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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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davon, weil wir alle so mit
uns selbst beschäftigt waren. Sie wurde zweimal getötet. Einmal mit einer
Pistole. Und noch einmal von jedem, der sie kannte.«
    »Les, warum warten wir nicht, bis wir eine
positive Identifizierung haben?«
    »Dann rufe ich Peter morgen an. Heute abend habe
ich sowieso keine Lust, mit ihm zu reden.«
    »Hast du mit Metzger gesprochen?«
    Sie hatte den Mann, der auf Darlene geschossen
hatte, beinahe vergessen. »Nein. Ich mache es morgen. Versprochen.«
    Beide räumten das Geschirr in die Spülmaschine
und brachten die Küche in Ordnung. Silvestri goß den Rest Kaffee in seine Tasse
und setzte sich aufs Sofa, um Double Indemnity zu sehen. Wetzon ging zu
Bett. So erschöpft sie vom Tag war, schlief sie dennoch schlecht, wachte
ständig auf und döste wieder ein. Muskelkrämpfe attackierten ihre Waden, die
Fußsohlen; ihre Zehen spürten den Druck der Decke. Sie schlief verkrampft. Es
war noch dunkel, als sie aufstand, Leggins, ein Sweatshirt und Beinwärmer anzog
und langsam, aber gründlich an der Barre trainierte; unaufhörlich hatte sie
dabei den Refrain von Terris heiserer Stimme im Ohr: »Hat mich niemand
vermißt?« Während sie den Nacken frottierte, wies Wetzon die Frage von sich, ob
der Schweiß von ihrer Niedergeschlagenheit oder dem Training herrührte; sie
hörte auf, setzte sich im Schneidersitz mit dem Rücken zur Wand unter die Barre
und meditierte, bis Izz auf ihren Schoß kletterte.
    Erst dann kochte sie Kaffee, gab Izz frisches
Wasser und Trockenfutter und ging unter die Dusche.
    Die Liste der Dinge, die zu tun waren, wurde
länger: Peter Koenigs Anruf beantworten, Marissa Peisers Anrufe beantworten,
Metzger anrufen, mit Carlos sprechen und sich erkundigen, ob er Nancys Bitte
entsprochen und mit der Gewerkschaft geredet hatte, sowie, auf der weniger
wichtigen Seite, Rosenkind Luwisher vergewaltigen, plündern und brandschatzen.
Es würde ein langer Tag werden, gekrönt von einem Abendessen mit Smith, was
immer eine doppelte Strapaze war.
    Halb angezogen saß sie auf dem Badewannenrand
und trocknete sich das Haar, das sie anschließend zu einem Scheitelknoten
aufsteckte. Es war gerade lang genug. Früher einmal war sie nie ohne die
Ballerinenfrisur ausgegangen, aber das war, bevor der Schuß ihre Kopfhaut
gestreift hatte. Die Kugel hatte eine Furche durch ihr Haar gezogen, so daß es
fast bis auf die Haut abgeschnitten werden mußte.
    Mitten im Tuschen der Wimpern hielt sie inne.
Das war der Grund, warum ihr die Spur am Pelzhut aufgefallen war und sie immer
noch beschäftigte. Es war auch der Grund, warum sie Metzger nicht anrief.
    Auf der Fußmatte stapelten sich die Zeitungen.
Sie überflog die Schlagzeilen. Voilà, der Artikel über Rosenkind Luwisher,
genauso wie Laura Lee es vorausgesagt hatte. Es war der Aufmacher im Journal, auf der rechten Seite des Titelblatts. Große Neuigkeit. Sie las sie, während
sie ihre Vitamine schluckte, dann Orangensaft mit einem Schluck Kaffee zum
Nachspülen.
    Auch die Times brachte es, unten auf der
Titelseite mit einer Fortsetzung im Wirtschaftsteil. Sie fragte sich, ob
Börsenmakler in der Ankündigung einen Vorwand sehen würden, Rosenkind Luwisher
fallenzulassen. Vielleicht nicht. Sämtliche Firmen entführten einander ständig
die Broker, indem sie Spitzenleute mit Geld überschütteten, wenn sie an Bord
kamen. Geld und Vergünstigungen: schöne Büroräume, Verkaufsassistentinnen,
ausgeklügelte Computersysteme, Spesenkonten. Einzig entscheidend war das
Geschäft — wieviel kann ich verdienen.
    Der Lokalteil der Times brachte nichts über das
Skelett, aber warum hatte sie überhaupt damit gerechnet? Ihr war, als hielte
sie den Atem an, als wartete sie auf etwas.
    Als sie gehen wollte, erschien Silvestri,
duschte und rasierte sich, zog sich an.
    »Ich lasse dir die Times da«, sagte sie
zu ihm.
    »Frühe Verabredung?« Er berührte flüchtig ihren
Knoten, sagte zwar nichts dazu, hatte ihn aber immerhin bemerkt.
    »Konnte nicht schlafen.« Sie wich seinem Blick
aus. »Ruf mich an, wenn du etwas hörst.«
    »Okay. Heute abend wird es spät bei mir.«
    »Ich gehe mit Smith essen.« Sie setzte
vorsichtig die Baskenmütze über den Knoten und kraulte Izz an der Kehle. Das
Telefon läutete, was lange Verabschiedungen unmöglich machte, doch Wetzon
wartete, die Hand an der Wohnungstür, um zu hören, wer es war.
    »Nina, hallo.« Silvestri hörte schweigend zu.
Dann sagte er: »Nein, geht in Ordnung.« Wieder Zuhören. »Ja? Gut, gib

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