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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Sean aus dem Gewächshaus und steuerte, als ihn niemand zurückrief, im Laufschritt die Küche an.
    »Merkwürdig«, sagte Wexford. »Sammy Davis war für gestern im Fernsehprogramm angekündigt, aber die Sendung wurde im letzten Moment verschoben. Statt dessen kam ein alter Spielfilm.« Er klopfte Burden auf die Schulter. »Sie machen jetzt erst einmal Mittag, Mike. Sobald es geht, komme ich nach.«
    Er sah Burden einen Augenblick nach, dann verfiel er beinahe selbst in Laufschritt, um Mrs. Cantrip einzuholen. »Wohnt oder arbeitet sonst noch jemand in diesem Haus, mit dem ich noch nicht gesprochen habe?«
    »Nein, Sir.« Ihre Miene verriet ihm, daß sie immer noch ein wenig unter Schock stand und die Zügel des Haushalts noch nicht wieder fest in der Hand hielt. »Möchten Sie vielleicht einen kleinen Imbiß?« fragte sie mit bebender Stimme. »Sie und der andere Herr von der Polizei?«
    »Nein, vielen Dank.« Wexford faßte sie mit fester Hand am Ellbogen, als sie auf der Terrassentreppe stolperte. »Sie können mir aber vielleicht noch eine Auskunft geben. Mit wem war Mrs. Nightingale befreundet? Wer kam sie hier besuchen?«
    Diese Anerkennung ihrer Stellung als geschätzte Hausangestellte, die das Vertrauen der gnädigen Frau genoß, schien sie zu freuen. »Mrs. Nightingale war nie eine von diesen Klatschbasen, Sir, und sie hing auch nicht den ganzen Tag an der Strippe. Die Damen kamen sie sozusagen geschäftlich besuchen, da ging es um die Organisation von Wohltätigkeitsbasaren und Reitturnieren, wenn Sie wissen, was ich meine. Daneben...« Ein traurig bedeutungsvoller Ton schlich sich in ihre Stimme. »Daneben hatten sie nur gemeinsame Freunde, Sir George und Lady Larkin Smith, das Ehepaar Primero und der übrige Landadel eben, Sir.«
    »Irgendwelche Freunde? Bitte fühlen Sie sich durch meine Frage nicht beleidigt, Mrs. Cantrip. Heutzutage kann eine Dame Freunde haben, ohne daß daran etwas... ah, unrecht wäre.«
    Mrs. Cantrip schüttelte energisch den Kopf. »Ihre Freunde waren auch seine Freunde, Sir«, sagte sie und fügte mit einem Anflug von Sarkasmus hinzu: »Kann ich Ihnen vielleicht sonst noch mit einer Auskunft dienen?«
    »Bloß noch eine Frage wegen der Wäsche. Wer hat die Aufgabe, die Wäsche im Haus zu wechseln, die - äh, Laken und Handtücher?«
    »Ich, Sir«, antwortete Mrs. Cantrip verblüfft.
    »Haben Sie zufällig heute morgen feuchte Handtücher aus Mr. Nightingales Schlafzimmer entfernt?«
    »Nein, Sir, bestimmt nicht. Ich war heute morgen nicht sonderlich erpicht auf Arbeit, das können Sie mir glauben.« Mrs. Cantrip reckte tugendhaft das Kinn in die Höhe. »Außerdem ist heute nicht der richtige Tag dafür. Ich wechsle die Laken Montag morgens und die Handtücher montags und donnerstags. So halte ich das immer schon, seit ich hier bin, jahraus, jahrein.«
    »Angenommen, jemand anders hätte...?« setzte Wexford vorsichtig an.
    »Ausgeschlossen«, widersprach Mrs. Cantrip. »Die schmutzige Wäsche wird in einem Korb im hinteren Teil der Küche aufbewahrt, und da war heute niemand auch nur in der Nähe. Dafür verbürge ich mich. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Sir, ich muß das Mittagessen servieren. Ob Mr. Nightingale der Sinn nach einem Imbiß steht, wage ich zwar nicht zu beurteilen, aber dann ist da noch das Tablett für Mr. Villiers drüben... Ach du lieber Gott! Mr. Villiers! Den habe ich ganz vergessen.«
    Wexford starrte sie an. »Wollen Sie damit sagen, daß Mr. Nightingales Schwager hier im Haus wohnt?«
    »Nein, ℩wohnen⊂ kann man nicht sagen, Sir«, erklärte Mrs. Cantrip, die sich mit einer roten Hand an ihre Wange gefaßt hatte und in dieser Pose wie vor den Kopf geschlagen erstarrt war. »Er kommt jeden Tag, um im ⊃Old House⊂ zu schreiben. Und... ach, Sir, ich glaube, es hat ihm noch gar niemand gesagt!«
    »Mr. Villiers muß uns doch bemerkt haben.«
    »Wohl kaum, Sir. Wegen der vielen Bäume kann man vom ⊃Old House⊂aus praktisch nichts sehen, das Haus selbst sieht man von außerhalb ja auch nicht. Ich muß rüber und es ihm sagen. Da kann ich nur Gott dafür danken, daß sie sich nicht sehr nahegestanden haben. Für ihn wird es kein schwerer Schlag sein, wenigstens ein Segen.«
    Im Laufschritt trabte sie davon. Wexford sah ihr nach, wie sie unter einem Bogen in der Hecke verschwand, über dem goldgelb verfärbte Lindenblätter hingen. Ein Flachdach vor dem Hintergrund des weißgefleckten blauen Himmels war alles, was über den Bäumen vom

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