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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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bisherigen Ermittlungen nicht berücksichtigt worden. Pöllinger verfügte nun, dass sämtliche bereits durchgeführten »personenbezogenen Überprüfungen« wiederholt werden mussten. Anfangs war man überzeugt gewesen, den Täter »bald fassen« zu können – jetzt hoffte man nur noch. Die Enttäuschungen und Turbulenzen der jüngeren Vergangenheit hatten die Ermittler bescheiden werden lassen.

23
    10. Juni 1956, 19.05 Uhr.
    Das Waldgebiet von Meererbusch unweit von Düsseldorf gehörte zum Revier des Oberjägers Erich Spath. Der 58-Jährige machte seinen Rundgang. Er stapfte schon eine ganze Weile durch das tropfende Farnkraut, die Hände tief in die Taschen seines grünen Lodenmantels vergraben. Bei jedem Schritt schlenkerte der Schaft seiner umgehängten Drillingsbüchse an die Hüfte.
    Am äußersten Waldzipfel erregte etwas seine Neugier: Der Förster erkannte eine Stelle, an der das Gras niedergedrückt war. Auf den ersten Blick hielt er es für eine Wildschweinfährte. Doch dann erspähte er im feuchten Moos den Abdruck eines Reifens. Es konnte nur ein Motorradreifen sein, ein Auto würde zwischen den dicht zusammenstehenden Bäumen keinen Platz finden. Der Mann fluchte leise: »Verdammte Bande – was haben die nur mit ihren Motorrädern im Wald zu suchen!«
    Spath folgte der Fährte. Kurz vor einer breiten Schneise entdeckte er einen Mann, der ein Motorrad vor sich herschob, es dann aber plötzlich zu Boden warf und mit einem Arm voll Gras und Farnkraut tarnte. Der Förster lud seine Drillingsbüchse durch – für alle Fälle. Als er wieder aufblickte, war der Fremde nicht mehr zu sehen, wie vom Erdboden verschluckt. Der erfahrene Forstmann wunderte sich, wie der Fremde so schnell und so leicht hatte verschwinden können. Spath pirschte sich behutsam in die Richtung, in der er den Mann jetzt vermutete.
    Plötzlich stutzte er: Am Ende des Waldes, dort, wo die Schneise einen Feldweg kreuzte, stand ein Auto. Spath überlegte, ob der Mann mit dem Motorrad etwas mit den Insassen des Wagens zu tun haben könnte. Offenbar nicht – denn im Auto saß augenscheinlich ein Pärchen, und die jungen Leute verhielten sich so, als wären sie allein und unbeobachtet. Schlagartig erinnerte sich Spath an die Aufforderung eines Kriminalbeamten der Mordkommission: Falls in Ihrem Revier mal ein Verdächtiger auftauchen sollte, der Liebespaare belauscht, dann halten Sie ihn um Gottes willen auf.
    Der Förster überlegte. Sollte er den Mann weiter verfolgen oder das Pärchen warnen? Er räusperte sich laut, trat absichtlich auf einen Ast, es knackte hörbar unter seinem Fuß. Betont langsam schritt er auf das Auto zu. Spath wollte den Leuten genügend Zeit lassen.
    Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter, steckte verlegen seinen Kopf heraus: »Was ist denn?«
    Spath drückte den Kopf zurück ins Wageninnere. »Sprechen Sie leise«, mahnte er. »Wie lange parken Sie hier schon?«
    Der junge Mann wurde unwirsch: »Vielleicht zehn Minuten. Wieso? Ist das vielleicht auch schon verboten?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle.« Spath wurde ungeduldig. Er befürchtete, dass die Situation schnell eskalieren könnte – oder der mysteriöse Fremde nicht mehr zu finden sein würde. Er fragte den Fahrer des Wagens: »Haben Sie in den letzten zehn Minuten einen Mann mit schmutziggrünem Overall gesehen – ungefähr fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt, schlank und etwa 1,75 Meter groß?«
    »Nein«, antwortete der Mann gedehnt. Auch seine Begleiterin schüttelte den Kopf. »Ist das ein Wilderer?«, fragte sie interessiert.
    »Wenn es nur ein Wilderer wäre …«, murmelte Spath stirnrunzelnd. »Fahren Sie bitte sofort weiter und melden sich auf der nächsten Polizeiwache.« Der Wagen wurde gestartet und rollte davon. Spath wandte sich wieder in Richtung des Ortes, an dem er den Mann zuletzt gesehen hatte. Er musterte aufmerksam das Unterholz und spähte ins Dickicht.
    Plötzlich ein Knacken! Mit einem Satz suchte Spath hinter einer Buche Deckung. Der Fremde? Oder ein Tier? Spath hob einen Ast vom Boden auf und bog ihn durch, bis er krachend splitterte. Wenn es ein Tier war, würde es erschreckt flüchten, überlegte er. Doch im Unterholz rührte sich nichts. Es musste also der Fremde sein!
    Spath sprang aus der Deckung, der Lauf seines gesicherten Drillings zeigte drohend ins Unterholz. »Kommen Sie heraus und legen Sie die Hände auf den Kopf!«, befahl er.
    Stille.
    »Ich sage es nicht noch einmal. Kommen Sie heraus und legen Sie die

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