Der letzte Weynfeldt (German Edition)
routinemäßigen Auswertung des ÜK -Materials, das sind die Aufzeichnungen unserer Überwachungskameras, eine Beobachtung gemacht, über die wir Sie in Kenntnis zu setzen uns verpflichtet fühlen.«
Hier stockte Herr Direktor Hartmann und rettete sich in den Satz: »Am besten Sie zeigen uns das Material, Herr Schwartz.«
Schwartz übernahm: »Es handelt sich hier um die Kamera E vier, die über dem Eingang angebracht ist, den Sie benutzen. Das Material zeigt Ihre Besucherin Samba«, hier grinste Schwartz etwas verlegen, »wir geben regelmäßigen Besuchern interne Codenamen, das Material zeigt also Samba in Begleitung eines…« Er sah hilfesuchend zu Hartmann, der jetzt wieder einsprang.
»Ich hoffe, Sie gewinnen nicht den Eindruck, dass wir Sie hier ausspionieren, dies alles geschieht unter striktester Diskretion einzig zu unser aller Sicherheit, das Material wird nach zwei Monaten vernichtet. Es ist nur: Wir waren der Meinung… wir fühlen uns verpflichtet, Sie auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass die genannte Besucherin offenbar in… ähm… Beziehung steht zu einer Person, die Herrn Schwartz aus seiner früheren Tätigkeit bei der Stadtpolizei bekannt ist. Bitte, Herr Schwartz.«
Schwartz drückte auf eine Taste, und am Bildschirm erschien ein schwarzweißes Bild von erstaunlicher Qualität. Es zeigte Heck und Kühler von zwei Autos und das Trottoir vor Weynfeldts schwerer Haustür. Das Ganze reglos wie ein Foto.
Plötzlich erschien Lorena im Bild. Sie war durch den Winkel der oberhalb der Tür angebrachten Kamera etwas verkürzt, aber es bestand kein Zweifel: Es handelte sich um Lorena. Sie trug den Mantel, den er ihr abgenommen hatte, als sie ihn an dem Abend besuchte, an dem sie vor dem Kamin den Vallotton nachstellte.
Sie schien zu sprechen, sich nach jemandem umzusehen, jemanden heranzuwinken.
Ein Mann kam ins Bild.
»Theo L. Pedroni, vorbestraft wegen betrügerischem Bankrott, Urkundenfälschung, Drogenhandel…«
Adrian hörte nicht mehr, was der Sicherheitsmann sagte. Im Bild sah er jetzt deutlich den Mann aus dem Auto vor dem Geldautomaten und dem Zimmer im Belotel.
Lorena nahm seine Hand, zog ihn zu sich heran, packte ihn an der Krawatte und küsste ihn auf den Mund. Nicht lange, aber lange genug, dass sich sowohl Herr Direktor Hartmann als auch Herr Schwartz, Leiter Security, räuspern konnten.
Dann gab Pedroni Lorena einen Klaps auf den Hintern und verschwand aus dem Bild. Lorena rief ihm lachend etwas nach.
Dann drückte sie auf die Klingel.
34
Seltsam: Normalerweise müssten seine Glieder noch schwerer, sein Schädel noch dumpfer geworden sein. Aber bereits im Lift spürte er, dass sein Körper hellwach und sein Geist glasklar geworden waren. Noch ehe der Lift in seinem Stockwerk hielt, wusste er, was er zu tun hatte.
Vor der Wohnung türmte sich das Verpackungsmaterial der Fitnessgeräte, und im Korridor waren Arbeiter dabei, den Floorliner zusammenzurollen. Hinter ihnen wartete ein Team mit professionellen Reinigungsmaschinen auf seinen Einsatz.
Frau Hauser stand beim Eingang und seufzte: »Den Staub, den die aufwirbeln, bringe ich nie mehr raus.«
Adrian tätschelte aufmunternd ihren Rücken. »Schon in ein paar Tagen wird man nichts mehr davon sehen.«
»Sie bestimmt nicht.« Sie sah ihn prüfend an. »Alles in Ordnung?«
»Alles bestens«, bestätigte er.
Sie musterte ihn misstrauisch. Dann sagte sie: »Ich muss weiter nach dem Rechten sehen, sonst sind die nicht weg, wenn Frau Steiner kommt.« Sie ging den Korridor hinunter. Adrian sah ihr nach. Etwas zerbrechlich war sie geworden, trotz ihres energischen Schritts.
Adrian ging ins Bad. Er rasierte, duschte, cremte, föhnte sich, widmete sich seinen Fuß- und Fingernägeln, erfrischte sich mit Eau de Toilette und zog seinen leichten Kaschmir-Smoking an.
So begab er sich in sein Arbeitszimmer, öffnete den Tresor hinter dem Amiet, zählte eins Komma zwei Millionen von dem Geld dort ab und verstaute das Übrige in der Anrichte von Paul Antaria. Die eins Komma zwei legte er in den Tresor zurück. Er verließ das Arbeitszimmer und machte sich auf den Weg in die Küche.
Die Putzequipe war verschwunden, der Korridor frisch gebohnert. Die Tür zum Fitnessraum stand offen. Weynfeldt warf einen Blick hinein. Die Geräte standen etwas provisorisch im Raum, der elastische Gymnastikboden war von Resten von Verpackungsmaterial übersät, die Spiegel fehlten noch. Trotzdem hatte Casutt den versprochenen Termin um
Weitere Kostenlose Bücher