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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Verwunderung.
    »Diese edelgeborenen Herren«, sagte sie widerwillig und setzte sich auf ihrem an einen Thron erinnernden Sessel zurecht, »stehen im Dienste des gnädigen Gebieters dieser Ländereien, des Herzogs Hereward.«
    »Des Fürsten«, berichtigte Tailles, der jüngere der Ritter, mit Nachdruck und sah die Priesterin aus hellen blauen Augen an, in denen Feindseligkeit lag. »Des Fürsten Hereward.«
    »Lassen wir die Feinheiten der Bezeichnungen beiseite.« Nenneke lächelte spöttisch. »Zu meiner Zeit pflegte man nur den einen Fürsten zu nennen, in dessen Adern königliches Blut floss, aber heutzutage hat das anscheinend nicht mehr viel zu bedeuten. Widmen wir uns wieder der Vorstellung der Ritter der Weißen Rose und dem Zweck ihres Besuches in meinem bescheidenen Heiligtum. Du musst nämlich wissen, Geralt, dass das Kapitel sich gerade bei Hereward um ein Lehen für den Orden bemüht, deshalb sind viele Rosenritter beim Fürsten in den Dienst getreten. Und nicht wenige von den Hiesigen, wie der hier anwesende Tailles, haben das Gelübde abgelegt und den roten Mantel angenommen, der ihm so gut steht.«
    »Es ist mir eine Ehre.« Der Hexer verneigte sich abermals, ebenso lässig wie zuvor.
    »Das glaube ich kaum«, sagte die Priesterin kühl. »Sie sind nicht gekommen, um deine Ehrerbietung entgegenzunehmen. Ganz im Gegenteil. Sie sind mit der Forderung gekommen, dass du schleunigst von hier verschwindest. Kurz und gut, sie sind gekommen, um dich zu verjagen. Hältst du das für eine Ehre? Ich nicht. Ich halte das für eine Beleidigung.«
    »Wie ich höre, haben sich die edlen Ritter ganz vergebens bemüht.« Geralt zuckte mit den Achseln. »Ich habe nicht vor, mich hier niederzulassen. Ich werde ohne weitere Aufforderungen und Frechheiten hier verschwinden, und das bald.«
    »Sofort«, knurrte Tailles. »Unverzüglich. Der Fürst befiehlt . . .«
    »Auf dem Gebiet dieses Heiligtums gebe ich die Befehle«, fiel ihm Nenneke mit kalter und gebieterischer Stimme ins Wort. »Für gewöhnlich bemühe ich mich, dass meine Befehle der Politik Herewards nicht allzu sehr widersprechen. Soweit diese Politik logisch und verständlich ist. Im gegebenen Fall ist sie irrational, also werde ich sie nicht ernster nehmen, als sie es verdient. Geralt von Riva ist mein Gast, ihr Herren. Seine Anwesenheit in meinem Heiligtum ist mir lieb. Daher wird Geralt von Riva in meinem Heiligtum bleiben, solange es ihm beliebt.«
    »Du hast die Stirn, dich dem Fürsten zu widersetzen, Weib?«, schrie Tailles, worauf er den Mantel über die Schulter zurückwarf und den geriffelten, mit Messing laminierten Brustpanzer in voller Pracht enthüllte. »Du wagst es, die Autorität des Herrschers anzuzweifeln?«
    »Leise«, sagte Nenneke und kniff die Augen zusammen. »Senk die Stimme. Überleg dir, was du sprichst und zu wem.«
    »Ich weiß, zu wem ich spreche!« Der Ritter stellte einen Fuß vor. Falwick, der Ältere, packte ihn heftig am Ellenbogen, drückte zu, dass der Panzerhandschuh knirschte. Tailles riss sich wütend los. »Denn ich spreche die Worte, die der Wille des Fürsten sind, des Herren dieser Ländereien! Wisse, Weib, dass wir draußen zwölf Soldaten bei uns haben . . .«
    Nenneke griff in den Beutel an ihrem Gürtel, holte eine kleine Porzellanbüchse hervor. »Ich weiß wirklich nicht«, sagte sie ruhig, »was geschehen wird, wenn ich dir dieses Gefäß vor den Füßen zerschlage, Tailles. Vielleicht platzt dir die Lunge. Vielleicht wächst dir ein Fell. Vielleicht auch beides, wer weiß? Höchstens die huldreiche Melitele.«
    »Wag es nicht, mir mit deinem Zauberkram zu drohen, Priesterin! Unsere Soldaten . . .«
    »Eure Soldaten werden, wenn irgendeiner von ihnen eine Priesterin der Melitele anrührt, an den Akazien entlang der Straße zur Stadt hängen, und das, ehe die Sonne den Horizont berührt. Sie wissen das sehr gut. Und du weißt es auch, Tailles, also hör auf, dich wie ein Flegel aufzuführen. Ich war bei deiner Geburt zugegen, du verschlafene Rotznase, und mir tut deine Mutter leid, aber versuche das Schicksal nicht. Zwing mich nicht, dir Manieren beizubringen!«
    »Schon gut, schon gut«, warf der Hexer ein, dem der ganze Vorgang schon etwas leid war. »Es sieht so aus, als ob meine bescheidene Person zum Anlass eines schwerwiegenden Konflikts anwächst, und ich sehe keinen Grund, warum das so sein sollte. Herr Falwick, Ihr kommt mir ausgeglichener als Euer Gefährte vor, mit dem, wie ich sehe, der

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