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Der letzte Tiger

Der letzte Tiger

Titel: Der letzte Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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Mit dem typischen federnden Gang von Menschen, die schwere Lasten gewohnt waren. Die Knie gebeugt und etwas hastend, so als ob sie dem Gewicht der Körbe immer einen Schritt voraus sein wollten.
    Sie saßen eine Weile so zusammen, als Do Van Dang, der Chef der Spurensicherung, mit seinem alten chinesischen Roller, dessen Motor laut schepperte, neben ihnen hielt.
    »Wusste ich doch, dass ich dich hier finde«, sagte Dang und stieg ab. Seinen Motorradschlüssel gab er einem der beiden Jungs, die Minh extra dafür angeheuert hatte, die Fahrzeuge seiner Gäste in einer nahegelegenen Seitengasse zu parken. Die Verkehrspolizisten verlangten in letzter Zeit zu viel Schmiergeld dafür, dass sie die Gäste direkt vor dem bia hoi unbehelligt parken ließen.
    Minh holte mehr Bier und ein zusätzliches Schälchen für Dang, der sogleich Fleisch und eine Handvoll Pilze in die Brühe warf.
    »Du hast mich gesucht?«, fragte Ly.
    »Dein Telefon war ausgestellt.«
    Ly sah auf das Display. Der Akku war mal wieder leer. Er würde es nie lernen.
    »Hm, lecker. Wirklich gut«, sagte Dang mit vollem Mund. Minh strahlte. Er war immer stolz auf seine gute Küche.
    »Ich dachte, du willst es sofort wissen«, sagte Dang kauend.»Ich weiß jetzt, wer in der Wohnung deines Freundes war. Wir konnten die Fingerabdrücke identifizieren.«
    »Was? Wer?« Darauf hatte Ly nicht zu hoffen gewagt.
    Umständlich erklärte Dang, dass er seine Forensikstudenten für ein paar Tage in die Rechtsmedizin geschickt hatte. Und Dr. Quang habe wohl versucht, sie irgendwie zu beschäftigen. Er ließ sie von allen Toten, die er da noch liegen hatte, Fingerabdrücke nehmen. Das gehöre sonst nicht zur Routine.
    »Dang, komm zur Sache. Wer?«, unterbrach Ly ihn.
    »Es war Nguyen Van Nam, der in der Wohnung war. Der Unfallfahrer vom Literaturtempel.«
    Ly sah Dang einen Moment sprachlos an. In seinem Kopf ratterten die Gedanken kreuz und quer durcheinander. »Warte, warte«, sagte er hastig. Er schloss die Augen, drückte seine Finger an die Schläfen. Das hieß doch … Der Mord an Truong war ein Teil in diesem verfluchten Literaturtempel-Tigerfall. Nam, der Unfallfahrer mit dem Tiger im Wagen, war in Truongs Wohnung gewesen und hatte dafür gesorgt, dass Truong ein tödlicher Schlag traf. Und kurz vor seinem Tod war Truong in Na Cai gewesen. Und dann war da die Verbindung zwischen der Baronin aus Na Cai und dieser Jacky, die auf jeden Fall in den Tierhandel involviert war. Das hing doch alles zusammen.
    Und wenn dieser Unfallfahrer vom Literaturtempel ein Handlanger für die Tierhändler gewesen ist, wäre es doch möglich, dass auch der Mord an Truong für ihn nur ein Auftrag gewesen war. Vielleicht war sogar sein eigener tödlicher Unfall kurz darauf geplant gewesen. Es könnte Absicht gewesen sein, dass der Tiger zu früh aufwachte – mit dem Ziel, den Auftragsmörder von Truong aus demWeg zu schaffen. Er war ein Mitwisser gewesen und ein Spieler. Das war manchmal eine riskante Mischung. Etwas allerdings passte nicht. Durch den Tiger im Wagen war die Polizei erst auf die Spur dieses ganzen Geschäfts gekommen. Das konnte kaum der Plan gewesen sein.
    Ly sprang auf. Er musste unbedingt noch einmal mit der Frau vom Haus an den Gleisen sprechen. Er musste sie irgendwie zum Reden bringen.
    *
    Für die fünfzehn Kilometer zur Untersuchungshaftanstalt brauchte Ly diesmal über eine Stunde. Es war Feierabendverkehr. Um den Stau auf den Straßen zu umfahren, fuhren viele Motorräder einfach über die Gehwege, woraufhin Fußgänger auf die Fahrbahn auswichen. Autos zogen auf die Gegenfahrbahn, und immer wieder kamen Ly Lastwagen und Busse auf seiner Spur entgegen. In all dem Gedränge fuhren Kinder Rad oder Inlineskates. Einmal musste Ly für einen Jungen bremsen, der auf einem Bobbycar versuchte, die Straßenseite zu wechseln.
    In den Kegeln der Scheinwerferlichter hingen Staub und Dreck. Lys Haut klebte, und er hatte das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Als er endlich vor dem Tor der Haftanstalt ankam und sich mit seinem weißen Hemdsärmel über das Gesicht wischte, war der Stoff danach grau.
    Er klingelte mehrmals, bis eine Stimme aus der Gegensprechanlage ertönte: »Hallo?«
    »Kommissar Pham Van Ly, Mordkommission. Ich muss …«
    »Wer?«
    »Mordkommission. Machen Sie bitte auf.«
    »Moment.«
    Ly musste ein paar Minuten warten. Unruhig lief er hin und her. Schließlich öffnete ein Wärter eine der Seitentüren. Sein Hemd war zerknittert, hatte dunkle

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