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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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nicht gemeint.«
    »Hier ist niemand umgebracht worden.«
    »Was sagt dir das?«
    »Meine Erfahrung«, antwortete Ringmar. »Ruf jetzt Torsten an. Dann unterhalten wir uns mit den Nachbarn.«
    Die Nachbarn öffneten nach dem zweiten Klingeln.
    Die Frau hätte eine von den anderen sein können.
    Für eine Sekunde schwindelte es Winter.
    Er begegnete Ringmars Blick. Ringmar schüttelte den Kopf. Sie hatten sich nicht getäuscht.
    Winter präsentierte sich und Ringmar. Frau Svensson sah nicht aus wie eine Svensson. Nicht wie man sich allgemein eine Svensson vorstellt. Ihr Mann sah auch nicht aus wie ein Svensson. Außerdem war Silvester. Wer will Silvester schon wie ein Svensson aussehen?
    Winter fragte nach den Nachbarn.
    Und das Mysterium wurde noch größer.
    »Wir haben noch nie jemanden gesehen«, sagte die Frau, Mildred Svensson. Er schätzte ihr Alter auf etwa neunundzwanzig. Ihr Mann hieß Mattias. So hießen die meisten Männer im Alter von zweiundzwanzig bis neunundzwanzig Jahren.
    Auch nie was gehört, sagten sie. Nie jemanden gesehen, nie jemanden gehört.
    »Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Demnächst ein Jahr. Im Februar wird es ein Jahr.«
    »Und Sie haben wirklich niemanden die Nachbarwohnung betreten oder verlassen sehen?«
    »Nein, niemanden.«
    »Ist das nicht ein wenig merkwürdig?«
    »Doch, ja …«
    »Haben Sie sich darüber Gedanken gemacht?«
    »Schon …«
    »Haben Sie wirklich nie etwas gehört?«, fragte Ringmar.
    »Vielleicht doch …«, antwortete die Frau.
    »Ach?«
    »Habe ich dir das nicht erzählt?« Sie sah ihren Mann an. Beide wirkten adrett, ordentlich. Sie sahen nett aus, fast unschuldig. Sie waren hier zu Hause.
    »Einige Nächte«, sagte sie.

36
    W as waren das für Geräusche?«, fragte Winter.
    »Ich weiß es nicht … als würden sie etwas tragen.«
    »Sie? Wer sie?«, fragte Ringmar.
    »Das … ich habe Schritte gehört, wie von mehreren Personen. Ich glaube, es waren mehrere.«
    »Sie haben etwas getragen? Klang es, als würden sie ausziehen?«
    »Ja, vielleicht.«
    »Haben Sie Stimmen gehört?«, fragte Winter.
    »Nein.«
    »Wann war das?«
    »In der Nacht.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Das weiß ich nicht … Vielleicht gegen drei, jedenfalls nach Mitternacht.«
    »Ist das mehr als einmal vorgekommen?«
    »Ich glaube ja …«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Vielleicht täusche ich mich aber auch.«
    »Warum glauben Sie, dass es mehr als einmal vorgekommen ist?«
    »Ich … bringe wohl etwas durcheinander«, sagte sie.
    »Was bringen Sie durcheinander?«
    »Jetzt hören Sie mal …«, begann Mattias Svensson.
    »Wir stellen nur ein paar Fragen«, sagte Ringmar. »Es ist sehr wichtig.«
    »Waren Sie im Bett?« Winter sah Mildred Svensson an.
    »Ja …«
    »Sind Sie aufgestanden und haben gelauscht?«
    »Nein … ja … Ich bin sowieso aufgestanden. Deshalb habe ich es wohl gehört.«
    »Haben Sie die Wohnungstür geöffnet?«
    »Nein. Nein. Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Können Sie sich erinnern, wann genau das gewesen ist?«
    Sie antwortete nicht.
    »Können Sie sich an das Datum erinnern, wann es war?«, wiederholte Winter.
    »Nein … obwohl … Vielleicht war es …« Sie brach ab und schaute ihren Mann an. »Wann waren wir im Kino?«
    »Letzte Woche«, antwortete er. »Anfang der Woche. Dienstag, glaube ich.«
    »Dann war es Dienstag.« Die Frau sah Winter an. »Dienstagabend. Nein, Dienstagnacht. In der Nacht zu Mittwoch.«
    »Hat es sich wiederholt?«
    »Nein … nur in der Nacht. Sonst habe ich nichts von drüben gehört. Nur Dienstagnacht.«
    »Haben Sie den Aufzug gehört?«
    »Nein …«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Nein …«
    »Haben Sie aus dem Fenster geschaut?«
    »Nein.«
    »Waren Sie nicht neugierig?«
    »Worauf?«
    »Was da draußen passiert.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Waren Sie nicht neugierig auf die Nachbarn?«
    »Nein.«
    »Das ist der Vorteil, wenn man hier wohnt«, sagte Mattias Svensson. »Man braucht nicht neugierig zu sein auf die Nachbarn.«
    Winter nickte. Er war auch nicht neugierig auf seine Nachbarn. Aber er kannte sie. Er hatte sie innerhalb eines Jahres kennengelernt, nachdem er in die viel zu große Wohnung am Vasaplatsen eingezogen war. Sie war lange leer gewesen, in der ersten Zeit hatten seine Möbel nur ein Zimmer gefüllt.
    Herrgott. So könnte es sein. Da drinnen gab es nur ein Zimmer, ein möbliertes Zimmer. Das war die Bühne. Es war nicht schwer, die Kulissen abzubauen. Sie

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