Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
er lediglich, dass die bereits entstandenen Kosten schwindelerregend hoch waren.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Zeit fürs Mittagessen. Richtigen Appetit hatte er schon lange nicht mehr, aber er musste etwas essen. Heute war Donnerstag, und das bedeutete, dass es im Källaren Pfannkuchen und Erbsensuppe gab. Ein bisschen würde er wohl runterbekommen.
Nur die nächsten Angehörigen sollten bei der Beisetzung anwesend sein. Die anderen verschwanden in Richtung Ort. Erica umklammerte Patriks Hand. Sie gingen direkt hinter dem Sarg, und sie hatte das Gefühl, dass ihr jeder Schritt einen Stoß ins Herz versetzte. Sie hatte sich sehr bemüht, Anna davon abzuhalten, sich das anzutun, aber ihre Schwester hatte auf einer richtigen Beerdigung bestanden. Da dieser Wunsch sie vorübergehend aus ihrem apathischen Zustand gerissen hatte, gab Erica es schließlich auf und war bei allen notwendigen Vorbereitungen behilflich, damit Anna und Dan ihren Sohn begraben konnten.
In einem Punkt jedoch hatte sie sich ihrer Schwester nicht gebeugt. Anna wollte alle Kinder dabeihaben, aber Erica hatte darauf bestanden, dass die kleineren zu Hause blieben. Nur die beiden Ältesten, Dans Töchter Belinda und Malin, kamen mit. Auf Lisen, Adrian, Emma und Maja passte Patriks Mutter Kristina auf. Auf die Zwillinge natürlich auch. Erica hatte befürchtet, dass es Kristina zu viel würde, aber ihre Schwiegermutter hatte ihr versichert, dass die Kinder die zwei Stunden, die die Beerdigung dauerte, in ihrer Obhut überleben würden.
Sie spürte einen Schmerz in der Brust, als sie Annas fast kahlen Kopf vor sich sah. Die Ärzte hatten ihr die Haare abrasieren und ein Loch in den Schädel bohren müssen, um den Druck entweichen zu lassen, der sich darin aufgebaut hatte und dauerhafte Schäden zu verursachen drohte. Nun war auf ihrem Kopf ein zarter Flaum gewachsen, aber er wirkte dunkler als vorher.
Im Gegensatz zu Anna und der Fahrerin in dem anderen Auto, die bei dem Zusammenstoß ums Leben gekommen war, hatte Erica unglaubliches Glück gehabt. Sie kam mit einer Gehirnerschütterung und ein paar gebrochenen Rippen davon. Die Zwillinge waren zwar klein, als sie per Notkaiserschnitt auf die Welt geholt wurden, aber kräftig und gesund genug, um nach zwei Monaten aus der Klinik entlassen zu werden.
Erica brach beinahe in Tränen aus, als ihr Blick von dem Flaum auf Annas Kopf zu dem kleinen weißen Sarg wanderte. Abgesehen von den schweren Kopfverletzungen hatte sich Anna den Beckenknochen gebrochen. Auch bei ihr wurde ein Notkaiserschnitt durchgeführt, aber das Kind hatte so schwere Verletzungen erlitten, dass die Ärzte ihnen nicht viel Hoffnung machten. Nach einer Woche hatte der kleine Junge aufgehört zu atmen.
Das Begräbnis hatte nicht stattfinden können, solange Anna im Krankenhaus bleiben musste. Gestern durfte sie endlich nach Hause. Und heute wurde ihr Sohn beerdigt, dem ein Leben voller Liebe bevorgestanden hätte. Erica sah, wie Dan seine Hand auf Annas Schulter legte, nachdem er den Rollstuhl vorsichtig neben das Grab geschoben hatte. Anna schüttelte die Hand ab. Das war schon seit dem Unfall so. Ihr Schmerz schien derart groß zu sein, dass sie ihn nur allein ertrug. Dan dagegen brauchte jemanden, mit dem er den Schmerz hätte teilen können, doch nicht irgendjemanden. Patrik und Erica hatten versucht, mit ihm zu reden, und alle in seiner Umgebung hatten getan, was sie konnten. Aber er wollte seine Trauer nur mit Anna teilen. Und sie konnte es nicht.
Erica fand Annas Reaktion verständlich. Sie kannte ihre Schwester so gut und wusste, was sie durchgemacht hatte. Das Leben hatte Anna bereits einiges zugemutet, und das hier würde vielleicht alles zum Einsturz bringen. Doch auch wenn Erica Annas Verhalten nachvollziehen konnte, wünschte sie, alles wäre anders gewesen. Anna brauchte Dan mehr als je zuvor, und Dan brauchte Anna. Nun standen sie nebeneinander wie zwei Fremde, während der kleine Sarg in die Erde gesenkt wurde.
Erica streckte die Hand aus und legte sie Anna auf die Schulter. Ericas Hand durfte liegen bleiben.
Vor lauter Rastlosigkeit fing Annie an zu putzen und zu waschen. Das Lüften hatte gutgetan, aber der abgestandene Geruch hing noch immer in Gardinen und Bettzeug. Sie stopfte alles in einen großen Wäschekorb und ging damit zum Anleger hinunter. Kernseife und das alte Waschbrett, das sich im Haus befand, seit sie denken konnte, nahm sie auch mit. Sie krempelte die Ärmel hoch und wusch die Wäsche im
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