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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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zurückschlichen. „Ist auch das Amulett verloren, so wird die Silberwaffe, die Magie uns zugeführt hat, den Todfeind, der mein Leben will, das Fürchten schon noch lehren.“
    Phil schwieg. Ja, es war Magie im Spiel, ob er nun daran glaubte oder nicht. Magie mischte sich in die profane Wirklichkeit von Alarmanlagen, Putzkammern und Hausmeistern. Dass sie den Dolch hier gefunden hatten, grenzte an ein Wunder – war ein Wunder. Mit rechten Dingen ging das alles definitiv nicht zu. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als Dorian mit einem entsetzten Aufstöhnen feststellte, dass sie Tür zum Depotraum ins Schloss gefallen war.
    „Mist!“ Phil fuhr sich durch die Haare.
    Dorian schüttelte ärgerlich den Kopf. „Im Eifer des Gefechtes ließen wir es an Umsicht mangeln. Nun sind wir hier gefangen.“
    Phil verzog den Mund. Dorian hatte recht, sie hätten die Tür irgendwie blockieren sollen. Aber gegen Dummheit konnten offenbar alle Magie und alles Glück der Welt nichts ausrichten. Jeder ist seines Glückes Schmied. Das abgedroschene Sprichwort stand wie eine Leuchtschrift vor ihm. Und schlagartig durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass sie bei ihrem Abenteuer keine Fehler machen durften. Wie hatte die Alte zu Dorian gesagt, ‚dein Schicksal ist noch nicht entschieden‘. Das hieß ganz klar, die Sache konnte auch schiefgehen, wenn sie sich zu sehr darauf verließen, dass Wunder geschahen. Sein Blick flatterte durch den Raum. Der ausgestopfte Eberkopf schien ihn hämisch anzugrinsen.
    Geräusche ließen sie zusammenschrecken. Wieder kamen Schritte näher. Eine durchdringende weibliche Stimme sagte etwas, eine männliche antwortete und eine weitere Männerstimme redete dazwischen. Wieder wurde ein Schlüssel in ein Schloss gesteckt, diesmal in das der Tür zum Jagdzimmer. Ohne sich abgesprochen zu haben, rannten die beiden Eindringlinge in die Richtung, aus der sie eben gekommen waren. Phil wollte sich lieber nicht ausmalen, was die Posaune loslassen würde, wenn sie Dorian und ihn hier entdeckte. – Und Valentina hatte recht, die Konsequenzen, die das auch schulisch nach sich ziehen würde … Sein Gehirn war wie leer gepustet. – Sollten sie sich irgendwo verstecken? Dorian blickte sich ebenso gehetzt und planlos nach einer Fluchtmöglichkeit um wie er. Sie durchquerten eben das Empfangszimmer des Fürsten, als es Phil wie Schuppen von den Augen fiel. Die Notausgänge! Natürlich, warum hatte er nicht gleich daran gedacht. Von innen nach außen mussten sie ja zu öffnen sein! Normalerweise waren sie zwar durch die Alarmanlage gesichert. Aber die funktionierte nicht. Er raste voraus ins nächste Zimmer. NOTAUSGANG strahlte ihm wie ein rettender Stern in Leuchtschrift entgegen. Die Schritte und Stimmen waren schon bedrohlich nah, als er völlig aus der Puste die Tür aufriss. Einen Atemzug später standen sie im Treppenhaus.
    „Wow!“ Phil fuhr sich erschöpft durch die Haare. „Typischer Fall von letzter Minute.“
    Auch Dorian schnappte nach Luft. „Ihre Glückskappe, mein lieber Freund, hat uns erneut gerettet.“
    Phil tippte sich kopfschüttelnd an die Stirn. „In diesem Fall eher das, was darunter ist.“
    Valentina, die Stimmen gehört hatte, hatte panisch den Putzwagen wieder in die Kammer gezogen und sich in dem winzigen Raum verschanzt. Als die beiden Jungs nun die Tür öffneten, stieß sie einen Schrei aus.
    Am ganzen Körper zitternd, schlängelte sie sich aus dem engen Gefängnis. „Verdammt noch mal, wo kommt ihr denn her?“
    Dorian lächelte entschuldigend. „Verzeihen Sie, es lag uns fern, Sie zu erschrecken. Doch lassen Sie uns rasch ins Freie gehen, dass man unser am Ende nicht doch noch gewahr wird.“
    Es gelang ihnen, unbemerkt ins Foyer zu kommen, wo sich ungehaltene Besucher darüber beschwerten, dass sie nicht ins Museum eingelassen wurden. „Es tut mir leid, die Alarmanlage ist defekt“, sagte die Kassiererin in einem Ton, der erkennen ließ, dass sie diese Auskunft heute nicht zum ersten Mal gab.

K APITEL 17
    E s war Abend geworden, als sie den Heimweg antraten.
    Dorian zog den Dolch aus dem Gürtel und reichte ihn Valentina, während er und Phil von dem eben überstandenen Abenteuer erzählten. Valentina blieb stehen und zog die Stichwaffe von der Größe eines langen Brieföffners aus der ziselierten Scheide. Der silberne Griff, der sich aus einer stilisierten Lilienblüte entwickelte, schmiegte sich in ihre Hand, als sei er für sie gemacht. Prickelnde Wärme

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