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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Fischereigeräte und die schönen gelben und grünen Glaskugeln, die man früher als Schwimmer verwendet hatte.
    »Wie kommst du mit der Einsamkeit zurecht?«, fragte Erica.
    »Man gewöhnt sich daran.« Annie blickte aufs Wasser. »Ganz allein ist man ja nie.«
    Erica zuckte zusammen und sah sie fragend an.
    »Ich habe doch Sam«, fügte Annie hinzu.
    Insgeheim lachte Erica über sich selbst. Sie hatte sich die Geschichten über Gråskär so lebhaft ausgemalt, dass sie allmählich daran glaubte.
    »Es hat also nichts zu bedeuten, dass die Leute Geisterinsel sagen?«
    »Wer glaubt schon an alte Spukgeschichten?« Annie sah wieder hinaus aufs Meer.
    »Immerhin bekommt die Insel dadurch irgendwie Charakter.«
    Erica hatte alles, was sie über Gråskär gefunden hatte, in einem Ordner gesammelt. Nun zog sie ihn aus der Tasche und überreichte ihn Annie.
    »Die Insel ist zwar nicht groß, aber sie hat eine aufregende Geschichte. Teilweise ziemlich dramatisch.«
    »Manches davon habe ich auch gehört. Meine Eltern wussten einiges, aber ich habe ihnen leider nie genau zugehört.« Annie schlug die Mappe auf. Die Seiten flatterten in der leichten Brise.
    »Ich habe alles chronologisch geordnet«, sagte Erica. Dann blieb sie still und ließ Annie in Ruhe blättern.
    »Das ist ja richtig viel.« Annies Wangen hatten leicht Farbe bekommen.
    »Es hat mir Spaß gemacht, das alles rauszusuchen. Ich musste mal was anderes machen, als Windeln zu wechseln und schreiende Kinder zu füttern.« Sie zeigte auf einen kopierten Artikel. »Das da ist die geheimnisvollste Episode in der Geschichte Gråskärs. Eine ganze Familie verschwand spurlos von der Insel. Niemand weiß, was aus ihnen geworden ist. Das Haus sah aus, als wären sie einfach vom Tisch aufgestanden und weggegangen, ohne etwas mitzunehmen.«
    Sie merkte selbst, dass sie übereifrig klang, aber sie fand solche Dinge spannend. Geheimnisvolle Geschichten hatten schon immer ihre Phantasie angeregt, und dieser Fall stammte mitten aus dem wirklichen Leben.
    »Guck mal, was da steht«, sagte sie nun gelassener. »Leuchtturmwärter Karl Jacobsson, seine Ehefrau Emelie, Sohn Gustav und der Gehilfe Julian Sontag lebten mehrere Jahre auf der Insel. Dann verschwanden sie einfach, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Ihre Leichen wurden nie gefunden, und man entdeckte auch keine anderen Spuren. Es gab keinen Grund zu der Annahme, sie könnten freiwillig verschwunden sein. Rein gar nichts. Ist das nicht merkwürdig?«
    Annie betrachtete den Artikel mit einem seltsamen Gesichtsausdruck.
    »Ja«, sagte sie. »Sehr.«
    »Sie sind dir nicht zufällig begegnet?«, fragte Erica scherzend, aber Annie reagierte nicht auf ihre Frage, sondern starrte weiter auf den Artikel. »Ich frage mich, was passiert sein könnte. Vielleicht ist jemand mit dem Boot gekommen, hat die ganze Familie umgebracht und ihre Leichen beseitigt. Ihr eigenes Boot lag noch am Steg.«
    Während Annie mit dem Finger über das Papier strich, murmelte sie etwas vor sich hin. Es ging irgendwie um einen blonden Jungen, aber Erica konnte sie nicht genau verstehen. Sie warf einen Blick auf das Haus.
    »Wacht er nicht auf und fragt sich, wo du bist?«
    »Kurz bevor du kamst, ist er eingeschlafen. Er schläft immer ziemlich lange.« Annie wirkte abwesend.
    Eine Weile war es still. Auf einmal fiel Erica wieder ein, weshalb sie auch hier war. Sie holte tief Luft und sagte: »Ich muss dir etwas erzählen.«
    Annie blickte auf. »Hat es etwas mit Matte zu tun? Weiß man, wer ihn …?«
    »Nein, sie haben zwar einen gewissen Verdacht, aber sie haben den Mörder noch nicht gefunden. Mit Matte hat es aber in gewisser Weise trotzdem zu tun.«
    »Was ist es denn? Sag schon«, bat Annie eindringlich. Ihre Hand lag noch immer auf dem Artikel.
    Erica holte tief Luft und erzählte von Gunnar. Annies Gesicht war verzerrt.
    »Sag, dass das nicht wahr ist!« Sie schien nach Atem zu ringen.
    Schweren Herzens erzählte Erica von den kleinen Jungen, die das Kokain gefunden hatten, von Mats’ Fingerabdrücken auf der Tüte und von den Folgen der Pressekonferenz.
    Annie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, nein. Das kann nicht sein.« Sie wandte sich ab.
    »Das sagt jeder, und ich weiß, Patrik hat ebenfalls seine Zweifel, aber alles deutet darauf hin, dass es so ist. Das würde auch erklären, warum er ermordet wurde.«
    »Nein«, sagte Annie. »Matte hat Drogen verabscheut. Er hat alles gehasst, was mit Drogen zusammenhing.« Sie biss die

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