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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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ihnen herausgeholt.«
    »Aber Lentners wollten keine Details verraten?«
    »Nicht mehr, als dass sie einen Verdacht hatten, der offenbar die Freundschaft beendete.«
    »Zwischen den Familien Holst und Lentner besteht also doch ein Zusammenhang«, sagte Aneta Djanali.
    »Oder zwischen Madeleine und Erik«, sagte Winter.
    »Oder zwischen irgendwelchen anderen Personen«, sagte Halders. »Wollen wir Herrn Holst einbestellen?«
    »Irgendwann«, sagte Winter. »Lass ihn erst in Ruhe trauern.«
    »Weihnachten über trauern«, sagte Aneta Djanali.
    »Man muss froh sein«, sagte Halders. »Froh sein über das, was man hat.«
    Das war kein Scherz, keine Ironie. Halders hatte seine Exfrau bei einem Autounfall verloren, sie war von einem Betrunkenen überfahren worden. Seine Kinder hatten ihre Mutter verloren. Mit Müh und Not war er durch die Weihnachtstage gekommen. Und durch all die anderen schwarzen Tage des Jahres, die darauf folgten. Jetzt musste man froh sein.
    »Es gibt bestimmt einen Zusammenhang«, sagte Aneta Djanali. »Wenn nicht in der Sache mit Holst, dann in einer anderen. Es kann doch unmöglich ein Zufall sein, dass es diese beiden Paare getroffen hat, diese beiden jungen Frauen. In der Art und Weise, wie der Täter vorgegangen ist. Es besteht ein Zusammenhang. Wir müssen versuchen, ihn herauszufinden.«
    Sie sah Winter an. Er dachte genau wie sie, sie sprach aus, was sie alle glaubten.
    »Wir brauchen DNA -Proben von den Eltern«, sagte Halders.
    »Natürlich«, sagte Winter.
    »Eine schreckliche Vorstellung, oder?«
    »Es ist nicht das erste Mal«, sagte Winter.
    Gerda Hoffner versuchte in ihrer freien Zeit abzuschalten. Sie hatte Heiligabend Dienst, und es würden intensive vierundzwanzig Stunden werden. Wenn sie vorbei waren, war auch Weihnachten vorbei, und sie wäre mittendrin gewesen, mitten im Auge des Orkans, wenn man es so ausdrücken konnte, aber ruhig würde es nicht sein im Auge des Orkans. Daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie dachte an alles mögliche andere, während sie die Avenyn entlangging. Dämmerung senkte sich über die Dächer. Die Beleuchtung war festlich, aber ziemlich zurückhaltend, vielleicht eine nordische Version von Weihnachtskarneval. Viele Menschen waren unterwegs. Fast alle trugen Pakete, die in Geschenkpapier eingewickelt waren. Sie kam an Wettergrens vorbei. Die Kunden im Laden konnten sich kaum bewegen. Bücher waren wie immer das Weihnachtsgeschenk des Jahres. Die Bücher auf den Nachttischen in den beiden Wohnungen fielen ihr ein, obwohl sie beschlossen hatte, nicht mehr daran zu denken. Nur noch wenige Hundert Meter, und sie wäre dort. Aber dort hatte sie nichts zu suchen. Für sie war der Fall jetzt erledigt. Winter und seine Mitarbeiter würden übernehmen. Sie wünschte ihnen Glück und hoffte, dass sie den Täter bald fanden. Sie war nicht sicher, ob es ihnen gelingen würde. Nicht alle Morde wurden aufgeklärt, nicht einmal in Kriminalromanen, nicht in den modernen.
    Vor Tvåkanten stand ein Obdachloser und verkaufte die Straßenzeitung. Er sah richtig fertig aus, verkatert. Das schien für ihn ein natürlicher Zustand zu sein, ein ewiger Kater ohne Rausch, wenn er dem entkommen war. Vermutlich wechselte er ständig zwischen Rausch und Nüchternheit. Gerda dachte an das Paar mit dem Kind im Supermarkt in Kungsladugård. Auch daran wollte sie nicht denken. Sie wollte nicht an all das Elend denken. Sie wollte nur entspannen. Deswegen spazierte sie die festliche Avenyn entlang. Es sollte leichter sein, sich im Weihnachtsstress zu entspannen, wenn man sich selbst keinen Stress machte. Sie würde kein Weihnachtsgeschenk kaufen. Darüber brauchte sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie dachte nie darüber nach, wie allein sie war. Bei der Arbeit merkte man nicht, dass man einsam war, oder? Es gab so viel zu tun. Sie hatte es nicht nötig, zu Hause in Sandarna zu sitzen und die Wände anzustarren oder die arme Straßenbahn, die sich den Sannabacken heraufquälte wie eine Eisenbahn, von der sie vor langer Zeit als Kind gelesen hatte. Wie hieß das Buch noch? Es war klein, mehr wie ein Heft gewesen. Es hatte von einer Eisenbahnfamilie gehandelt, und es war gut gewesen. Gab es das noch immer zu kaufen? Soll ich zu Wettergrens gehen und es mir selbst zu Weihnachten schenken? Nein, das ist zu anstrengend. Ich will keinen Stress. Den können sich andere antun. Ich möchte lieber ein Glas Wein in einem Pub trinken. Aber das brauche ich dem da ja nicht zu sagen.
    » Faktum

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