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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Als ich wieder in ihr Leben trat, ließ sie diese Vorsätze sofort fallen und begann, ihn zu ihrem Werkzeug zu machen. Ihr Ziel war es, mich als Geliebten zu haben und gleichzeitig ihre Stellung, ihr Geld und ihren guten Ruf zu behalten. Sie wollte weder auf das eine noch auf das andere verzichten müssen, und das gelang ihr auch. Dennoch ist es sinnlos, die Schuld einfach auf den anderen zu schieben. Ich war ebenso schuldig wie sie. Der Unterschied zwischen uns lag darin, daß ich ein Gewissen hatte, sie jedoch nicht.
    Auf heimtückische und verschlagene Weise setzte sie Quentin zu. Unter dem Vorwand, dies von June erfahren zu haben, redete sie ihm ein, ich sei ein schwieriger Mensch und leide unter Persönlichkeitsstörungen. Er könne mir helfen, indem er sich meiner annehme. Bezeichnenderweise reagierte er damit, mir ein Zimmer im Stammhaus zur freien Verfügung anzubieten.
    Es mußte so aussehen, als würde ich nur auf Quentins Betreiben hin ins Herrenhaus eingeladen, denn es sollte den Anschein haben, als könnten Elizabeth und ich uns nicht ausstehen. Weshalb? Sie sagte, wenn wir in der Öffentlichkeit auch nur normale geschwisterliche Zuneigung an den Tag legten, würde uns dies bald dazu verführen, uns eine leidenschaftlichere Liebe anmerken zu lassen, als es zwischen Bruder und Schwester zulässig ist. Ich glaube nicht, daß dies der wahre Grund war. Eher scheint mir, sie mochte die Geheimnistuerei um ihrer selbst willen, und die Gleichgültigkeit, mit der wir uns in der Öffentlichkeit begegneten, verlieh ihrer Meinung nach unserer heimlichen Liebe so etwas wie Würze.
    Wenn ich nun behaupte, daß ich auch Quentin liebte, werden Sie mir dies dann als schändliche Heuchelei auslegen? Oder hat Sie Ihre Erfahrung gelehrt, daß wir oft die Menschen am meisten lieben, die wir hintergangen, betrogen und entehrt haben? Denn in dem Bemühen, sie an der Entdeckung unseres Verrats zu hindern, lernen wir, sie auch vor jedem anderen Übel zu bewahren, und die freundlichen Worte, mit denen wir sie ursprünglich blenden wollten, werden zur Gewohnheit und kommen schließlich von Herzen. Ja, Mr. Wexford, ich habe Quentin geliebt, und Elizabeth, die aus Furcht, ich könnte mich hinreißen lassen und mich einem Freund anvertrauen, alle meine Freundschaften hintertrieb, billigte mir diese eine zu, weil sie nie verstand, daß ich mich danach sehnte, von allen Menschen ausgerechnet bei ihm zu beichten, und seine Vergebung die einzige war, auf die ich Wert gelegt hätte.
    Ich komme jetzt zu Twohey.
    Schon längere Zeit hatte er Elizabeths Besuche bei mir im Stammhaus beobachtet, und eines Tages sah er, wie ich mit ihr die Treppe hinunterging und sie im Obstlager umarmte. Es war keine brüderliche Umarmung, und Twohey fotografierte uns durch das Fenster. Ich habe mich von ihm erpressen lassen und zahlte. Als er mir alles abgeknöpft hatte, verkaufte Elizabeth nach und nach ihren Schmuck und ließ Kopien davon anfertigen.
    Twohey haben Sie noch nicht gefunden, oder? Lassen Sie sich von mir helfen. Außer Georgina so viel Leid wie nur möglich zu ersparen, habe ich nur noch den einen Wunsch, Twohey in der gleichen jämmerlichen Lage zu sehen, in die er Elizabeth und mich gebracht hat. Sie finden seine Adresse auf den Schneiderrechnungen im Sekretär in ihrem Schlafzimmer. Tanya Tye ist der Name (höchstwahrscheinlich der Deckname) der Frau, mit der er in einer Luxuswohnung über dem Geschäft in der Bruton Street lebt. Die Sache war ganz einfach und sehr schlau eingefädelt. Immer wenn Twohey Geld wollte, ließ er Elizabeth eine Rechnung von Tanya Tye zukommen; die geforderte Summe ergab sich aus dem Rechnungsbetrag, an den noch eine Null angehängt wurde. Zum Beispiel: Wenn sich die Rechnung auf einhundertundfünfzig Pfund belief, sollte sie ihm fünfzehnhundert schicken. Das Geld schickte sie ihm in mit Packpapier eingewickelten Päckchen, das letzte davon hat Nelleke am Tag vor Elizabeths Tod zur Post gebracht. Um ihr zu zeigen, daß er das Geld erhalten hatte, schickte er ihr Quittungen.
    Weidmannsheil, Mr. Wexford.
    Ich nehme an, Marriott hat Sie in die näheren Umstände meiner Scheinexistenz eingeweiht. Ihnen wird bekannt sein, daß die Nightingales und ich gemeinsam in Urlaub gingen, Elizabeth und ich vor zwei Jahren jedoch allein fuhren, weil Quentin krank war. Marriott meinte damals, bei unserer Rückkehr aus Dubrovnik hätten wir schlecht und abgehärmt ausgesehen, doch er kam nie auf den Gedanken, wir könnten so

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