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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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der Leitung knackte und rauschte es.
    »Oh, hi, George.« Sie schrie, ihre Stimme verlor sich auf dem großen offenen Platz, sodass sie sich von der Menschenmenge abwandte und in Richtung Straße brüllte. »Ich wollte nur wissen, ob Pete heute Morgen gut in die Schule gekommen ist?«
    Burns schwieg.
    Eine Faust krampfte sich um Paddys Herz. »Was?«
    »Paddy, Pete …«
    »Was? Ist er krank? Ist er da?«
    »Er ist hier, es geht ihm gut, aber das Haus ist voller Polizei. Bei uns wurde vergangene Nacht eingebrochen. Sandra ist um drei Uhr morgens aufs Klo gegangen und hat einen Kerl oben an der Treppe erwischt, der mit einem Messer in Petes Zimmer wollte.«
    »Ach, du Scheiße!«
    »Er hatte eine Skimütze auf. Er hat Sandra einen Stich in die Titten verpasst und ist weggerannt, aber er hatte es eigentlich auf Pete abgesehen.«
    »Ich komme sofort.«
    »Nein, hör zu, das Haus ist voller Kriminalpolizei und sie wollen uns mit aufs Revier nehmen, um unsere Aussagen aufzunehmen. Komm später. Komm und hol uns in der Pitt Street ab.«
    »Wie geht’s Pete?«
    »Ich geb ihn dir.« Burns öffnete eine Tür und rief Pete.
    Die Stimme ihres Sohnes wurde blechern und verzerrt hörbar, sie klang sehr weit entfernt und unecht. »Mum? Bei uns hat einer eingebrochen! Heute Nacht ist ein Mann gekommen und wollte Sandras Schmuck stehlen.«
    Paddy kämpfte die Tränen nieder, trat mit der Ferse in den Boden und nickte. »Echt? Das ist ja ein Ding. Geht’s dir gut?«
    »Das ist voll aufregend. Er hat ein Fenster kaputt gemacht und ist reingeklettert.«
    »Ich brauche das jetzt wieder.« Damage stand neben ihr, streckte die Hand nach seinem Telefon aus, ignorierte absichtlich die Tränen in ihren Augen und ihre unübersehbare Panik.
    »Dad nimmt dich mit auf die Polizeiwache, das ist doch toll, oder?«
    »Dann kann ich sehen, wo er gearbeitet hat. Er kennt jeden.«
    »Komm schon«, schrie McVie und winkte sie zu sich.
    Damage war nun um sie herumgelaufen und starrte ihr ins Gesicht. »Die Batterie ist gleich leer. Geben Sie es mir.«
    »Ich komm dich heute Nachmittag besuchen, mein Schatz, ja?«
    »Mum, ein Mann hat gesagt, dass er mir die Zellen zeigt.«
    »Meehan, geben Sie’s her.« Damage wollte das Telefon an sich reißen, doch sie hielt es fest.
    »Ich hab dich lieb, mein Kleiner.«
    Aber Pete hatte schon aufgelegt.
    Damage faselte irgendwas von kurzlebigen Batterien. McVie kam herüber, fasste sie am Ellbogen und zog sie zur Kirche.
    McBree hatte auf ihren Sohn losgehen wollen, mit einem Messer. Ihr war sehr kalt, sie atmete jetzt tiefer, jeder Muskel ihres Körpers lud sich mit Sauerstoff auf und machte sich bereit, hochzuschnellen. Sie hatte das Gefühl, unerbittlicher zu sein als die Sonne.
    McVie zog sie zur Kathedrale. Die Innenwände waren genauso schwarz und abstoßend wie die Fassade, doch nach einigen Metern tat sich eine hohe gewölbte Eichendecke über ihnen auf und Licht sickerte durch die rotblauen Kirchenfenster. McVie hatte sich sehr viel Mühe gemacht. Große Blumensträuße aus Lilien und weißen Chrysanthemen, mit roten und blauen Bändern, hingen an beiden Seiten des Gangs und ein riesiger Kranz in Weiß, Rot und Blau lag vor dem Altar. Es waren die Farben von Ayr United, Terrys Fußballverein.
    Paddy, die außer kalter, blinder Wut nichts fühlte, folgte McVie in die erste Bankreihe. Ben, sein wunderbarer, tuntiger Freund, wartete dort bereits auf sie. McVie würde sich niemals zu Ben bekennen, aber er setzte sich in Anwesenheit der versammelten Glasgower Journalistenmafia gut sichtbar neben ihn. Als Zeichen der Solidarität beugte sich Paddy zu ihm hinüber und küsste Ben auf die Wange, die er ihr hinhielt, und merkte, als sie sich wieder zurücklehnte, dass sie eine dicke Schicht Puder auf den Lippen hatte.
    Ein Pastor trat ein und die Trauergemeinde erhob sich. Die Orgel spielte eine kurze Melodie, übertönte damit den Gesang, der nur bruchstückhaft und sporadisch erklang. Der Pastor sprach eine Weile über Leben und Tod und weshalb das Ganze ein Jammer sei, aber eigentlich auch wieder nicht, es gab ja Jesus und plötzlich ohne Vorwarnung trat er beiseite und sah McVie an, der wiederum Paddy ansah. Dann sah auch Ben Paddy an. Alle Anwesenden in der Kirche sahen Paddy an.
    Sie wollte den Kopf in den Nacken werfen und schreien, doch stattdessen trat sie in den Mittelgang hinaus, wollte sich fromm verneigen und in die Knie gehen, doch dann fiel ihr ein, dass es eine protestantische Kathedrale war, und

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