Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
durfte jetzt auf keinen Fall übereilt handeln. Er musste einige Anrufe machen und fing bei Torbjörn an. Es war ein Schuss ins Blaue, aber zum Glück ging Torbjörn ans Telefon, obwohl heute Samstag war. Patrik berichtete kurz, was sich bei den Geschossen herausgestellt hatte, und erkundigte sich, ob Torbjörn den noch nicht identifizierten Fingerabdruck auf der Kokaintüte mit denen an der Außen-und Innenseite von Sverins Wohnungstür vergleichen könnte. Außerdem kündigte er an, dass er einen weiteren Fingerabdruck schicken würde, der mit den beiden anderen verglichen werden musste. Torbjörn wollte Fragen stellen, aber Patrik schnitt ihm das Wort ab. Er würde ihm das Ganze später erklären.
Als Nächstes musste er den richtigen Bericht finden. Er wusste, dass er sich irgendwo in dem Stapel befand, und fing an, danach zu wühlen. Er las sich den knappen und etwas merkwürdigen Bericht sorgfältig durch, als er ihn schließlich entdeckt hatte. Dann stand er auf und ging zu Martin hinüber.
»Ich brauche deine Hilfe.« Er legte Martin das Blatt auf den Schreibtisch. »Sind dir noch mehr Einzelheiten im Gedächtnis geblieben?«
Martin sah ihn verwundert an und schüttelte dann den Kopf.
»Leider nicht. Auch wenn ich dieses Zeug so bald nicht vergessen werde.«
»Könntest du zu ihm fahren und ihm noch ein paar Fragen stellen?«
»Klar.« Martin schien vor Neugier zu platzen.
»Sofort«, sagte Patrik, als Martin keine Anstalten machte, sich zu erheben.
»Okay, okay.« Martin stürzte zur Tür. »Ich rufe an, sobald ich mehr weiß«, rief er über die Schulter. Er blieb kurz stehen. »Dürfte man zufällig erfahren, warum …?«
»Darüber reden wir später, fahr jetzt los!«
Zwei Dinge waren also erledigt. Patrik ging zur Seekarte, die im Flur hing. Nachdem er sich eine Weile vergeblich mit den Heftzwecken abgemüht hatte, verlor er die Geduld und riss die Karte, die einige Ecken einbüßte, von der Wand. Er ging zu Gösta.
»Hast du mit dem Kerl gesprochen, der sich in den Schären vor Fjällbacka auskennt?«
Gösta nickte. »Ja. Ich habe ihm alle Koordinaten geschickt, und er wollte mal darüber nachdenken. Es handelt sich ja nicht um eine exakte Wissenschaft, aber vielleicht ergibt sich daraus ein Anhaltspunkt.«
»Ruf ihn an und versorge ihn auch mit diesen Informationen.« Patrik legte die Seekarte auf Göstas Schreibtisch und zeigte ihm, was er meinte.
Gösta zog die Augenbrauen hoch.
»Ist es dringend?«
»Ja. Ruf ihn gleich an und bitte ihn um eine kurze Einschätzung. Er muss uns nur sagen, ob es möglich wäre. Oder wahrscheinlich. Danach kommst du sofort zu mir.«
»Mach ich.« Gösta griff zum Hörer.
Patrik ging zurück in sein Zimmer und setzte sich an den Schreibtisch. Er war außer Atem, als ob er gerannt wäre, und spürte sein Herz in der Brust hämmern. Seine Gedanken rasten noch immer: neue Einzelheiten, Fragezeichen und Überlegungen. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Er starrte aus dem Fenster und trommelte mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte. Als sein Handy schrillte, zuckte er vor Schreck zusammen.
Er meldete sich und hörte konzentriert zu.
»Danke für deinen Anruf, Ulf. Halte mich auf dem Laufenden.«
Wieder klopfte sein Herz wie wild. Diesmal vor Wut. Dieser Dreckskerl hatte Madeleine und die Kinder gefunden. Ihr Vater hatte sich ein Herz gefasst, die Polizei angerufen und mitgeteilt, der Exmann seiner Tochter sei gewaltsam in ihre Wohnung eingedrungen und habe die Kinder und Madeleine mitgenommen. Seitdem hatten sie kein Lebenszeichen von ihnen. Patrik begriff, dass sie bereits verschwunden gewesen sein mussten, als er mit Ulf und den anderen draußen auf dem Hof gewesen war. Hatten sie sich ganz in der Nähe dieser Menschen aufgehalten, die irgendwo eingesperrt waren und auf Hilfe hofften? Er rang ohnmächtig die Hände. Ulf hatte ihm versichert, dass sie alles tun würden, um Madeleine zu finden, aber seine Stimme klang nicht überzeugend.
Eine Stunde später kamen Konrad und Petra herein.
»Können wir jetzt los?«, fragte Petra ohne Umschweife.
»Gleich, ich muss mir nur noch eine Sache ansehen.« Patrik wusste nicht genau, wie er es ihnen erklären sollte. Vieles erschien ihm immer noch diffus und unklar.
»Was denn noch?« Petra zog die Augenbrauen hoch. Es war deutlich zu erkennen, dass sie nun nicht noch mehr Zeit verschwenden wollte.
»Wir treffen uns in der
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