatsgebilde der Erde: die Vereinigten Nationalarabischen Republiken.«
    »Eine wahnwitzige Vorstellung«, sagte Jerome, und es klang, als schnüre sie ihm die Brust zusammen.
    »Nein, eine geschichtliche Realität. Eine von vielen. Umso erstaunter war ich, als hier ein Kontingent hervorragend ausgerüsteter Elitetruppen eintraf. Sie stammten aus dem Jahr 1992 und behaupteten, der Staat Israel habe neben der Sechsten Flotte den Hauptanteil beim Schutz der Südflanke der NATO. Das war vor fast zwanzig Jahren. Diese Isarelis lieferten den Arabern eine erbitterte Schlacht um Gibraltar, bis die ihre Drohung wahr machten und die Meerenge in die Luft sprengten.«
    »Es ist also wahr«, sagte Steve.
    »Ja. Sie haben ein mächtiges Loch gesprengt, das sich allmählich erweitert. Sie haben damit eines der beeindruckendsten Naturschauspiele geschaffen, einen vier-hundert Meter hohen Katarakt, über den mehr als hundertmal so viel Wasser herabstürzt wie über die Niagarafälle. Aber der Meeresspiegel steigt kaum einen Meter im Jahr. Es dürfte noch tausend Jahre dauern, ehe das Mittelmeer voll gelaufen ist. Wir werden uns keine nassen Füße mehr holen.«
    »Wird die Festung aufgegeben?«, fragte Jerome.
    »Vorläufig noch nicht. Aber es können nicht mehr viele Gruppen unterwegs sein. Höchstens noch ein oder zwei von den Allerersten von 1986. Sie hatten die größten Streubreiten. Die späteren - die letzten stammen aus dem Herbst 1996 - lagen alle ziemlich genau in der Mitte des Zielzeitraums. Die Treffsicherheit hatte sich verbessert.«
    Moses und seine Gruppe, schoss es Steve durch den Kopf. Ob sie noch unterwegs war?
    »Im Herbst 1996 hören auch die Materiallieferungen auf. Wir haben nie einen Container gefunden, der später auf die Reise geschickt wurde.«
    »Dann wurde das Projekt wahrscheinlich eingestellt, weil es ein Fehlschlag war«, meinte Jerome und trank sein Glas aus.
    Er will es nicht wahrhaben, sagte sich Steve. Sie können es nie bemerkt haben, dass es einer war, weil die Rückkopplung fehlt. Nur wir könnten es ihnen sagen. Nur wir wissen, dass die Zukunft in Bewegung geraten ist, immer neue Varianten gebiert. Aber warum hat das niemand bedacht, niemand vorhergesehen? Sie haben die Wirklichkeit in Stücke gesprengt. Nun fliegen die Zukünfte auseinander wie Galaxien. Selbst wenn sie je in die Zukunft zurückkehrten, welche war ihre Heimatgalaxis? Vielleicht lag hierin der Grund, warum das Chronotron nur in einer Richtung funktionierte - die prinzipielle Schwierigkeit, die den Fachleuchten entgangen war.
    »Es ist durchaus möglich«, sagte der Kommandant und blickte Jerome fest an, als wolle er ihn auf seinem Platz festbannen, damit die Erkenntnis, die gleich über ihn hereinbrechen würde, ihn nicht hinwegfegte, »dass es nach dem Herbst 1996 die Vereinigten Staaten von Amerika nicht mehr gibt.« Sie traf ihn wie ein Hieb. Harness taxierte Jerome wie ein Boxer, der seinen Gegner auf die Bretter geschickt hat.
    »Das ist eine reine Spekulation«, warf sich Steve dazwischen. Er war plötzlich sehr durstig und trank hastig sein Glas leer, spürte, wie der Geschmack der Zitrone seinen Gaumen zusammenzog.
    »Zugegeben«, sagte der Kommandant, während er die Gläser wieder füllte, »wenn auch eine von überwältigender Wahrscheinlichkeit. Die USA scheinen etwas glücklos im Poker um die Zukunft gewesen zu sein. Wir sind mit zu großem Hochmut an die Sache herangegangen, das hat uns leichtsinnig gemacht. Jetzt haben wir unser letztes Hemd verspielt.«
    Jerome starrte schweigend geradeaus. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet. Steve folgte seinem Blick. An der Wand hing ein aufwendiger, schon etwas vergilbter und von Fliegendreck heimgesuchter Kalender der Pemex für das Jahr 1992, darauf war eine Landkarte von Nordamerika abgebildet. Das Staatsgebiet der USA reichte von Maine im Norden bis Georgia, Alabama und Mississippi im Süden, ohne Zugang zum Golf. Jenseits des Flusses begann eine riesige mit abblätternder Goldfarbe unterlegte Fläche, die bis zum Pazifik und weit nach Süden reichte: das Kaiserreich Mexiko. Links oben prangte das pompöse Wappen der Habsburger, rechts das noch pompösere der Ölfirma.
    Steve bemerkte, dass er die grob

Weitere Kostenlose Bücher