Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht
Grund?«
»Unterwegs«, antwortete Wexford. »Im Wagen.«
»Erfahre ich dann auch, wie Ihnen die große Erleuchtung kam?«
Wexford lächelte, und in dem Lächeln lag Triumph und wiedererlangtes Selbstvertrauen. “Ich konnte nicht schlafen«, sagte er, während sie auf die Polizistin warteten. »Ich konnte nicht schlafen, deshalb habe ich ein Buch gelesen. Ich bin ein ungebildeter alter Polizist, Mike. Ich lese nicht genug. Dieses hätte ich gleich lesen sollen, als sein Autor es mir gab.«
»Ich wußte nicht, daß es ein Krimi war, Sir«, sagte Burden einfältig.
»Stellen Sie sich doch nicht so saudumm an«, wies ihn Wexford barsch zurecht. »Ich meine nicht, daß in dem Buch steht, welcher Plan hinter dem Mord stand. Es gab sowieso keinen Plan.«
»Selbstverständlich nicht. Es geschah ohne Vorsatz.«
»Ja, da hatten Sie recht, wie in vielem anderen auch«, sagte Wexford, um dann mit plötzlich erstarktem Selbstvertrauen hinzuzusetzen: “Ich kann es Ihnen ruhig verraten, ich dachte schon, Sie hätten in allem recht. Ich dachte, allmählich würde ich alt, zu alt.«
»Na hören Sie, Six«, sagte Burden aufrichtig. »Das ist Unsinn.«
»Ganz richtig«, bestätigte der Chief Inspector unwirsch. “Ich habe noch gute Augen, und ein wenig Intuition bleibt mir auch noch. Na, stehen Sie hier nicht den ganzen Tag in der Gegend herum. Wir müssen jemanden festnehmen.«
jemand anderes mußte auf der Kanzel gestanden sein und die Jungen aufgefordert haben, ihre Gedanken und Stimmen gen Himmel zu richten, denn Denys Villiers war zu Hause.
»Ich habe mir freigenommen, fühle mich nicht wohl.«
»Sie wirken krank, Mr. Villiers«, sagte Wexford ernst. Ihre Blicke trafen sich. »Sie wirken ständig krank.«
»Ach? Ja, vielleicht ist es so.«
»Auf den Zweck unseres Besuchs scheinen Sie nicht neugierig zu sein.«
Villiers warf den Kopf in den Nacken. »Nein. Mir ist klar, weshalb Sie gekommen sind.«
“Ich möchte gern mit Ihrer Frau sprechen.«
»Auch das ist mir klar. Bilden Sie sich ein, ich dächte, Sie hätten die Polizistin mitgebracht, um uns ein wenig weibliche Gesellschaft zu leisten? Sie unterschätzen Ihren Gegner.«
»Sie haben stets die Ihren unterschätzt.«
Villiers lächelte gequält. »Ja, wir könnten wohl beide dem Verein zur Förderung des Größenwahns beitreten.« Er ging zur Schlafzimmertür. »Georgina!«
Mit hochgezogenen Schultern und geneigtem Kopf kam sie heraus. Nur einmal zuvor hatte Wexford jemanden so durch eine Tür kommen sehen, und damals war es ein Mann gewesen, ein Vater, der seine Kinder mit vorgehaltener Waffe zwei Tage lang in einem Zimmer festgehalten hatte. Endlich hatte man ihn überredet, die Waffe fallen zu lassen und über die Schwelle zu treten, wo ihn die Polizei erwartete und er seiner Frau in die Arme sinken konnte.
Georgina sank in die Arme ihres Mannes.
Er umarmte sie fest und strich ihr über das Haar. Wexford hörte, wie sie ihm etwas zuflüsterte, ihn bat, sie nicht zu verlassen. Bis auf ihre Ehe- und Verlobungsringe trug sie keinen Schmuck.
Der Anblick war so quälend, daß er sich nicht dazu durchringen konnte, ihr die Anklage zu eröffnen. Verlegen stand er da, räusperte sich und hüstelte leicht. Plötzlich hob sie den Kopf und sah die beiden Polizisten über die Schulter ihres Mannes hinweg an. Tränen liefen ihr über die sommersprossigen Wangen.
»Ja, ich habe Elizabeth getötet«, sagte sie heiser. »Die Taschenlampe lag am Boden. Ich habe sie aufgehoben und Elizabeth getötet. Ich bin froh, daß ich es getan habe.« Denys Villiers, der sie immer noch in den Armen hielt, zitterte heftig. »Hätte ich eher davon erfahren, hätte ich sie schon früher getötet. Ich habe sie getötet, sobald ich davon erfuhr.«
Sehr leise eröffnete Wexford ihr die Anklage und belehrte sie über ihre Rechte.
»Es ist mir egal, was Sie schriftlich festhalten«, sagte sie. »Ich habe es getan, weil ich meinen Mann behalten wollte. Er gehört mir, nur mir. Ich habe sonst nie jemanden gehabt, der mir gehört. Sie hatte alles, aber ich nur ihn.«
Villiers hörte mit unbewegtem Gesicht zu. »Darf ich mit ihr gehen?«
Wexford hatte nie erwartet, ihn jemals so bescheiden fragen zu hören.
»Selbstverständlich dürfen Sie.«
Die Polizistin führte Georgina zu dem wartenden Auto und legte ihr dabei den Arm um die Schulter. Der Arm sollte sie nur stützen und verhindern, daß sie stolperte, doch es sah aus wie eine Geste der Freundlichkeit und so etwas wie
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