Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
zu kommen und zu gehen, wie er wollte.«
    Winter hörte die Kinder reden und lachen. Es duftete immer noch nach frisch aufgebrühtem Kaffee. Plötzlich hatte er einen ungeheuren Schmacht auf diesen Kaffee.
    »Einen Moment, Bertil.«
    Er legte das Telefon aufs Bett und stand auf, zog seinen Morgenmantel an, der auf einem Stuhl lag, und ging in die Küche.
    »Papa, Papa!«, rief Lilly.
    »Wir fahren doch jetzt Schlitten, oder?« Elsa sah etwas besorgt aus, skeptisch. »Draußen liegt ganz hoch Schnee.«
    »Schlitten!«, rief Lilly. »Schlitten fahren!«
    »Klar«, sagte er, »ich muss nur noch mit Bertil zu Ende telefonieren.«
    »Er war witzig«, sagte Elsa.
    »Er ist sehr witzig, Mäuschen.« Winter sah Angela an. »Ich habe dringend eine Tasse Kaffee nötig.«
    Sie nickte mit dem Kopf zu der Kanne. Er brauchte sich nur zu bedienen.
    Mit einem großen Becher kehrte er ins Schlafzimmer zurück und griff wieder nach dem Hörer.
    »Also Dahlquist.«
    »Ja.«
    »Sag nicht, dass er etwas mit der Sache zu tun hat.«
    »Dann sage ich es eben nicht.«
    »Sag nicht, dass er hinter der Filmkamera gestanden hat.«
    »Das würde ich nie sagen.«
    »Dass er etwas mit den Morden an Gloria und Madeleine zu tun hat.«
    »Nicht mal ein Gedanke daran«, sagte Ringmar.
    »Wo sind die Schlüssel?«
    » Daran habe ich gedacht. Und danach gefragt. Und habe keine Antwort bekommen.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Die Schlüssel sind verschwunden, also die Duplikate, die beim Makler waren. Jedenfalls konnte er sie nicht finden im Büro. Jedenfalls nicht heute, nicht jetzt.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass es ein Mysterium ist.«
    »Warum?«
    »Warum es ein Mysterium ist? Wenn man etwas erklären kann, ist es kein Mysterium mehr.«
    »Muss ich die Frage neu formulieren?«
    »Okay, Dahlquists Tod hat die wohl alle sehr aufgewühlt, hat für Unordnung gesorgt, oder wie man es nennen soll. Die Schlüssel sind sozusagen zwischen die Stühle gefallen. Das ganze Geschäft ist zwischen die Stühle gefallen.«
    »Haben die Wohnungsbesitzer keinen Druck gemacht?«
    »Vielleicht nicht ständig. Wir müssen sie fragen.«
    »Das müssen wir wahrhaftig.«
    »Ich fahre los, sobald ich die Adresse habe. Also in einer Viertelstunde.«
    Winter verkniff sich, Ringmar darauf aufmerksam zu machen, dass er, Ringmar, heute frei hatte. Wenn er fahren wollte, dann sollte er fahren. Wenn er glaubte, fahren zu können.
    »Wissen Bolanders, dass die Schlüssel weg sind?«
    »Bis jetzt ist das vermutlich niemandem aufgefallen«, antwortete Ringmar. »Niemand hat es überprüft.«
    »Das erklärt einiges«, sagte Winter.
    »Was zum Beispiel?«
    »Jemand konnte sich ungeniert in dieser Wohnung bewegen. In der leeren Wohnung.«
    »Ja.«
    »Ist doch möglich.«
    »Wir müssen von vorn mit unseren Schularbeiten anfangen.«
    »Ich hätte Dahlquist lieber aus der Sache rausgehalten«, sagte Winter.
    »Manchmal kommt es eben anders, als man denkt.«
    »Ich fahre heute Nachmittag zu seiner Wohnung.«
    »Bis dann.« Ringmar legte auf.
    Sie lauschte nach dem Vogel, aber er kam nicht zurück. Die Glocken hörten auf zu läuten. Draußen war es immer noch genauso weiß, genauso hell. Die Sonne war aufgegangen. Ihre Strahlen krochen unter dem Rollo hervor. Es gab keine Gardinen. Sie versuchte herauszufinden, in welchem Winkel das Licht hereinfiel, um zu erkennen, in welchem Stockwerk die Wohnung lag. Wenn es nicht ein Haus war. Vielleicht befand sie sich in einem Einfamilienhaus? Alles war möglich, aber eins wusste sie mit Bestimmtheit. Dies war die Hölle. So sah es in der Hölle aus. So fühlte sich die Hölle an. Es war ein Ort, an dem man Schmerzen und Durst hatte und fror. Sie fror jetzt stärker als vorher. Es konnte nicht sehr warm sein im Zimmer. Vielleicht lag es daran, dass es keine Möbel gab. Und keine Gardinen. Gardinen hätten nicht so viel Wärme durch das alte Fenster abgegeben. Warum hat er mich noch nicht umgebracht? Er benötigt mich für etwas. Dann ist es aus. Aber noch ist nicht das passiert, wozu er mich braucht. Jetzt müsste ich meinen Dienst antreten. Johnny muss sich beeilen, mein Fehlen zu melden. Dann fahren sie natürlich zu mir nach Hause. Und dann verstehen sie es. Jetzt ist jemand an der Tür. Herein, herein.

38
    Ü ber Göteborg hing Schneegeruch. Die Stadt war weiß gekleidet, war eine andere Stadt geworden. Der ganze Vasapark hallte wider vom Geschrei der Kinder. Es war erstaunlich, wie viele Kinder in Vasastan wohnten. Wenn kein Schnee lag,

Weitere Kostenlose Bücher