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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Nadelzähne in dem blutbefleckten Maul.
    »Wo ... Woher . . .«
    »Auf dem Damm, an die vier Meilen vorm Städtchen. Im Sumpfland. Caldemeyn, dort müssen Menschen umgekommen sein. Kinder.«
    »Ja, es passt zusammen. Aber niemand ... Wer hätte denken können ... He, Leute, nach Hause, an die Arbeit! Hier gibt’s nichts zu glotzen! Deck es zu, Geralt. Die Fliegen sammeln sich.«
    In der Stube griff sich der Schulze wortlos einen Humpen Bier und trank ihn in einem Zuge aus. Er seufzte tief und schniefte.
    »Es gibt keine Belohnung«, sagte er mürrisch. »Niemand ist überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass so was im Salzmoor sitzt. Es stimmt, mehrere Leute sind in der Gegend verschwunden, aber ... Es ist kaum jemand auf diesem Damm rumgelaufen. Und wie bist du dort hingeraten? Warum bist du nicht auf der Hauptstraße geritten?«
    »Auf den Hauptstraßen habe ich kaum was zu verdienen, Caldemeyn.«
    »Ach ja.« Der Schulze unterdrückte mit aufgeblasenen Backen einen Schluckauf. »Und es war so eine ruhige Gegend. Sogar die Wichtel haben den Weibern hier nur ganzselten in die Milch gepisst. Und schau her, da sitzt gleich nebenan irgend so eine Kikimiki. Sieht so aus, als müsste ich dir danken. Denn bezahlen, also bezahlen werd ich dich nicht dafür. Dafür ist nichts vorgesehen.«
    »Pech. Ich könnte ein paar Groschen gebrauchen, um über den Winter zu kommen.« Der Hexer nahm einen Schluck aus dem Bierkrug, wischte sich den Schaum von den Lippen. »Ich will nach Yspaden, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, ehe die Wege zugeschneit sind. Womöglich bleibe ich in einer von den kleinen Städten an der Lutoner Straße hängen.«
    »Willst du es dir für länger in Blaviken gemütlich machen?«
    »Nein. Ich habe keine Zeit, es mir gemütlich zu machen. Der Winter kommt.«
    »Wo wirst du wohnen? Vielleicht bei mir? Eine freie Kammer ist unterm Dach, wozu sollst du dich von den Schankwirten ausnehmen lassen, diesen Halunken. Wir werden uns unterhalten, du erzählst, was in der weiten Welt los ist.«
    »Gern. Aber was wird deine Libussa dazu sagen? Letztes Mal war zu merken, dass sie nicht begeistert von mir ist.«
    »In meinem Haus haben die Weiber nichts zu melden. Obwohl, unter uns gesagt, mach in ihrem Beisein nicht, was du letztes Mal beim Abendbrot gemacht hast.«
    »Du meinst, dass ich die Gabel nach der Ratte warf?«
    »Nein. Ich meine, dass du getroffen hast, obwohl es dunkel war.«
    »Ich dachte, das war komisch.«
    »War es. Aber tu das nicht, wenn Libussa dabei ist. Und hör mal, diese ... wie heißt sie doch gleich ... Kiki . . .«
    »Kikimora.«
    »Brauchst du die zu irgendwas?«
    »Wozu schon? Wenn es keine Belohnung gibt, kannst du sie auf den Mist werfen.«
    »Kein schlechter Gedanke. Heda, Karelka, Borg, Nasstein! Ist da einer?«
    Ein Stadtwächter mit einer Partisane über der Schulter kam herein und kratzte dabei mit der Klinge über den Türbalken.
    »Nasstein«, sprach Caldemeyn. »Hol dir noch jemanden dazu, nehmt den Esel vorm Haus mitsamt dem Dreckzeug, das da in die Decke gewickelt ist, führt ihn hintern Schweinestall und werft das Ding in die Jauchegrube. Hast du verstanden?«
    »Zu Befehl. Aber ... Herr Schulze . . .«
    »Was ist?«
    »Ehe wir das Ekel hineinwerfen, könnten wir . . .«
    »Was?«
    »Es Meister Irion zeigen. Womöglich kann er’s zu was gebrauchen.«
    Caldemeyn schlug sich mit der Hand vor den Kopf. »Nicht dumm, Nasstein. Hör mal, Geralt, vielleicht reicht dir unser Stadtzauberer für das Aas was rüber. Die Fischer bringen ihm allerlei sonderbare Fische, Kraken, Wattwürmer oder Eulenhaie, so mancher hat dabei verdient. Komm, wir gehen zum Turm.«
    »Ihr habt euch einen Zauberer zugelegt? Für ständig oder nur zeitweilig?«
    »Für ständig. Meister Irion. Er wohnt seit einem Jahr in Blaviken. Ein mächtiger Magier, man sieht es auf den ersten Blick.«
    »Ich glaube kaum, dass ein mächtiger Magier für eine Kikimora was bezahlt.« Geralt verzog das Gesicht. »Soviel ich weiß, kann man sie nicht zur Herstellung von Elixieren gebrauchen. Euer Irion wird mich höchstens zum Gespött machen. Wir Hexer verstehen uns schlecht mit Zauberern.«
    »Ich habe nie gehört, dass Meister Irion jemanden zum Gespött gemacht hätte. Dass er bezahlt, kann ich nicht versprechen, aber versuchen kann man es. Im Sumpf könnte es mehr von diesen Kikimoren geben, und was dann? Der Zauberer soll sich das Ding ansehen und im Fall des Falles einen Zauber auf die Sümpfe legen oder

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