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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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er verschwunden ist“, stellte Trenu fest und erhob sich
wieder aus der knienden Position. Nun schaute er Jasai tief in dessen graublaue
Augen, die ihn in diesem Moment mit durchbohrendem Blick ansahen, so als wollte
Jasai testen, ob Trenu seine Reue ernst meinte. Einen Moment lang durchzuckte
tatsächlich ein Gefühl, ähnlich der Furcht, Trenus Körper. Doch wie zur
Besänftigung legte nun der alte Mann väterlich seine Hand auf die Schulter des
vor ihm stehenden Schattens. Jasais schlanke Finger krallten sich jedoch fest,
während seine Augen starr in das Gesicht von Trenu blickten. Sie fokussierten
die Unsicherheit, die die Züge des Mannes in diesem Augenblick verrieten.
„Meister, was habt Ihr vor?“, erkundigte sich Trenu und versuchte dabei, die
Hand auf seiner Schulter fortzubewegen. Doch je mehr es probierte, umso fester
wurde der Griff von Jasai. Die Fingernägel bohrten sich in das einst tote
Fleisch des Schattens und dieser stieß einen Schrei des Schmerzes aus. „Bleibt
ruhig!“, befahl der finstere Magier und legte seine freie Hand auf dem Kopf von
Trenu ab, der daraufhin erneut in die Knie ging. Seine Augen zuckten hin und
her, wie vom Wahnsinn getrieben, während der restliche Körper zu zittern
begann. Immer wieder ertönten kurze schmerzerfüllte Schreie. Aus der Stelle an
der Schulter quoll Rauch hervor und stieg Jasais Arm empor. Die Schreie wurden
bizarrer und immerzu trat mehr Rauch aus Trenu hervor. Sein Gesicht begann sich
zu verzerren. Die Haut zog sich zusammen wie bei einer ausgetrockneten Frucht
und färbte sich schwärzlich. Aus den Augen lief nun dunkelrotes, fast schon in
schmutzigen Rosttönen glänzendes Blut, welches nur wenige Augenblicke danach
gerann.
    „Was tut Ihr mir an?“, rief Trenu fortwährend,
wobei seine bejammernswerte Stimme mit jedem Ruf leiser wurde, bis sie
schließlich nur ein schwaches Krächzen war. Kurz darauf verstummte sie. Trenus
Körper wirkte wie ein vermoderter Leichnam. Zwar war die Haut und sein Fleisch
noch vorhanden, doch die Erscheinung, die Jasai nun vor sich hatte, glich eher
einer dämonischen Missgeburt, als einem Menschen. Kaum war das magische Ritual
vollzogen, atmete der alte Mann tief ein. Sein Körper kribbelte angenehm, als
die soeben aufgenommene Energie des Schattens sich mit seinem Blut vermischte
und durch sämtliche Glieder gepumpt wurde. „Bedauerlich, dass es für Euch nicht
gut ausging. Jedoch vermag ich nun zu tun, wozu Ihr nicht in der Lage wart. Ihr
habt mir sehr geholfen, Trenu! Dank Eurer Gaben, die nun in mir sind, spüre ich
seine Aura förmlich, als wäre er direkt neben mir. Endlich wendet sich das
Blatt“, sagte Jasai und ergötzte sich an der neu gewonnenen Stärke. Dann
bereitete sich der Magier auf die Hetzjagd vor.
    Es war Mittag und bereits der dritte Tag nach
seiner Trennung von Kardios, Lewia und Emilia. Die Landschaft, die zuvor von
Kornfeldern, Wiesen und Wäldchen, sowie einigen größeren und kleineren Gehöfen
beherrscht wurde, wandelte sich und kündigte damit an, dass er sich dem
westlichen Estharielgebirges näherte. Vor seinen Augen erstreckten sich die
mächtigen Felsgiganten in den Himmel. Die Bergspitzen waren so hoch, dass sie
bereits von einer Wolkenschicht verschluckt wurden. Der Pfad wurde langsam
steiler und schwerfälliger. Das Gras wich immer mehr zurück und wurde, bis auf
einige grüne Stellen, von groben Steinen abgelöst. Links von ihm erstreckten
sich die Bäume von Llwyr und bildeten eine dichte Wand. Auf der rechten Seite
führte ein anderer Weg hinunter in das Tal, welches früher einmal von den
Twergen bewohnt gewesen war. Mehrere Bauten, die sich durch das ganze Tal
erstreckten, zeugten davon. Viele von ihnen waren mittlerweile nur noch Ruinen.
Einige Häuser jedoch waren noch in Takt und wären sogar bewohnbar gewesen, die
Menschen jedoch waren viel zu abergläubisch und dachten, dass dort die Seelen
der ehemaligen Bewohner auf sie warten würden. Seitdem waren die Gebäude
unbewohnt und aus dem ehemaligen Dorf wurde eine Geisterstadt. Im Laufe der
Zeit hatte sich die Natur den Platz zurückgeholt, sodass nun die Wände der
Häuser fast vollständig mit Ranken und Moos überwachsen waren. Er kannte die
Schauergeschichten, die man sich über diesen Ort erzählte, aber er wusste auch,
dass sie nur Erzählungen waren und er sich nicht fürchten musste. Zudem wollte
er in diesem Moment nur mehr über seine Bestimmung herausfinden, wobei er sich
des Öfteren dabei ertappte, wie er

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