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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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der Küche brodelte Wasser im Suppentopf. Auf
der Theke lagen Fettuccini, und in einer Pfanne köchelte eine interessant
aussehende Sauce ohne Tomaten. Eine große Schüssel mit Salatkräutern und
Tomaten stand auf der Theke, daneben ein knuspriges, mit Sesam bestreutes
Semolinabrot von Carmine’s. In einem Schälchen schwamm ein Eigelb.
    Als Silvestri sein Gespräch beendet hatte,
überraschte er Wetzon, wie sie an der Sauce schnupperte. »Was hast du mit dem
Ei vor?« fragte sie.
    »Wird über die heiße Pasta gekippt.«
    »Mmmm. Du bist eingestellt.«
    »Oh, aber ich meine, du solltest mich erst
ausprobieren«, schlug er vor.
    Sie ließ ihren Finger ganz langsam von seiner
Kehle bis zum Hosenbund wandern. »Was für eine verlockende Idee.«
    Er packte ihre Hand und zog sie an sich. Das
Telefon läutete.
    »Mist«, sagte sie. Er schob ihr Haar zur Seite
und küßte sie auf den Nacken.
    »Wird schon eine Nachricht hinterlassen«,
murmelte Silvestri, während er ihre Bluse aufknöpfte.
    Im Hintergrund schaltete sich der
Anrufbeantworter ein. Eine Männerstimme voll aufgesetzter Fröhlichkeit sagte:
»Hallo, Leslie, hier ist Peter Koenig. Ich bin wieder in der Stadt, mit Tacoma
Triptych... Für den Fall, daß du dich nicht mehr an mich erinnerst: Früher
bin ich mal mit Terri Matthews gegangen.«
     

MEMORANDUM
    An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
    Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
    Datum: 16. November 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Tolle Neuigkeit! Wir haben gerade gehört, daß
etwas über die Show im morgigen »Wochenend«-Teil der Times in der Kolumne »Auf
und hinter der Bühne« gebracht wird. Der Redakteur hat letzte Woche eine Stunde
mit Mort verbracht, drücken wir also die Daumen.
     
     

13.
Kapitel
     
    »Hast du das gesehen, Häschen? Er hat letzte
Woche eine Stunde mit Mort verbracht. Meinst du, Mort hat ihm gegenüber
erwähnt, daß er zwei Partner hat, daß es uns gibt?«
    »Im Leben nicht, Schatz. Glaub mir, er wird den ganzen
Ruhm für sich in Anspruch nehmen. Aber falls etwas schiefgeht, wird es
natürlich heißen: >Übrigens habe ich zwei Partner bei diesem Fiasko.<«
     
    »Also was meinst du? Soll ich ihn anrufen?«
Wetzon brach ein Stück Brot ab und wischte die wenigen Tropfen Sauce auf, die
auf ihrem Teller übrig waren.
    »Warum nicht?«
    »Wir wissen doch noch nicht, ob es wirklich
Terri ist.« Sie räumte die leeren Teller auf dem Tisch ab, ging in die Küche,
stellte sie in die Spüle und kam dann mit einem Tablett zurück, auf dem ihre
Melittakaffeekanne, zwei Tassen und ein Teller mit Mandelplätzchen standen.
»Oder?«
    »Demnach heißt es jetzt wir?« Silvestri mußte
lachen, als sie ein Gesicht zog, dann sagte er: »Nein, wir wissen nicht, ob es
Terri Matthews ist.«
    »Wann werden wir es wissen?«
    »Vielleicht bald. Vielleicht nie. Wir brauchen
ärztliche Unterlagen, zahnärztliche Unterlagen. Die Polizei in Cincinnati ist
bereit, mit Nina zusammenzuarbeiten.« Er kostete den Kaffee. »Der ist gut.«
    »Starbucks. Hast du mit Ann von der Gewerkschaft
gesprochen?«
    »Ja. Sie war hilfsbereit. Das letzte Jahr, in
dem Terri ihre Beiträge gezahlt hat, war 1977. Sie hinterließ keine
Nachsen-deadresse, und nach Combinations hatte sie, soweit bekannt,
keinen weiteren Kontakt mehr mit der Gewerkschaft.«
    »Keine Arztrechnungen?« Wetzon tunkte ein
Plätzchen in den Kaffee, dann ließ sie es im Mund zergehen.
    »Nein.«
    Sie blickte auf ihren Teller und seufzte.
    »Les?«
    Als sie aufschaute, sah sie sein so vertrautes
Gesicht, so vertraut, als wäre es ihr eigenes. Sein dunkles Haar lichtete sich
über der Stirn. Der Schatten des einen Tag alten Bartes milderte die scharfe
Backenlinie; die kleine Kerbe im Kinn schimmerte dunkler. Sie fragte: »Hast du
jemals Angst, Silvestri?«
    Wenn er sie liebte, waren seine Augen türkis;
wenn er wütend war, wurden sie grau. Jetzt, während er sie prüfend betrachtete,
schienen sie türkis. Er hatte ihre Frage nicht beantwortet.
    »Selbstverständlich«, sagte er schließlich. »Nur
ein Dummkopf hat niemals Angst, Les. Eine kleine Dosis altmodischer Furcht ist
eine gute Sache. Sie veranlaßt einen, es sich zweimal zu überlegen, ehe man
sich in etwas stürzt.«
    »Früher hatte ich nie Angst. Ich kämpfte mich
durch und vertraute darauf, daß alles am Ende gut würde.«
    »Als ob ich das nicht wüßte.« Er strahlte sie
an.
    »Silvestri, ich bin sicher, daß das im Koffer
Terri war. Jemand brachte sie um und kam einfach

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