Der letzte Wunsch
Spirale.
Tavik hielt es nicht aus, stürzte dem Hexer entgegen, verkürzte den Abstand. Die Zwillinge sprangen ihm nach.
»Zusammenbleiben!«, donnerte Civril und wandte den Kopf, um den Hexer im Auge zu behalten. Fluchend sprang er beiseite, als er sah, wie die Gruppe vollends zerfiel, sich in dem wahnsinnigen Reigen zwischen den Marktständen zerstreute.
Tavik war der Erste. Eben noch hatte er den Hexer verfolgt, jetzt bemerkte er plötzlich, dass der links an ihm in der Gegenrichtung vorbeilief. Er versuchte seinen Lauf zu bremsen, doch der Hexer huschte vorüber, ehe Tavik das Schwert heben konnte. Er spürte einen heftigen Schlag knapp unter der Hüfte. Er wandte sich um und stellte fest, dass er fiel. Schon auf den Knien, blickte er verwundert nach seiner Hüfte und begann zu schreien.
Die Zwillinge, die gleichzeitig die auf sie zujagende verschwommene schwarze Gestalt angriffen, stießen mit den Schultern aneinander und kamen für einen Moment aus dem Rhythmus. Das genügte. Vyr, von einem Hieb quer über die ganze Brust getroffen, krümmte sich zusammen, tat mit gesenktem Kopf noch ein paar Schritte und stürzte auf einen Gemüsestand. Nimir wurde an der Schläfe getroffen, wirbelte herum und fiel in den Rinnstein, schwer, ohnmächtig.
Auf dem Markt flohen die Händler wirr durcheinander, krachend stürzten Stände um, es erhoben sich Staub und Geschrei. Tavik versuchte noch einmal, sich mit ausgebreiteten Armen hochzustemmen, und fiel zurück.
»Links, Fünfzehn!«, brüllte Nohorn und lief im Halbkreis, um hinter den Hexer zu gelangen.
Fünfzehn wandte sich rasch um. Nicht rasch genug. Er bekam einen Hieb über den Bauch, hielt sich, holte zu einem Stoß aus, da wurde er zum zweiten Mal getroffen, seitlich am Hals, knapp unterm Ohr. Der Schwung ließ ihn noch vier Schritte weitertorkeln und auf einen Wagen voll Fische stürzen. Der Wagen fiel um. Fünfzehn sank auf das von Schuppen silbrige Pflaster.
Civril und Nohorn schlugen gleichzeitig von zwei Seiten zu, der Elf mit einem weit ausholenden Hieb von oben herab, Nohorn aus halb kniender Haltung, niedrig und flach. Beide Schläge wurden pariert, zwei metallische Klänge flossen zusammen. Civril sprang zurück, strauchelte, hielt sich auf den Füßen, indem er nach der Holzkonstruktion eines Standes griff. Nohorn sprang vor und deckte ihn mit senkrecht gehaltenem Schwert. Er wehrte einen Hieb ab, derart kräftig, dass er zurückgeschleudert wurde und wieder in die Knie sank. Als er wieder aufsprang, kam seine Parade zu spät. Er erhielt einen Hieb übers Gesicht, symmetrisch zu der alten Narbe.
Civril stieß sich mit den Schultern vom Stand ab, sprang über den fallenden Nohorn hinweg und griff aus der Drehung heraus an, das Schwert beidhändig gefasst. Er traf nicht und sprang augenblicklich zurück. Er spürte den Hieb nicht, die Beine versagten ihm erst, als er nach einer instinktiven Parade versuchte, über eine Finte zum nächsten Angriff überzugehen. Das Schwert fiel ihm aus der Hand: der Arm war an der Innenseite durchtrennt, überm Ellenbogen. Er sank in die Knie, schüttelte den Kopf, wollte aufstehen; es ging nicht. Er ließ den Kopf auf die Knie sinken und verharrte so in einer roten Pfütze, inmitten durcheinandergeworfener Kohlköpfe, Brezeln und Fische.
Auf den Markt trat Renfri.
Sie kam langsam mit weichen, katzenhaften Schritten näher, umging Wagen und Stände. Die Menge, die in den Gassen und am Fuße der Häuserwände wie ein Schwarm Hornissen surrte, verstummte. Geralt stand reglos, das Schwert in der gesenkten Hand. Das Mädchen kam auf zehn Schritte heran, blieb stehen. Er bemerkte, dass sie unter dem Wams einen Ringpanzer trug, der kurz war und kaum bis über die Hüften reichte.
»Du hast gewählt«, stellte sie fest. »Bist du sicher, dass du richtig gewählt hast?«
»Es wird hier kein zweites Tridam geben«, presste Geralt hervor.
»Es hätte keins gegeben. Stregobor hat mich ausgelacht. Er sagte, ich könnte ganz Blaviken ausrotten und noch ein paar umliegende Dörfer drauflegen, er würde trotzdem nicht aus dem Turm kommen. Und niemanden, dich eingeschlossen, hereinlassen. Was schaust du so? Ja, ich habe dich betrogen. Mein Leben lang habe ich betrogen, wenn es nötig war; warum sollte ich bei dir eine Ausnahme machen?«
»Geh fort, Renfri.«
Sie lachte auf. »Nein, Geralt.« Sie zog das Schwert, schnell und gewandt.
»Renfri.«
»Nein, Geralt. Du hast deine Wahl getroffen. Jetzt bin ich an der Reihe.«
Mit
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