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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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mit einem Mal vor ihren fassungslosen Blicken in die Höhe wirbelte und dann, ehe es einer von ihnen zu fassen bekam, in dem offenen Cembalo landete.
    „Wow!“ Ohne einen Augenblick darüber nachzudenken, hechtete Phil hinterher, überwand die Absperrung und beugte sich in den Saitenkasten. Das jähe Aufheulen einer Sirene ließ sie zusammenfahren. Es gelang Phil eben noch, das Tuch verschwinden zu lassen, als schon die Museumsleiterin hereinstürzte, der eine sensationsgierige Meute hinterhertrabte.
    „WAS FÄLLT DIR EIN!“ Snickis spitzer Mund spuckte jedes einzelne Wort mit der Wucht eines Lava speienden Vulkans und übertönte sogar das enervierende Schrillen der Alarmanlage.
    Nach einem ersten Moment der Lähmung kroch Phil, eine Entschuldigung stammelnd, unter der Absperrkordel zurück auf den roten Teppich, während die Hüterin der Museumsschätze wutschnaubend einen kleinen Wandkasten aufschloss und sich vergeblich abmühte, die Sirene abzustellen.
    Es war offensichtlich, dass ihre Schäfchen dem kleinen Zwischenfall mehr abgewannen als dem Zuwachs an kulturellem Wissen. Sofort drängten sich einige Männer um den Kasten und berieten, was nun zu tun sei. Doch alle Vorschläge gingen ins Leere. Die Sirene gellte erbarmungslos weiter durch die ehrwürdigen Räume, bis die flatternden Finger der kleinen Frau schließlich den Hauptschalter betätigten. Augenblicklich verstummte der Signalton. Mit der Bedrohlichkeit einer angreifenden Nashornherde stampften zwei kurze Beine in Pumps auf Phil zu, der sich neben seine Schwester und Dorian geflüchtet hatte.
    „Verzeihen Sie, liebe Madame!“ Dorian, der sich von dem Schreck, den ihm die Sirene eingejagt hatte, langsam erholte, verneigte sich vor der nach Luft schnappenden Frau. „Mein verehrter Freund …“
    Weiter kam er nicht. Zornblitzend wie der Engel, der Adam und Eva aus dem Paradies vertrieb, wies die Museumsleiterin auf eine Seitentür, über der das Schild Notausgang prangte.
    In einem Spießrutenlauf durch die gaffenden Leute durchquerten sie mit gesenkten Köpfen das Cembalozimmer und fanden sich kurz darauf im Treppenhaus wieder.

K APITEL 16
    M ann, das war ja voll peinlich!“ Valentina ließ sich stöhnend gegen die Wand sinken. „Und was machen wir jetzt?“
    „Hier.“ Phil kramte das Taschentuch hervor und gab es seinem Besitzer zurück.
    Dorian nahm es entgegen und betrachtete es nachdenklich. „Das Tüchlein will den Weg uns weisen. Es kann kein Zufall sein, dass es den Ort anstrebte, den es auch auf dem Bildnis zeigte.“
    Valentina stieß sich von der Wand ab. „Vielleicht hat Dorian recht. – Ich halte mittlerweile alles für möglich.“
    „Na super!“ Phil ließ sich auf eine Stufe sinken und deutete achselzuckend auf die verschlossene Tür, die von außen nicht zu öffnen war. „Und wie sollen wir unbemerkt wieder reinkommen?“
    Dorian, der noch immer auf das Tuch starrte, sah hoch, als habe er sich an etwas erinnert. „Das Haus ist nicht mehr, wie es in meinen Kindertagen war“, sagte er gedehnt. „Indes führte neben den Gemächern ein Gang, durch den die Zofen und die Diener der Herrschaft Wünsche flugs erfüllten. – Er war, dessen bin ich ganz gewiss, mit den Treppen verbunden.“
    Mit großen Schritten durchmaß er das lang gezogene Treppenhaus und ging zielstrebig auf eine schmucklose Tür zu, die irgendwann einmal erneuert worden war. Erwartungsvoll drückte er die chromblitzende Klinke.
    „Offen!“ Valentina lief zu ihm hin, doch ihre Enttäuschung war groß, als sie erkannte, dass Dorian nur eine Besenkammer gefunden hatte.
    „Mist!“ Phil war ihnen nachgekommen. Er trat unwillig gegen einen Eimer.
    Dorian legte die Stirn in Falten. Dann schob er den Putzwagen, der fast die ganze Kammer ausfüllte, ins Treppenhaus und klopfte an die hölzerne Rückwand.
    Phils Augen leuchteten auf. „Hört sich hohl an. Der Gang könnte darunterliegen!“ Er drängte sich neben Dorian und tastete die Wand ab. „Wahnsinn, da ist tatsächlich ein Türrahmen!“ Während Dorian Phils Vermutung überprüfte, knipste Phil die Deckenleuchte an und sah sich in dem engen Raum nach einem passenden Werkzeug um.
    Valentina zog einen Schraubenzieher aus dem Putzwagen. „Meinst du, der geht?“
    „Wunderbar!“ Voller Tatendrang bohrte Phil die harte Spitze in den Zwischenraum von Türblatt und Türrahmen. Sein ganzes Körpergewicht dagegensetzend, brach er mit einem einzigen Ruck die verborgene Tür auf. Ein Schwall von Staub

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