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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Gesichtsausdruck überspielen. Diese Erfahrung hatte sie in der Vergangenheit häufig gemacht, besonders nachdem ihr Vater gestorben war, und die Trauer sie häufig einfach überfallen hatte.
    Sie blickte finster, drückte die Tür auf und spazierte hoch erhobenen Hauptes hinein.
    Die Mitarbeiter von der Nachtschicht setzten sich wie ein Roboter nach einem Stromausfall in Bewegung. Als sie sahen, dass nur sie es war, fuhren sie die Geschwindigkeit gleich wieder herunter. Das fahle Licht der Computerbildschirme flimmerte durch den düsteren Raum, fiel auf die Gesichter derjenigen, die an ihren Schreibtischen saßen.
    Merki Ferris stand in der Nähe der Tür und wirkte wie immer verschlagen und paranoid. Er war zum Nachtdienst verdonnert worden, weil er Bunty, den aktuellen Chefredakteur, verärgert hatte. Merki war ein gemeiner Gauner, hinterlistig, aber hirnlos. Er schaffte es zwar meist, hereingebeten zu werden, wusste dann aber nicht, welche Fragen er stellen sollte. Er war kein attraktiver Mann und in dem trüben Licht ließ sich schwer sagen, ob er lächelte oder Grimassen schnitt.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er, weil er es nun mal gewohnt war, Fragen zu stellen.
    »Alles klar, Merki?« Sie eilte an ihm vorbei.
    Die Anordnung der Schreibtische im Raum war verändert worden, um die Lücken zu schließen. Früher hatte das Geräusch von Schreibmaschinen und Geschrei den Raum erfüllt, und die Tische hatten so gestanden, wie es den Anforderungen entsprach. Man hatte sich zwischen ihnen hindurchschlängeln müssen. Die abgespeckten Nachrichten-, Sport- und Themenressorts befanden sich nun in größerer Entfernung zueinander, bildeten runde Tischinseln mit flachen elektrischen Schreibmaschinen und schmutzig weißen Plastikcomputern, die leichenblasses grünes Licht in den Raum abstrahlten. Die Redakteure hatten nun ihre eigene Insel, abseits der Reporter.
    Paddy durchquerte den Raum und ging zu einem der für die leitenden Redakteure abgetrennten Büros. Vor der Tür ging sie leicht in die Knie, um durch die Ritzen der weißen Jalousie in den Raum zu spähen. Larry Grey-Lips, Leiter der Nachtschicht und Obergriesgram, saß an seinem Tisch. Ohne zu klopfen, öffnete sie die Tür. Larry erstarrte mit einem Sandwich vor dem Mund und überlegte krampfhaft, ob Paddy Meehan genug Einfluss besaß, um ihm einen Strick daraus zu drehen. Er ließ die Hand sinken und wirkte besorgt.
    »Was gibt’s?«
    Sie nahm einen der Dienstpläne von seinem Schreibtisch und tat, als würde sie ihn studieren. Larry legte sein Sandwich ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schaukelte vorsichtig auf zwei Beinen und starrte sie mit dem leeren, leicht verächtlichen Gesichtsausdruck an, den er gewohnheitsmäßig zur Schau trug. »Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«
    »Nein.« Sie legte den Plan weg. »Ich habe einen Aufmacher.«
    »Du machst Witze, verdammt.« Er ließ den Stuhl wieder auf alle vier Beine kippen. »Verfluchte Scheiße, hier ist gleich Feierabend. Hättest du damit nicht vor einer Stunde kommen können?«
    Sie zuckte mit den Schultern, ließ ihren Blick über den Schreibtisch wandern. »Ist nun mal so.«
    »Spuck’s aus, Mädchen.«
    »Ähm …« Sie zögerte und fingerte an den Papieren auf seinem Schreibtisch herum. »Terry Hewitt.«
    »Was ist mit Terry?«
    »Er ist tot. Ermordet.«
    Larry sagte nichts und rührte sich nicht. Verstohlen blickte sie ihn an. Er starrte düster auf die Tischplatte und blinzelte kurz. Als er sah, dass sie ihn beobachtete, fing er an zu husten.
    »Na ja.« Seine Stimme war nun leiser. »Verfluchte Scheiße.«
    Paddy nickte Richtung Schreibtisch und biss sich auf die Lippe. »Ich weiß.«
    »Nein, ich mein’s ernst.« Larry sah sie an. »Verfluchte Scheiße.«
    Beide lächelten die Papiere auf Larrys Schreibtisch müde an, dankbar für den Aufschub. Plötzlich verkrampfte sich Paddys Kinnmuskulatur, dann holte sie tief Luft. »Also, seine Leiche wurde in einem Straßengraben gefunden. Es heißt …«, sie beugte sich herunter und flüsterte, »die IRA steckt dahinter.«
    Larry riss die Augen auf. In neun Jahren bei der Zeitung hatte sie ihn nie so gesehen. »Willst du mich verarschen? Hier?«
    »Ich weiß …«
    »Die Provos ermorden Leute in Schottland?«
    »Na ja, mindestens einen. ›Alle Kennzeichen eines IRA-Mordes‹, hat mein Informant von der Strathclyde Police Force gesagt. Die Leiche wurde draußen in der Nähe von Greenock gefunden.« Er schien nicht zu

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