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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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sah man sie nicht.
    Winter hatte Lilly vor sich auf dem Schlitten. Der Hügel war steiler, als er von unten aussah. Lilly erstickte fast vor Lachen, als sie am Fuß ankamen, wo Angela, Elsa und Siv standen.
    »Jetzt bin ich dran!«, sagte Elsa.
    »Für uns beide ist kein Platz«, sagte er.
    »Klar doch.«
    Oben sah er die Hausfassade auf der Götabergsgatan zwischen den weißen Bäumen. Sie waren ungefähr in gleicher Höhe mit dem dritten Stock, Elsa und er. Winter konnte das Fenster sehen. War es gestern gewesen? Es fühlte sich an, als wäre es letztes Jahr gewesen, vorletztes.
    Sie schossen den Hügel hinunter. Sie hatten beide Platz auf dem Schlitten. Diesmal ging es noch schneller, weil sie schwerer waren.
    »Jetzt bin ich an der Reihe!«, sagte Angela.
    »Ich will fahren!«, rief Lilly.
    »Ich nehme meinen Schlitten«, sagte Elsa.
    Er stieg ab. Sein Rücken schmerzte. Sie waren umgeben von Eltern mit Kindern. In dieser Gesellschaft fühlte er sich jung. Zum Teufel mit dem Rücken. Schließlich war er immer noch ein junger Vater.
    Angela war schon mit den Kindern auf dem Weg nach oben.
    »Willst du nicht auch mal rodeln?«, fragte er seine Mutter.
    »Dann breche ich mir womöglich die Knochen.« Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Du bist unglaublich«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Versuch doch lieber die gute Luft zu atmen.«
    »Solange du nicht selber mit dem Rauchen aufhörst, darfst du mir keine Vorwürfe machen«, antwortete sie.
    »Ich habe so gut wie aufgehört.«
    Sie blies den Rauch aus. Er stieg auf wie Atemwölkchen. Sie hustete. Das klang nicht gut. Er sagte nichts. Sie zeigte mit der Zigarette zum Hügel.
    »Vielleicht bleibt der Schnee ja liegen.«
    »Bei der Kälte habe ich nichts dagegen.«
    »Wenn es nicht kalt ist, bleibt er ja auch nicht liegen, oder?«
    »Gute Schlussfolgerung.«
    »Von wem hast du dein Talent geerbt, was meinst du?«
    »Natürlich von dir.«
    »Aus mir hätte auch was werden können.«
    »Du bist doch schon etwas.«
    »Soll das irgendwie ein Vorwurf sein, Erik?«
    »Natürlich nicht.«
    »Habe ich zu wenig Kuchen gebacken?«
    »Wie bitte?«
    »Als ihr klein wart, Lotta und du, hätte ich da mehr Kuchen backen sollen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals Kuchen gebacken hast.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein.«
    »Nein, was?«
    »Du hast nicht zu wenig Kuchen gebacken.«
    »Wir hätten nie weggehen sollen.« Sie nahm einen Zug und blies den Rauch aus.
    »Wohin gehen?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein«, sagte er nach einigen Sekunden. »Das hättet ihr vielleicht nicht tun sollen.«
    »Bengt … ich weiß nicht. Ich will nicht darüber reden.«
    »Nein.«
    »Ich … ich weiß nicht, ob ich jemals zurückwill.«
    »Ich glaube, du gehst noch mal zurück«, sagte er. »Das ist doch wohl klar.«
    »Glaubst du?«
    »Ja.«
    »Aber nicht … für immer.«
    »Nichts ist für immer«, sagte er.
    »Nein, das ist wohl wahr.« Sie hustete wieder und nahm einen weiteren Zug. Elsa winkte von der Hügelkuppe. Sie winkten zurück. »Nichts ist für immer.«
    »Wir können alle zusammen im Frühling hinfahren«, sagte er.
    »Ja, aber vorher muss ich eine Wohnung in der Stadt finden. Auf Dauer kann ich nicht bei Lotta wohnen.«
    »Klar kannst du das. Du kannst auch bei uns wohnen.«
    »Nein, Erik. Ich bin nicht der Typ, um mit anderen Generationen zusammenzuleben.«
    Er musste lachen.
    »Was ist denn daran so witzig?«
    »Nein, der Typ bist du wohl nicht. Ich dachte an Kuchen. Und Kochen. An Listen, wer mit Putzen dran ist.«
    »Das ist doch ein Kollektiv. Das ist was anderes.«
    »Du bist auch keine kollektive Person«, sagte er.
    »Ist das positiv oder negativ?«
    »Positiv, glaube ich.«
    »Bist du denn eine kollektive Person?«
    »Nein.«
    Sie sahen, wie Angela und Lilly auf der Hügelkuppe starteten. Elsa folgte ihnen. Sie rief etwas, das sie nicht verstanden.
    »Wird es je ein Haus am Meer geben?«
    »Vielleicht.«
    »Denkst du an diesen … Toten, der an Land getrieben wurde?«
    »Selbstverständlich. Das ist mein Job.«
    »So habe ich es nicht gemeint.«
    »Das verändert nichts.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wenn man es so nimmt, dann nur zum Besseren. Dann bringt es mich endlich zum Bauen.«
    »Du solltest wirklich bauen.«
    »Warum fängst du davon an?«
    »Vielleicht ist es an der Zeit. Eine neue … Wende im Leben. Etwa wie für mich. Umzuziehen bedeutet eine große Veränderung. Es ist mit das Größte, was man im Leben tun

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