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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Zuchtperlen und in einem Fetzen von der Stange. Was die Frauen für Augen machten! Georgina war keine Spur von schüchtern. Die Unterhaltung bei Tisch bestritt sie im Grunde allein. Wir erfuhren alles über ihre hausfraulichen Pläne und Absichten, daß sie Denys ein richtiges Heim einrichten würde und sie sechs Kinder haben wollten. Aber sie war eifersüchtig! Sie beschwerte sich doch glatt bei Elizabeth, daß man sie nicht neben ihren Mann gesetzt hatte.
    Elizabeth war reizend zu ihr, das muß man ihr lassen. Sie hat ihr sogar ein Kompliment wegen dem Kleid gemacht und gab sich wirklich alle Mühe, Georgina in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sprudelte über vor Fröhlichkeit und sah keinen Tag älter aus als fünfundzwanzig.«
    »Wirkte Georgina neidisch?« fragte Wexford.
    »Auf die Anwesenden? Falls sich Neid dahinter verbirgt, wenn eine alles, was um sie herum ist, madig macht und sich bemüht, auf Grund ihrer spießbürgerlichen Ansichten eine Überlegenheit für sich in Anspruch zu nehmen, ja, dann war sie wohl neidisch. Seit damals bin ich ihr natürlich x-mal begegnet, und ihr einziges Thema ist, was für eine Musterehe sie und Denys doch führen und wie sie ineinander aufgehen.«
    »Stimmt das denn?«
    »Er ist der Mann ihrer Träume«, sagte Marriott. »Obwohl von den sechs Kindern ja noch nicht viel zu sehen ist. Was ihn betrifft, so denke ich, daß er sich in seiner zweiten Ehe genauso langweilt wie in der ersten, aber Denys Villiers interessiert sich eben nur für eines, und das ist seine Arbeit. Kaum hatten sich er und Georgina in dem Bungalow eingelebt, als er sich auch schon wieder wie in alten Zeiten im Herrenhaus herumtrieb.«
    »Anscheinend hast auch du dich dort herumgetrieben, sonst hättest du ihn nicht gesehen«, sagte Wexford gewitzt.
    Einen Moment wirkte Marriott verdutzt. Dann sprang er wie von der Tarantel gestochen auf. »Entschuldige mich bitte einen Augenblick, ich will nur mal kurz in den Speisesaal und ein Wort mit...«
    Wexford lachte. »Du bist entschuldigt - für heute abend.«
     
    »Du glaubst«, sagte Dr. Crocker am Morgen darauf, »sie hätte zur Tatzeit das Kopftuch getragen. Da muß ich dich leider enttäuschen. In diesem Fall müßte es mit Blut durchtränkt sein.«
    »Eigentlich ist es ein Schal - vielleicht trug sie ihn um den Hals oder hielt ihn in der Hand.«
    Der Arzt schnaubte verächtlich. »Klar-und nachdem sie erschlagen war, hat sie ihn abgelegt und sich den Kopf damit abgewischt. So sieht er nämlich aus, als sei Blut damit abgewischt worden.«
    Wexford faltete den Bericht zusammen und legte ihn auf sein Dienstbuch. »Du hast gesagt, am Dienstag abend mußtest du zu einer Entbindung. Die Straße von Clusterwell nach Myfleet bist du dabei nicht zufällig gefahren?«
    »Aber sicher. Warum?«
    »Kennst du Villiers’ Bungalow?«
    »Natürlich. Er ist ein Patient von mir. Ich bin so gegen elf daran vorbeigefahren.«
    »Ist dir der Bungalow irgendwie aufgefallen?« hakte Wexford nach. »Hat Licht gebrannt? Sind die Autos in der Einfahrt gestanden?«
    Der Arzt machte ein langes Gesicht. »Ich habe nicht darauf geachtet. Meine Gedanken kreisten um meine Patientin und die Möglichkeit einer Steißgeburt. Aber wenn ich gewußt hätte...«
    »Das sagen alle«, erwiderte Wexford. »Da kommt Mike.«
    Ein abgeschlaffter Burden trat in das Büro. »Wir haben zu dritt ganz Myfleet abgeklappert«, berichtete er. »Anscheinend fährt dort kein Schwanz abends noch weg. Um neun werden in dem Nest die Bürgersteige hochgeklappt, und wer um diese Zeit noch nicht im Bett ist, sitzt im Pub. Außer Nelleke Doorn kam niemand an Villiers’ Haus vorbei. Ich habe sie mir noch mal vorgenommen, aber sie hat nur albern gekichert und mir von einem ekelhaften schwedischen Film erzählt. Ich habe allerdings den Eindruck, daß sie über ihre Fahrt nicht gern sprechen will.«
    Wexford hüstelte verlegen. »Quatsch«, sagte er, bemerkte den drohenden Unterton in seiner Stimme und bemühte sich, ihn zu unterdrücken. »Glauben Sie mir, das Mädchen hat nichts mit Mrs. Nightingales Tod zu tun.«
    »Schon möglich. Aber komisch ist es trotzdem, finden Sie nicht? Über ihr Techtelmechtel mit Nightingale und dem Kellner redet sie wie ein Wasserfall, aber sobald ich von ihr will, daß sie ihre Fahrt nach Hause beschreibt, kriegt sie den Mund nicht mehr auf. Ach, und noch was - Nightingales Mini stand auf dem Platz vor den Stallungen, und der junge Lovell gab sich beim Waschen alle Mühe, einen Kratzer an

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