Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
klang bereits ein wenig ab. Die Stelle in
ihrem Gesicht brannte jedoch noch immer bestialisch. Anschließend wurde Lewia
von den Fesseln befreit. Sie lag nun auf dem kalten Boden der schrecklichen
Kammer verschwitzt, kraftlos und zitternd. Höhnisch beugte sich Jasai zu ihr
hinunter. „Ich warte bereits gespannt auf das, was Ihr zu berichten wisst“,
sprach er mit spöttischer Stimme. Also begann Lewia zögernd zu erzählen,
während ihr Körper noch immer schmerzte.
Kapitel 12: unter der Erde
Nach dem nervenaufreibenden Kampf gegen die
wilden Kreaturen, die das letzte Stück des Weges in eine gewaltige und
lebensgefährliche Herausforderung verwandelt hatten, erreichten die Männer um Kardios
völlig entkräftet die Ausläufer der Gnomenfeste. Gebaut in den massiven und
gewaltigen Berg, scheinbar aus einem einzigen großen Felsen gehauen, erhob sich
die Pforte vor der kleinen Gruppe gen Himmel. Sprachlos, und von der kolossalen
Größe der steinernen Behausung der Gnome beeindruckt, machten die Männer halt.
Schier unbeschreiblich war der Anblick, der sich ihnen bot. Selbst Kardios
verschlug es für einen Moment die Sprache. Der Eingang bestand aus dem
wuchtigen Felsen, der einen Gnomen darstellte, auf seiner Axt gestützt. Es war
unvorstellbar, welche Kraft und wie viel Zeit es gekostet haben musste, um
dieses atemberaubende Kunstwerk zu schaffen. Ehrfürchtig schritten die Männer
auf das dunkle Loch im Berg vor ihnen zu. Je näher sie dem Eingang kamen, zu
dem eine kunstvoll ausgearbeitete Treppe führte, desto winziger kamen sie sich
vor. Kardios schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie die kleinen Gnome es
schafften, dass sich die sonst so großen Menschen winzig und unbedeutend
vorkamen. Er wusste, dass sie das Reich der Menschen hinter sich lassen und
sich gänzlich in das Gebiet der Gnome begeben würden, wenn sie erst einmal den
Berg betreten haben. Ein fröstelnder Windhauch kam ihnen aus dem Inneren des
Berges entgegen, so als atmete dieser aus. Selbst noch einmal tief Luft holend
drehte sich Kardios zu seinen Männern um und nachdem er sich versichert hatte, dass sie alle bereit waren, gab er
das Zeichen, um die Finsternis zu betreten. „Gebt von nun an gut acht, wohin
ihr eure Schritte setzt. Wir wissen nicht, ob die Gnome Besucher willkommen
heißen. Es könnte sein, dass Fallen aufgestellt wurden. Und wenn wir dann auf
die Gnome treffen, behaltet stets im Hinterkopf, dass wir in friedlicher
Mission unterwegs sind!“, sagte Kardios scharf an die Gruppe gerichtet. Langsam
drehte er sich um und setzte einen Schritt in die Finsternis. Er zündete eine
der kleinen Fackeln an, welche sich in den Reiserucksäcken der Soldaten
befanden und erleuchtete damit den pechschwarzen Gang. „Los jetzt Männer!“,
befahl er und ging weiter.
Thalon saß in der Zwickmühle. Er konnte nicht
riskieren, dass die Angreifer Emilia etwas antaten, jedoch durfte er auch nicht
einfach aufgeben, da dann das Risiko zu hoch wäre, dass die Männer den Ring in
seiner Tasche finden würden. Dann hätten sie nicht nur das einzige große
Hindernis aus dem Weg geschafft, sondern würden auch noch rechtmäßigen Anspruch
auf die Krone haben und das durfte unter keinen Umständen passieren. Gleichwohl
er wusste, dass er wieder töten würde und es ihm davor graute, gestand er sich,
dass es in dieser Situation keinen anderen Ausweg gab. Er schloss die Augen und
konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Gehörsinn. Das Schreien und Fluchen
des Mädchens in den Armen der Wachen drang an sein Ohr sowie die nähernden
Schritte des Gegenspielers. Verwundert stellte er fest, dass er sein Schwert
gezogen hatte. „Lasst Eure Waffe sinken!“, befahl der Mann und blickte Thalon
grimmig an, was dieser jedoch nicht bemerkte, da er noch immer die Augen
geschlossen hatte. „Ich warne Euch!“, sprach Thalons Gegenüber harsch und hob
sein Schwert. Thalon hörte, wie die Klinge niedersauste und einen Moment, bevor
der kalte Stahl seinen Körper durchtrennt hätte, fuhr Thalon blitzschnell zur
Seite und ließ den Schlag ins Leere gehen. Mit einem lauten Schrei rammte er
sein eigenes Schwert in den Rücken des Mannes, zog es rasant wieder heraus,
fuhr herum und wollte gerade das blutbesudelte Schwert in den Leib des anderen
Mannes versenken, als dieser seinen Dolch erbarmungslos in Emilias Körper
steckte. Ein kurzer und schnell erquickender Schrei ertönte, bevor das Mädchen
wie ein Sack hart auf den Boden fiel, während
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