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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Hoffnung.«
    »Und McBree ist derjenige, der sie ausmerzt?«
    »Habe ich mir sagen lassen.«
    Paddy lehnte sich zurück, stützte sich mit den Ellbogen ab und ließ sich das Gesicht von der Sonne wärmen. »Als Sie gesagt haben, die würden Ihnen nicht trauen, wen haben Sie da gemeint?«
    Aoife zuckte mit den Schultern, als handele es sich um eine blöde Frage. »Die Chefs.«
    »Weshalb sollten die verschleiern wollen, woran Kevin gestorben ist?«
    Aoife piekte Paddy mit dem Finger in die Schulter. »Das herauszufinden ist Ihre Aufgabe.«

IV
    Helen, die Chefbibliothekarin, verpasste gerade einem eifrigen jungen Mitarbeiter einen deftigen Anschiss. Hochnäsig betrachtete sie ihn durch ihre rote Plastikbrille.
    »Sag ihm, wir brauchen ein oder zwei Schlagworte, damit Idioten wie du nicht mit einer Schubkarre voll Umschlägen verschwinden und sie auf dem Weg nach oben verlieren.«
    Der Aushilfsjunge war noch ein Teenager, seine dürren Beine füllten die elegante Hose kaum aus, die ihm seine Mum gebügelt hatte. Er starrte auf die roten Perlen an Helens Brillenkette und versuchte den Eindruck zu erwecken, als würde er sie ansehen, ohne den Mut aufzubringen, es tatsächlich zu tun.
    »Wenn du das nächste Mal den Auftrag bekommst, Ausschnitte zu besorgen, dann nimm das Formular hier mit.« Helen hielt ein kleines gelbes Blatt mit drei Fragen hoch. »Das sollen sie ausfüllen. Dann verschwenden wir weniger von deiner und meiner Zeit.«
    Paddy beugte sich über die Schulter des Aushilfsjungen und zeigte auf Helen. »Die hat mir früher auch nur Ärger gemacht.«
    Er drehte sich um, zunächst ängstlich, dann aber dankbar für ihren kameradschaftlichen Ton. Helen gefiel das gar nicht. Sie schimpfte dem Jungen hinterher, als er aus dem Büro schlappte und lächelte Paddy kühl an. Wenn Helen Büropolitik und Machtspiele vergaß, waren sie Freundinnen – das kam aber nur ungefähr einmal pro Jahr vor, nämlich meist dann, wenn ihr mal wieder ein anderer frisch geschiedener Mann das Herz gebrochen hatte. Helen war auf der Suche nach der wahren Liebe.
    Paddy hatte ein paar von Helens Verabredungen kennengelernt, als sie ihr zufällig in Bistros im West End begegnet war. Hauptsächlich Geschäftsleute mit roten Gesichtern und in teuren Anzügen. Sie fragte sich, wie Helen bei deren Anblick überhaupt einen Bissen herunterbekam, geschweige denn mit ihnen schlafen konnte. Doch obwohl Helen gut aussah, war sie eine gemeine Zicke und Paddy nahm an, dass ihr Marktwert dadurch stark sank.
    Sie funkelte Paddy durch ihre Brillengläser an. »Ich schätze es nicht, wenn gegenüber Aushilfen so über mich gesprochen wird.«
    »Schon okay.« Paddy sah in die Bibliothek zu dem Tisch hinüber, an dem früher Frauen mit Scheren unzählige Exemplare derselben Ausgabe ausgeschlachtet, Artikel ausgeschnitten, in kleine braune Umschläge gesteckt und nach Themen sortiert hatten. Heutzutage geschah das alles elektronisch: Die Ausgabe wurde in einen Computer eingegeben, gesetzt und in die Druckerei geschickt. Eine Spezialfirma bekam dann eine Diskette mit den Artikeln. Jetzt war Helen alleine in der Bibliothek – eine ihrer Armee beraubte Oberbefehlshaberin, was sie nicht unbedingt angenehmer machte.
    »Okay, Brian Donaldson.« Paddy machte ein schmatzendes Geräusch mit den Lippen und beugte sich über den Tresen. »Martin McBree. Sowohl einzeln wie auch in Verbindung miteinander.«
    Helen zog eine spitze Schnute, um Paddy zu signalisieren, dass sie ihr Anliegen missbilligte, wandte sich um und rief die Suchworte auf. Sie tippte die Namen ein, die Metalltrommel knarrte und klapperte und Schlitze öffneten sich. Sie nahm Umschläge heraus und klopfte sich damit auf die Hand, dachte einen Augenblick nach. Sie sah Paddy an, ein überheblicher Gedanke machte sich auf ihrem Gesicht bemerkbar, sie ging zum Schreibtisch und stempelte die Umschläge ab.
    »Für beide gibt es Querverweise zur IRA und zu Nordirland.« Helen überreichte ihr die Umschläge und versuchte dabei nicht zu lächeln. »Haben Sie Merkis Artikel von gestern Abend nicht gelesen? Widerspricht Ihrer IRA-Theorie vehement, nicht wahr?«
    Paddy nickte höflich. »Ja. Ich bin einfach zu blöd, Helen«, und sie ging aus dem Raum.
    Im Gang begutachtete sie die Datumsstempel vorne auf den Umschlägen. Keiner von beiden war in den letzten acht Monaten verlangt worden. Merki verfolgte nicht dieselben Spuren wie sie, weil er überzeugt war, dass die IRA nichts damit zu tun hatte.
    Sie rannte

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