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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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zugetraut. Niemals!«
    »Können Sie den Mann beschreiben?«
    Ingrid Kruse überlegte. »Groß und schlank«, begann sie, »er trug eine dunkle Hornbrille. Und er hatte so eine Hakennase.« Die Frau zeichnete mit ihrer rechten Hand eine deutliche Krümmung über ihrer eigenen Nase.
    »Augen und Haare, wie waren die?«
    »Blaue Augen, bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Die Haare waren blond und kurz, links gescheitelt.«
    »Hat er sein Alter genannt?«
    »Nein, aber ich schätze ihn auf etwa dreißig, vielleicht auch ein bißchen älter.«
    »Irgendeine Besonderheit?«
    »Oh ja!« Ingrid Kruse fiel spontan wieder etwas ein, was ihr schon bei dem ersten Zusammentreffen mit diesem Mann aufgefallen war. »An einem Ohrläppchen fehlte ein ziemliches Stück«, erzählte sie aufgekratzt, »ich meine, es wäre das linke Ohr gewesen. Das sah schon ein bisschen komisch aus.«
    Frowein notierte. »Noch etwas?«
    Ingrid Kruse schüttelte den Kopf.
    »Hat er seinen Beruf genannt?«
    »Vertreter. Hat aber nicht gesagt, was er verkauft.«
    »Wissen Sie, wo der Mann sich häufiger aufhält? In einem Lokal vielleicht? Oder in einem Sportverein?«
    Ingrid Kruse schüttelte wieder nur den Kopf. Sie hatte alles gesagt.
    »Ein himmelblauer Volkswagen und ein fehlendes Ohrläppchen!« Horst Lemper, der Leiter der Ermittlungen, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und schaute erwartungsvoll in die müden Gesichter seiner Kollegen, die er, wie jeden Morgen, zur Dienstbesprechung um sich geschart hatte. »Der Kerl muss doch zu finden sein!« Niemand wollte widersprechen, hier und da wurde genickt. Die Kriminalisten waren sich einig – endlich eine »heiße Spur«.
    Nicht nur der »tatzeitnahe Kontakt« zu Helga Kortmann nährte den Verdacht, dass der Mann, der sich als Matthias Roeder ausgab, etwas mit dem Doppelmord zu tun haben könnte. Das Bild der Toten war in allen Düsseldorfer Tageszeitungen und an vielen Litfasssäulen mehrfach abgedruckt worden – aber ihr Bekannter hatte sich trotz nicht zu übersehender und nicht zu überlesender Appelle nicht bei der Polizei gemeldet. Und er hatte Helga Kortmann und Ingrid Kruse nicht seinen richtigen Namen genannt. Hatte dieser Mann eine Legende gestrickt, um sich Handlungsspielraum zu verschaffen? Hatte er sich zunächst das Vertrauen Helga Kortmanns erschlichen, um sie und Peter Seiffert später mühelos in einen Hinterhalt locken zu können? Und wenn es so gewesen sein sollte, dann hatte der Mörder seine Masche wahrscheinlich zuvor schon einmal erfolgreich angewandt: bei Lieselotte Ingensandt und Wilfried Mehnert. Schließlich vermutete die Kripo auch in diesem Fall, dass es zwischen dem weiblichen Opfer und dem Täter Tage oder Wochen vor der Tat bereits einen Kontakt oder eine Beziehung gegeben haben könnte.
    Das mutmaßliche Motiv: »perverser Haß auf Liebespaare«. Man glaubte sich auf der Spur eines »Psychopathen«, dem es »abartige Freude« bereitete, seine Verbrechen von langer Hand zu planen, sich mit den Opfern vertraut zu machen, sie in eine tödliche Falle zu locken und dort schließlich »rasend vor Wut« niederzumachen. Diese Hypothese passte auch zu den »erheblichen Verletzungsbildern« und den zumindest im ersten Fall festgestellten »fehlenden Abwehrverletzungen«. Vermutlich waren beide Paare vollkommen arglos gewesen und hatten nicht mit einem Angriff gerechnet.
    Zwölf Beamte wurden schließlich eingeteilt, um den Gesuchten ausfindig zu machen. Das Straßenverkehrsamt stellte eine Liste von Personen zusammen, auf die in den vergangenen drei Jahren ein blauer Volkswagen jüngeren Baujahrs zugelassen worden war. Da die Ermittler möglichst ökonomisch vorgehen wollten, wurden zunächst nur solche Fahrzeughalter herausgefiltert, die zwischen fünfundzwanzig und vierzig Jahre alt waren. Dann wurde überprüft, ob sie bereits »Kunden« gewesen und insbesondere wegen eines »Sittendeliktes« auffällig geworden waren. Die Fahnder hofften nun darauf, dass man dabei auf das Bild eines Mannes stoßen würde, das eine Anomalie des linken Ohrs erkennen ließ oder dass in den »erkennungsdienstlichen Unterlagen« ein solches »besonderes Kennzeichen« vermerkt war. Die Fahnder witterten Morgenluft, sie wähnten sich »ganz nah am Täter«.

12
    »Meldet Euch schnellstens bei der Polizei!« Diese Aufforderung war am 17. Februar in allen Düsseldorfer Tageszeitungen zu lesen. Die Begründung folgte nur einige Zeilen später: »Die Kriminalpolizei ist überzeugt, daß

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