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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Barkner würde hierbleiben müssen, freie Kost und Logis, vielleicht auch Gymnastik, es gab alles. Oben im Kriminalkommissariat verabschiedeten sich Gerda und Johnny von ihm. Jetzt übernahm der Kommissar. Gerda kannte ihn nicht, aber sie kannte hier sowieso kaum jemanden. Sie war erst dreieinhalb Monate in Göteborg, war fast direkt von der Polizeischule hierhergekommen, nach einer kurzen Zwischenstation in Eskilstuna. Der Einzige, den sie aus Eskilstuna kannte, war Kent, aber er befand sich nicht mehr in der Stadt.
    »Glaubst du, er hat es getan?«
    Sie fuhren mit dem Lift nach unten. Johnny schaute sie im Spiegel an. Hier drinnen hatten seine Augen eine andere Farbe oder gar keine Farbe. Er sah müde aus. Sie sah auch müde aus. Heute konnten sie nichts mehr tun.
    »Glaubst du, er hat sie erstickt? Wir haben doch keine Würgemale bemerkt.«
    »Ich weiß es nicht, Johnny. Aber nach dem bisschen, was ich weiß, ist es nicht schwer, einen tief Schlafenden zu ersticken. Zum Beispiel mit einem Kissen. Es ist gar kein größerer Druck nötig. Und wenn man es richtig anstellt, hinterlässt man keine Spuren.«
    »Klar hat er es getan. Wer denn sonst? Und die Tür zum Treppenhaus stand ja offen. Barkner hat sie geöffnet.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat es selbst gesagt. Hast du das nicht gehört?«
    »Nein.«
    »Das war fast das Erste, was er sagte, als wir das Schlafzimmer betraten. Dass er die Tür geöffnet hat, nachdem er den Notruf gewählt hat.«
    »Davon habe ich nichts mitgekriegt.«
    Die Fahrstuhltüren glitten auf.
    »Er hat es gesagt, als du den Puls des Mädchens fühlen wolltest. Das wolltest du doch?«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Wahrscheinlich hätte ich es in dem Moment auch nicht mitgekriegt.«
    Sie verließen das Präsidium. Über dem Ullevi Stadion wurde es hell. Es würde ein schöner Tag werden, ein Wintertag. Die wenigen Autos, die nah beim Eingang parkten, waren wie von einer milchigen Haut mit Raureif überzogen. Gerda Hoffner schauderte nicht nur wegen der Kälte. Sie sah das Gesicht der toten Frau vor sich. Madeleine. So friedlich. War ihr Tod friedlich gewesen? Hatte sie sich gewehrt, als er ihr das Kissen auf das Gesicht drückte? War sie aufgewacht? Hatte sie geschlafen? Morgen würden sie es vielleicht wissen, die Leute von der Spurensicherung, die Fahnder. Oder schon in einer Stunde, oder in diesem Moment. Sie drehte sich um, schaute zu den oberen Stockwerken. Sie wusste nicht, in welchem Zimmer der Mann jetzt saß, zusammen mit dem Beamten, der ihn vernahm, aber in einem der Zimmer legte Martin Barkner vielleicht in diesem Augenblick ein Geständnis ab. Man hatte ihm eine Blutprobe abgenommen, und jetzt durfte er sich alles von der Seele reden.
    Der diensthabende Kommissar war Bent Mogens. Er hatte gerade die letzten Neuigkeiten aus der Wohnung in Vasastan erhalten. Die Gerichtsmedizinerin hatte den Tod der Frau festgestellt, und dass sie zwischen vierundzwanzig und zwölf Stunden tot war, genau ließ sich das noch nicht mit letzter Gewissheit sagen. An ihrem Körper fanden sich keine direkten Anzeichen von physischer Gewalt, doch die Todesursache konnte Ersticken sein. Die jungen Polizisten hatten ja von dem Kissen auf ihrem Gesicht berichtet. Ohne das würde es schwer werden, die Todesursache festzustellen. Aber noch wusste niemand Genaueres. Pia Fröberg würde erst dann mehr sagen können, wenn sie die Leiche obduziert hatte. Vielleicht gab es innere Verletzungen. Und äußere Verletzungen, die ihr entgangen waren. Von dem Kissen hatte der Mann ja auch erzählt, ihr Lebensgefährte, falls er es war. Dies ist dein Job, Bent. Pia Fröberg hatte keine Tabletten oder andere Drogen neben dem Bett gefunden, und auch die Männer von der Spurensicherung hatten bei ihrer allerersten Überprüfung der Gesamtlage nichts entdeckt.
    Eine Beziehungstat, dachte Mogens. Glasklar. Häusliche Gewalt, wenngleich nicht unmittelbar erkennbare Gewalt.
    Es war an der Zeit, so schnell wie möglich noch mehr Glasklarheit in die Sache zu bringen. In diesem Fall würde es keinerlei Schwierigkeiten geben, einen Haftbefehl für den Verdächtigen zu erlangen.
    Der Beamte, der die Klärung des Falles übernommen hatte, war Kriminalinspektor Sverker Edlund vom Ermittlungsdezernat, ein erfahrener Verhörleiter.
    Vor ihm saß Martin Barkner. Der junge Mann sah so müde aus, als könnte er jeden Moment im Sitzen einschlafen. Seine Augen glänzten schwach fiebrig. So etwas hatte Edlund schon früher beobachtet.

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