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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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verärgert habe, weil ich ihn zuerst gebeten habe, den Film zu drehen, dann möchte ich mich hiermit dafür entschuldigen. Das Projekt wurde sehr eilig auf den Weg gebracht. Es war kaum Zeit für gewissenhafte Vorbereitungen. Und er hat den Ruf, ziemlich beharrlich zu sein.«
    »Beharrlich! Es wäre alles reine Fiktion geworden. Sie hätten nicht mal eine Minute davon zeigen können.«
    »Das ist mir jetzt auch klar. Es war ein Irrtum.«
    »Warum haben Sie mir nicht sagen können, wen Sie vor mir verpflichtet hatten? Hm? Ich kann Ihnen sagen, warum. Weil das eine Totgeburt ist. Der Film sollte nie gezeigt werden. Niemandem außer Ihnen. Das war nie eine normale Produktion. Das ist eine Ermittlung. Gabriel hat das leider zu spät gemerkt, sonst wäre er nicht in diese beschissene Falle getappt. Wir sind alle
Köder. Wir sind hier, um Feuer zu legen. Wir sind das Kanonenfutter.«
    Ein Zittern lief über Max’ geschlossene Augenlider, und sein dünner Mund erschlaffte. Aber diese zur Schau gestellte Schwäche konnte Kyle nicht mehr bremsen. Oder war das nur eine Reaktion auf seine schlechten Manieren? »Ich wäre beinahe in diesem Motelzimmer in Amerika draufgegangen. Irgend so ein Ding wollte mich zerfetzen. Was es war, weiß wahrscheinlich niemand außer Ihnen, Max. Sie haben die entsprechenden Informationen bewusst zurückgehalten. Das Ergebnis ist, dass Gabriel ein Bein verloren hat und Gonal und ich beinahe aufgeschlitzt worden wären. Ist Susan auch eines Ihrer Opfer gewesen? Ist sie so gestorben? Haben ›die alten Freunde‹ bei ihr angeklopft?«
    »Bitte, nicht so.«
    »Ich hätte in Seattle beinahe einen Hirnschlag, gefolgt von einem Herzstillstand erlitten!« Kyle hielt inne. Um Max’ Augen herum schimmerten Tränen. Er wandte sich ab und starrte den Vorhang an, als wäre niemand mehr im Zimmer. Kyle senkte die Stimme. »Max, wer sind die? Was geht hier vor? Sagen Sie es mir, bevor es noch schlimmer wird. Max?«
    Nach einer Weile drehte Max ihm wieder das Gesicht zu. Er bebte vor Erregung, konnte aber nur noch flüstern, seine Stimme versagte immer wieder. »Auch wenn es nicht so aussieht, Martha und Bridgette haben es noch gut getroffen. Susan auch.« Max schluckte und hob dann den Kopf, als wollte er sich tapfer verteidigen. »Viele andere … wurden mitgenommen. An einen anderen Ort.«
    Max schien seine Trauer oder seinen emotionalen Zusammenbruch nicht zu simulieren. Aber seine augenscheinliche Offenheit rief in Kyle keine Befriedigung hervor. Ein anderer Ort . Diese rätselhafte Bemerkung sorgte dafür, dass ihm im wörtlichen Sinn die Spucke wegblieb. Die Atmosphäre im Zimmer wurde noch angespannter. Er hatte das Gefühl, er klammerte sich an einen Anker,
der in rasender Geschwindigkeit auf den Meeresgrund sank. Bruchstücke aus seinen Träumen blitzten auf. Wurden ergänzt von neuen Eindrücken, die auf den Andeutungen von Gonal und Gabriel beruhten, und dem, was Martha Lake ihm gezeigt hatte.
    »Was?« Das war das Einzige, was er hervorbrachte, und seine Stimme klang genauso dünn wie die von Max.
    Max tupfte sich mit einem Taschentuch, das er unter der Bettdecke hervorgeholt hatte, die Tränen aus dem Gesicht. »Es tut mir sehr leid. Wirklich.« Sein Blick wanderte zu der Karaffe auf dem Nachttisch. »Wären Sie so nett?«
    Kyle stand auf, um die Getränke einzugießen. »Keine faulen Ausreden mehr, bitte. Raus mit der Wahrheit, Max. Ich bleibe so lange hier, bis ich alles weiß.«
    Max schniefte, setzte sich etwas aufrechter hin und versuchte, sich wieder zu fassen. »Natürlich. Aber es gab gute Gründe dafür, warum ich Ihnen bestimmte Dinge nicht mitteilen konnte. Zum einen hätten Sie mir nicht geglaubt. Die arme Susan hat es auch nie getan. Ich habe ja versucht, es ihr zu erklären.« Er senkte die Stimme. »Und Sie haben recht mit Ihrer Vermutung, was Susans Ende betrifft.« Max erschauerte. »Ich sah ihre Zimmerdecke. Über ihrem Bett. Um Gottes willen!«
    »Schon gut, Max.«
    Max wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen, als wollte er auf diese Weise das Bild verbannen. »Der bloße Anblick dieses Eindringlings hat sie schon umgebracht. Ihre bedauernswerte Tochter dachte, es sei ein Wasserfleck von einem Rohrbruch. Können Sie sich vorstellen, was sie von mir gedacht hätte, wenn ich versucht hätte, ihr zu erklären, was ihrer Mutter eine so große Angst einjagte, dass sie daran gestorben ist? Was hätten andere Leute davon gehalten? Sie hätten mich für wahnsinnig erklärt.

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