Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
Vom Netzwerk:
Freisassen, Bürgern und besseren Leuten entkräftet daniederliegen - schwarz wird es mir vor Augen werden, darauf kannst du Gift nehmen.«
    »In diesem Fall«, meinte Wexford grinsend, »werde ich dich von der Schule abholen und dich nach Hause fahren.«
    »Prima«, sagte Marriott, ließ sich zum erstenmal jedoch ein leises Unbehagen anmerken. Er geleitete Wexford zur Tür, wo ihnen zwei ältliche Leute entgegenkamen. »Ist ja phantastisch, daß ihr kommen konntet, meine Lieben. Pam, du siehst einfach zum Anbeißen aus, Herzchen. Darf ich euch...«
    Wexford stahl sich leise davon.

7
    Die Kinder der Burdens gingen wieder in die Schule, und aus dem Badezimmer des Bungalows drangen Würgegeräusche. Am ersten Schultag mußte sich Pat immer erbrechen. Ihre Eltern standen in der Küche und hörten diese Geräusche mit dem hilflosen Elend derjenigen, denen allmählich klar wird, daß ihre Kinder nicht nur Kinder, sondern auch Menschen sind und es einen Punkt gibt, an dem sie ihnen nicht mehr weiterhelfen können. Dieses Kind würde sich an jedem ersten Schultag übergeben, vor jedem Einstellungsgespräch und wahrscheinlich auch am Morgen seiner Hochzeit.
    »Ach, Mike«, sagte Jean Burden,« sollen wir Dr. Crokker kommen lassen? Manchmal spiele ich sogar mit dem Gedanken, sie zu einem Psychiater zu schicken.«
    »Obwohl du genau weißt, daß sie quietschfidel sein wird, sobald sie einen Fuß über die Schwelle des Klassenzimmers setzt? Wir wollen doch aus einer Mücke keinen Elefanten machen, Liebes.«
    »Ich wollte nur, ich könnte ihr helfen. Wir hatten es nie mit den Nerven. Ich hätte nie gedacht, mein Kind könnte ein Nervenbündel werden.«
    »Ich hab’s nicht mit den Nerven«, sagte John, als er mit dem Schulranzen und morgendlich strahlender Miene in die Küche kam. »Falls ich je Kinder habe und sie so ein Affentheater wie Pat aufführen, kriegen sie von mir eine ordentliche Tracht Prügel.«
    Burden sah seinen Sohn angewidert an. Obwohl sie nur zwei Jahre auseinander waren und unter der Obhut liebevoller und glücklich verheirateter Eltern in einem intakten Umfeld der Mittelklasse aufwuchsen, hatten sich seine Kinder nie vertragen. Ihre anfänglichen Streitereien, als John noch ein Knirps war und Pat ihn nur aus dem Kinderwagen heraus anschreien konnte, waren über handgreifliche Auseinandersetzungen zu dem gegenwärtigen Zustand ständiger Frotzeleien eskaliert.
    In strengem Ton sagte er: »Du sollst aufhören, so von deiner Schwester zu sprechen. Ich habe es satt, dir das dauernd sagen zu müssen. Mal angenommen«, begann er, da ihn der Fall, den er momentan bearbeitete, auf eine Idee gebracht hatte, »mal angenommen, du und Pat würdet heute getrennt werden und euch nicht mehr sehen, bis ihr erwachsen seid, wie würdest du dann wohl darüber denken? Du würdest sehr bedauern, daß du so gemein zu ihr warst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr du sie vermissen würdest.«
    »Ich würde sie nicht vermissen«, erwiderte John. »Ich wünschte, ich wäre ein Einzelkind.«
    »Diese Abneigung ist mir ein Rätsel«, sagte Burden ratlos. »Sie ist unnatürlich.« Er streckte die Hand aus, als seine Tochter unter dem schützenden Arm der Mutter mit bleichem Gesicht und hängendem Kopf hereinkam. »Ich fahre dich zur Schule, Schätzchen. Ich bringe dich bis vor die Tür.«
    “Mich fährst du nie zur Schule«, beschwerte sich John. »Dabei hab ich’s tierisch weit, fast zwei Kilometer zu Fuß.«
    »»Tierisch sagt man nicht«, wies ihn Burden automatisch zurecht. »Ich fahre euch beide, aber fangt um Himmels willen im Auto nicht zu streiten an.«
    Im Pausenhof der King’s-Schule wimmelte es von Jungen. Burden fuhr ruckweise in die Einfahrt und jagte die lauthals johlenden und grölenden Kleinsten, Johns Altersgenossen, vor dem Auto auseinander. Die Schüler der Abschlußklasse, die sich in losen Grüppchen lässig an der Mauer postierten und die verhaßten Mützen ihrer Schuluniformen zusammengeknüllt in den Taschen trugen, starrten ihn mit hochmütiger Unverschämtheit an. Ehe der Wagen noch ganz zum Stillstand kam, sprang John heraus und wurde augenblicklich von der johlenden Menge verschluckt.
    »Siehst du, John ist keine Spur von ängstlich«, ermutigte Burden seine Tochter. »Du weißt doch, daß euch beiden zu Hause inzwischen stinklangweilig war, deshalb ist er froh, wieder bei seinen Freunden zu sein.«
    »Ich hasse ihn«, sagte Pat.
    »So darfst du nicht von deinem Bruder sprechen.« Burden fuhr

Weitere Kostenlose Bücher