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Der Liebe eine Stimme geben

Der Liebe eine Stimme geben

Titel: Der Liebe eine Stimme geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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Feier ihres freien Tages einen richtigen Drink zu mixen. Da sie keinen Martinishaker hat, gießt sie Wodka, Limettensaft, Cranberrysaft und einen Schuss Ingwerbier in Gracies Lunch-Thermoskanne, gibt Eis dazu, schüttelt das Ganze und schenkt sich etwas davon in ein Weinglas. Lächelnd nimmt sie einen Schluck. Es schmeckt gut. Siehst du? Sie braucht Jimmy nicht. Sie kann sich ihre eigene Passion machen.
    Die Luft im Haus ist heiß und stickig. Niemand war heute zu Hause, um die Klimaanlagen einzuschalten oder die Fenster zu öffnen. Beth nimmt ihr Essen und ihren Drink und ihr Bibliotheksbuch mit auf die Terrasse und setzt sich auf einen der schmutzigen Stühle.
    Der schimmeligste Stuhl von allen, Jimmys Zigarrenstuhl, steht ganz am Rand, in eine Ecke der Terrasse geschoben, als wäre er wegen schlechten Benehmens dorthin geschickt worden. Beth hat Jimmy vor Wochen gebeten, ihn ein für alle Mal zu entsorgen. Der Zigarrenstuhl war ihr schon vorher ein Dorn im Auge, aber jetzt, wo Jimmy eine andere Frau vögelt, wird sie ihn ganz bestimmt nicht hierbehalten. Sie stellt ihren eigenen Stuhl so hin, dass sie seinen nicht mehr sieht. Dann isst sie in aller Ruhe ihr Sandwich und liest.
    Als die Haustür auf- und wieder zugeht, ist sie noch immer ganz in die Lektüre vertieft und bei ihrem dritten Cocktail, Passion à la Beth, angelangt, den sie, wie sie findet, inzwischen perfektioniert hat (weniger Limette, mehr Wodka).
    »Hallo?«, ruft sie.
    Sophie und Jessica tauchen auf der Terrasse auf.
    »Wo ist Gracie?«, fragt Beth.
    »In der Küche, arbeitet an einem Projekt für das Ferienlager«, sagt Jessica.
    »Ach, was für ein Projekt denn?«, fragt Beth.
    »Weiß nicht«, sagt Jessica.
    »Was hattet ihr zum Abendessen?«
    »Hotdog«, sagt Jessica.
    »Hamburger«, sagt Sophie.
    Beth ist genervt davon, dass keines ihrer Kinder Fisch essen will, obwohl sie doch auf einer Insel leben. Sie liebt Meeresfrüchte, aber sie kann sie zu Hause nicht kochen, ohne dass die Mädchen die Nase rümpfen und sich über den Geruch beschweren.
    »Wo ist euer Dad?«
    »Weitergefahren«, sagt Sophie.
    »Oh«, sagt Beth, seltsam enttäuscht, dass er nicht hereingekommen ist. Muss der Wodka sein, der das Wort führt.
    »Wie war das Ferienlager heute?«
    »Öde«, sagt Sophie.
    »Kannst du bitte eine andere Haltung annehmen und es deinen Schwestern nicht verderben? Du hast es geliebt, als du in ihrem Alter warst.«
    »Na schön. Es war hinreißend! «, sagt Sophie. Sie spricht das Wort hinreißend mit einem schrillen Kreischen aus, das Gesicht zu einem Shirley-Temple-Grübchenlächeln verzogen, zu süß, um echt zu sein.
    »Okay, okay. Wie war das Abendessen?«
    Sophie sagt nichts und sieht Jessica an.
    »Es war hinreißend! «, sagt Jessica mit demselben Tonfall und Getue wie ihre ältere Schwester.
    »Es war beschissen«, sagt Sophie.
    »Hey! Deine Sprache«, sagt Beth.
    » Sie war da«, sagt Sophie.
    »Oh«, sagt Beth.
    »Ich mag sie nicht«, sagt Sophie.
    »Ich auch nicht«, sagt Jessica.
    Beth versucht, sich irgendeine Art mütterliche Weisheit oder politisch korrekten Ratschlag oder wenigstens irgendetwas Positives für ihre Mädchen einfallen zu lassen, aber die Passions à la Beth arbeiten gegen sie, und so sagt sie stattdessen etwas Aufrichtiges. »Ich mag sie auch nicht.«
    »Ja, aber du musst nicht deine Zeit mit ihr verbringen, so wie wir. Ich wünschte, wir müssten sie nicht sehen«, sagt Sophie.
    »Ich wünschte, Dad würde nach Hause kommen«, sagt Jessica.
    Beth bricht es das Herz.
    »Er kommt nicht mehr nach Hause, oder?«, fragt Sophie.
    »Nein, ich glaube nicht«, sagt Beth.
    Tränen sammeln sich in Jessicas Augen, Wut in Sophies.
    »Es tut mir leid, meine Süßen. Es tut mir so leid. Es ist wirklich beschissen.«
    »Ich vermisse ihn, Mom«, sagt Jessica.
    »Ich vermisse ihn auch«, sagt Beth.
    »Ich dachte, du hasst ihn«, sagt Sophie. »Ich dachte, deshalb hast du die Fotos zerrissen.«
    »Das war nicht der Grund, und manchmal hasse ich ihn wirklich. Ich vermisse und hasse ihn zugleich. Es ist kompliziert.«
    »Hasst du ihn mehr, oder vermisst du ihn mehr?«, fragt Jessica mit großen, nassen, hoffnungsvollen Augen. Beth wischt Jessica das Gesicht mit der Hand ab und küsst sie auf die Wange.
    »Ich vermisse ihn mehr«, sagt Beth, voller Mitgefühl für ihr sensibles mittleres Kind.
    »Na ja, ich hasse ihn«, sagt Sophie.
    »Soph«, sagt Beth in dem Ton, mit dem im Allgemeinen eine ihrer Standpauken beginnt.
    »Warum darfst

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