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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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transalpinen Hilfstruppen trafen im Frühsommer ein, doch ihr Befehlshaber litt an schweren Gichtanfällen, und nach seiner Ankunft unternahm er erst einmal gar nichts. Einige gallische Truppen wurden noch erwartet, aber sie hatten offensichtlich keine Eile, und die Hälfte desertierte lieber, als ihre Heimatprovinz ungeschützt zurückzulassen. Frithigern setzte die Beutezüge aus und wartete ab.
    Ich blieb in Carragines. Über eine Ehe wurde nicht mehr gesprochen, und ich hatte sehr viel zu tun. Selbst nachdem wir über eine öffentliche Kanalisation verfügten, verbreiteten sich Krankheiten aller Art unter den Bewohnern des schmutzigen und hoffnungslos überfüllten Lagers. Vor allem viele der römischen Sklaven wurden krank. Sie litten sehr unter ihrer Gefangenschaft und wurden – oft genug angekettet – in überfüllten und verdreckten Hütten gefangengehalten. Man mußte sich unbedingt um sie kümmern, und ich war froh, ihnen helfen und auf diese Weise etwas für mein eigenes Volk tun zu können, selbst mitten unter den Barbaren.
    Dann eines Tages im Juli wurde ich zum König befohlen.
    Ich war gerade dabei, eine heikle Operation durchzuführen, einen Kaiserschnitt, eine Methode, die Philon mich gelehrt hatte und mit der ich schon einige Male bei sehr schwierigen Geburten Erfolg gehabt hatte. Mit äußerster Konzentration und Sorgfalt führte ich die Operation zu Ende, versorgte Mutter und Kind und gab der Familie der Frau strenge Anweisungen wegen der notwendigen hygienischen Maßnahmen. Dann nahm ich meine Schürze ab, wusch mir die Hände und rannte zu Frithigerns Haus. Könige mögen es nicht, wenn man sie warten läßt.
    Ich kam mit zerzausten Haaren und außer Atem dort an, und die Wachen ließen mich sofort in den Audienzsaal. Der Raum war voller Leute. Frithigern, sein Gefolgsmann Alavivus, und Colias, der frühere Befehlshaber der mit den Römern verbündeten Truppen in Hadrianopolis, lagerten allesamt auf ihren Ruhebänken auf dem erhöhten Podium, und ihr Gefolge bildete einen Kreis um sie herum. Amalberga stand hinter dem Podium; sie blickte auf und nickte mir zu, als ich hereinkam. Ein weiterer Mann stand in der Mitte des Raumes, und zwar mitten auf dem Mosaik der Sonne im Zentrum des Tierkreises. Er kehrte mir den Rücken zu, doch selbst so kamen mir die blonden Haare und die hochmütige Neigung des Kopfes sofort bekannt vor. Als die Wachsoldaten die Enden ihrer Lanzen auf den Fußboden stießen, um meinen Eintritt anzukündigen, wandte der Mann sich um, und dann konnte es keinen Zweifel mehr daran geben, daß es Athanaric war.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an. Es war fast ein Jahr her, daß ich ihn zuletzt gesehen hatte, und ich hatte gehofft, daß die Zeit und meine verzweifelte Lage meine Leidenschaft erstickt hätten, aber als seine Blicke mich trafen, konnte ich mich weder rühren, noch vermochte ich zu sprechen, und ich hatte den Eindruck, als verschwände der ganze übrige Raum um ihn herum. Dann fuhr mir völlig zusammenhanglos der Gedanke durch den Kopf, ich müsse mit meinen halblangen, aufgelösten Haaren, meinem verrutschten Umhang und Blutspritzern auf meinen Armen und sicherlich auch in meinem Gesicht einen eigenartigen Anblick bieten. Athanaric sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck an – Freude, Erleichterung, befriedigte Neugier.
    »Hier ist also die edle Frau«, sagte Frithigern. »Wie du sehen kannst, ist ihr nichts geschehen. Bist du jetzt bereit, über die Bedingungen zu sprechen, zu denen deine Auftraggeber einen Waffenstillstand akzeptieren würden?«
    Athanaric wandte sich wieder dem Podium zu. »Ich habe dir schon gesagt, daß ich nicht dazu befugt bin, über irgend etwas zu verhandeln. Ich bin jetzt anderswo stationiert, und habe mich für diese Reise zu dir von meinem Posten entfernt. Am Hof hört im Augenblick sowieso niemand auf mich. Du kannst den Waffenstillstand vergessen: Du wirst keinen bekommen, und nichts von dem, was du mir seit meiner Ankunft so begierig erzählt hast, kann daran etwas ändern. Wie ich schon sagte, bin ich nur hergekommen, um mit dir im Namen ihrer Freunde über ein Lösegeld für diese Edelfrau zu sprechen.«
    »Was sind das für Freunde?« fragte Alavivus.
    »Der Heerführer Sebastianus und die Familie dieser Dame«, erwiderte Athanaric, ohne zu zögern. »Die Summe beträgt einhundert Pfund in Gold.«
    »Wer ist diese Familie?« fragte Frithigern, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Ich habe nicht das Recht,

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