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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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nicht.«
    Winter nickte.
    »Aber die Tür war offen, nicht nur aufgeschlossen. Als wir kamen, war sie angelehnt.«
    »Jemand muss sie also geöffnet haben.« Winter schaute auf die Tür. Immer noch bohrten sich die Sonnenstrahlen wie Laser hinein. Es war Zeit, die Wohnung zu betreten.
    »Oder jemand hat sie nicht hinter sich zugemacht«, sagte Gerda Hoffner.
    Er sah sie an.
    »Welchen Eindruck hatten Sie von Lentner?«
    »Er wirkte den Umständen entsprechend ruhig, wie man so sagt.«
    »Auf welche Art ruhig?«
    »Ich war ja nicht ruhig. In so einer Lage kann man einfach nicht ruhig sein. Oder?«
    »Nein.«
    »Ich bin also möglicherweise nicht die Richtige zu beurteilen, wie er war. Aber … er wirkte nicht ganz so verwirrt, wie ich es vielleicht erwartet hätte. Oder so … erschüttert von dem, was geschehen war.«
    »Er hat selber den Notruf gewählt. Möchte wissen, wie er da gewirkt hat.«
    »Haben Sie nachgefragt?«
    »Ja, aber er wirkte wie alle anderen. Außer sich. Nichts sonst.«
    »Na ja, wer wäre nicht außer sich.«
    »Unabhängig von dem, was man getan hat, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie, er hat es getan?«
    »Fragen Sie das mich?«
    Winter schaute sie an. Sie sah erstaunt aus.
    »Die Tür hier frage ich nicht«, antwortete er.
    »Nein«, antwortete sie nach einer Weile. »Es war jemand anders.«
    »Was veranlasst Sie, das zu glauben?«
    »Es war jemand, der die Sachen hinterher zurechtgerückt hat.«
    »Ein Pedant?«
    »Ja, eine Art Pedant.«
    »Gibt es unterschiedliche Typen?«
    »Ich glaube ja. Zwei Typen, die ungefährlichen und die gefährlichen.«
    »Wahrscheinlich ist es so«, sagte Winter. »Die, die den Tisch penibel decken, und jene, die die Familie mit Küchenwerkzeugen zurechtweisen.«
    »Kennen Sie einen Pedanten?«
    »Nein«, antwortete er. »Noch nicht.« Er wandte sich zu ihr um. »Jetzt gehen wir hinein.«
    Das Schlafzimmer war eine Kopie des anderen Schlafzimmers. Winter sah, dass die Farben nicht exakt identisch waren, aber sie ähnelten einander. Alles ähnelte einander. Das Bett, die Bezüge, der Fußboden, die Wände, Möbel, die Kleidungsstücke auf dem Boden, die Nachttische. Der Ausblick aus dem Fenster. Der Himmel davor. Die Bücher. Die Bilder. Jetzt, wo er es wusste, wirkte es ganz selbstverständlich. Der Kontrast war deutlich genug. Die pedantisch gestapelten Bücher. Die perfekt hängenden Bilder. Rechte Winkel, hier kam es auf rechte Winkel an. Aber warum sich damit begnügen? Warum nicht überall aufräumen? Warum nicht alles perfekt hinterlassen? Warum sich mit Halbheiten begnügen? Warum nur zur Hälfte? Warum nur eine Person von zwei töten? Das war ein neuer Gedanke. Eine Person in diesem Zimmer durfte leben, eine musste sterben. Ich denke bereits an einen anderen Mörder. Nicht mehr an die beiden Männer. Er war hier drinnen. Eine wirkliche Gestalt. Die Gestalt war Gott. Er bestimmte über Leben und Tod. Winter ging durch den Flur in die Küche. Dort stand die Weinflasche auf der Arbeitsplatte mit einem einsamen Glas daneben. Dieselbe Art schlichtes Weinglas. Wie in der Küche in der Chalmersgatan. Es war nicht dieselbe Weinsorte, hier war es Rotwein, ein Rioja, dessen Namen er nicht kannte. Jeden Monat kam ein neuer Rioja auf den Markt. Dieser war zehn Jahre alt. Die Flasche war geöffnet und wieder zugepfropft worden. Es schien nichts ausgeschenkt worden zu sein. Das Glas war sauber. Winter schaute zu den offenen Regalen über der Anrichte. Dort standen Gläser, unterschiedliche Gläser, auch Weingläser, aber er konnte keins von der billigen Sorte entdecken, wie es auf der Arbeitsplatte stand. Die Gläser im Regal wirkten teuer. Er selber besaß teure und billige Gläser. Ihm gefiel es, sauteuren Wein in billigen Gläsern zu kredenzen. Das nannte man Stil. Das imponierte allen, die sich darauf verstanden. Nicht dass die Gruppe allzu groß wäre. Sie bestand vorwiegend aus Angela, Elsa und Lilly. Sie verstanden es.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um.
    »Ist das nicht merkwürdig mit den Flaschen?«, fragte Gerda Hoffner. »Und den Gläsern?«
    »Ich weiß es nicht. Noch nicht.«
    »Sind die Männer danach gefragt worden?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Winter.
    »Warum nicht? Danach hätte man sie doch fragen müssen, oder?«
    »Nur wenn es von Bedeutung ist. Bis jetzt hat wohl niemand geglaubt, dass es etwas bedeutet. Oder: Wir sind noch nicht bis dorthin vorgedrungen.«
    »Sind wir jetzt dort angelangt?«
    Winter drehte

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