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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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drückte die Stelle, an der sich das Herz befinden musste. Er starrte tief in die glasigen, leblosen Augen und murmelte etwas mit seiner leisen, grollenden Stimme.
    Die Leiche fing an sich zu bewegen, hier und da zuckte unter der Kleidung ein Muskel.
    »Komm zurück«, sagte Reyes. Er rief sie – rief sie buchstäblich von den Toten zurück. Die Bewegungen wurden zu richtigen Krämpfen, ihre Fersen trommelten auf den Boden, der Kopf zappelte hin und her wie ein Fisch an Land. Ihr Körper bog sich durch, und ein saurer Gestank breitete sich aus, ähnlich dem Mistgeruch draußen, nur viel schärfer und penetranter. Die Hände der Toten verformten sich zu Krallen und griffen nach ihrem Gesicht. Sie setzte sich langsam auf, krallte dabei immer wieder nach der Haut um die Augen herum.
    Sie fing an zu schreien, als sich Hautstreifen von ihrem Gesicht schälten, aber sie hörte nicht auf, die Nägel in Stirn und Wangen zu bohren. Wenn überhaupt, wurde das Kratzen nur noch schlimmer. Sie würde sich das Gesicht herunterreißen, Stück für Stück. Caxton beobachtete die Geburt einer neuen Halbtoten, eines Ersatzes für den, den Reyes ins Feuer geworfen hatte.
    Der Vampir spürte ihren Abscheu. Er sah zu ihr herüber, und einen langen Augenblick starrten sie sich gegenseitig in die Augen. Caxton fühlte ihn in ihrem Kopf herumkriechen, beinahe so, als wühlte er sich durch das Ablagesystem ihres Bewusstseins, würde nach etwas suchen und es nicht finden. Er war aufgebracht, wütend, nervös – doch als sie diese Regungen in ihm spürte, trat er hart auf die psychische Verbindung, die sie teilten. Caxton wand sich, als hätte sie eine Stromleitung angefasst. Er schaute wieder weg, und sie brach auf dem Karren zusammen, schnappte keuchend nach Luft. Ihre Lider schlossen sich und …
    … sie war wieder in dem brennenden Stahlwerk, noch immer an die Kette geklammert.
    Sie konnte kaum glauben, dass sie noch immer nicht losgelassen hatte. Plötzlich verspürte sie das überwältigende Verlangen, genau das zu tun. Sie konnte sich alles bildlich vorstellen. Ihr Körper würde ein paar Sekunden lang durch die Luft fallen. Sie würde auf die Oberfläche des geschmolzenen Metalls prallen. Ihre Haut würde auf der Stelle verbrennen. Ihre Muskeln und ihr Fleisch würden etwas länger standhalten. Es würde schmerzen. Sie war davon überzeugt, dass es stärker schmerzen würde als alles, was sie je erlebt hatte. Aber nur eine Sekunde lang. Und dann … was? Das große Vergessen? Das Nichts?
    Wie verlockend das war … wie verlockend, alles hinter sich zu lassen. Sie dachte an das Leben, das sie geführt hatte, bevor man sie in den Sarg gesperrt hatte, und wie viel davon nacktes Elend gewesen war. So hart für die Anerkennung ihrer Vorgesetzten zu arbeiten, für Arkeleys Anerkennung, die Anerkennung ihres toten Vaters. Keiner von ihnen hatte sie je ernst genommen. Dann war da Deanna, Deanna, die sie so sehr liebte, Deanna, die unter ihren Augen dahinwelkte. Deanna, die einmal voller Leben und sexy gewesen war und jetzt die Hälfte der Zeit nicht einmal mehr von der Couch herunterkam. Wenn Caxton nach Hause kam, fand sie sie meistens dort vor, in eine Decke gehüllt, die Augen auf eine Promishow im Fernseher gerichtet. Oder sie starrte einfach bloß ins Leere, ohne überhaupt etwas wahrzunehmen. Caxton hatte sich geschworen, Deanna zu retten, sie ins Leben zurückzuholen. Aber sie wusste, dass sie versagte. Wenn überhaupt etwas geschah, dann zerrte Deanna sie mit hinunter.
    Die Hunde – die Greyhounds, ihre wunderschönen Tiere. Sie würden sie vermissen. Sie würden jammern. Aber dann würde jemand anders kommen und sie füttern und tätscheln, und nach kurzer Zeit würden sie sie vergessen. So wie die ganze Welt Laura Caxton nach einer kurzen, pflichtgemäßen Trauerzeit vergessen würde. Wenn sie einfach zu existieren aufhörte, würde sich nichts verändern, nicht richtig jedenfalls. Das hieß, doch, ja, eine Sache würde sich verändern. Auf dem großen Saldozettel würde ein gewisser Betrag an Qual von der Welt abgezogen werden. War das keine gute Sache? Wenn sie die Gelegenheit hatte, die Qualen der Welt zu reduzieren, indem sie ihren eigenen ein Ende bereitete, war das dann nicht genau der richtige Weg?
    Und dafür musste sie nur eines tun: Sie musste einfach loslassen.
    Sie nahm eine Hand von der Kette, und irgendwo außerhalb ihres Traums fühlte sie, wie Reyes, der Vampir, lächelte. Sie starrte ihre Hand an. Er

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