Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
Vom Netzwerk:
»Reichenstein wollte einen Kindesraub durchführen«, berichtete der Angeklagte. »Das Lösegeld sollte am Rheinufer versteckt werden. Mittels eines Tauchapparates wollte es sich Reichenstein von der anderen Rheinseite aus abholen.«
    Oder: »Reichenstein wollte in einem Geldtransportwagen eine Sprengladung anbringen und durch Fernzündung zur Explosion bringen.«
    Oder: »Reichenstein hat an mir Schlagversuche gemacht. Er hat mit einem mit Stahlkörnern voll gestopften Strumpf auf mich eingeschlagen. Und er hat mir Medikamente gespritzt, die mich taumelig und schläfrig machten. Reichenstein benahm sich wie der Satan.«
    Zentrales Thema seiner Vernehmung aber war die Behauptung, die er bereits in der Untersuchungshaft aufgestellt hatte: »Reichenstein hat am 7. Januar 1953 den Rechtsschutzsekretär der Gewerkschaft in Velbert, Dr. Stürmann, am rechten Rheinufer bei Düsseldorf erschossen. Und ich selber, Fritz Büning, war dabei. Ich habe Dr. Stürmanns Begleiter, Littek, zusammengeschlagen, weil ich nicht schießen wollte!«
    Büning wiederholte sein Geständnis – zaghaft, zögerlich, aber unbeirrt.
    »Warum belasten Sie sich hier selbst?« Der Vorsitzende wirkte ein wenig misstrauisch. Eindringlich musterte er Büning. Schließlich fragte er: »Und warum belasten Sie den Mitangeklagten?«
    »Ich habe lange genug die Last mit mir herumgeschleppt, ich hoffe nun, vor Gericht Ruhe zu finden. Damals war ich gerade einundzwanzig Jahre alt. Manchmal habe ich gedacht, ich hätte nur geträumt. Ich habe keine Veranlassung, einem unschuldigen Menschen etwas anzuhängen.«
    »Dann erzählen Sie mal von Anfang an. Wie ist die Sache mit Dr. Stürmann passiert?«
    »Wir sind an diesem Abend in den Wald bei dem Wasserwerk gegangen, um Schießübungen zu machen«, begann Büning mit leiser Stimme zu erzählen. »Ich schoss sehr schlecht. Reichenstein ging plötzlich weg, und als er ein paar Minuten später wiederkam, gab er mir einige Tabletten. Ich nahm sie …«
    Der Vorsitzende fragte nach. »Warum haben Sie das gemacht?«
    »Was hätte ich denn machen sollen? Reichenstein war mein böser Dämon, ich hatte Angst, dass er mir etwas antun könnte …«
    Erstmals blickte Reichenstein von der Anklagebank zu seinem ehemaligen Kumpan herüber – und lächelte süffisant.
    »Und was ist dann passiert?«
    Büning hatte sich wieder gefangen. »Einige Minuten, nachdem ich die Tabletten heruntergeschluckt hatte, bekam ich ein echtes Glücksgefühl – als wenn ein Jäger sich plötzlich einem Hirsch gegenübersieht. Reichenstein hat dann die Pistolen und die Munition geputzt. Dann sind wir wieder losgezogen.« Büning stutzte für einen Moment.
    »Und wie ging es weiter?«
    »Unterwegs schimpfte Reichenstein wieder auf die Kapitalisten, die sich die Frauen kauften. Dann sahen wir plötzlich das Auto. Reichenstein wollte das Auto, und er wollte das Geld. Er stülpte mir eine Strumpfmaske über den Kopf und sich selber auch. Dann fiel ein Schuss. Ich wollte weglaufen …«
    »Moment mal, Herr Büning, der Reihe nach. Sie haben den Wagen gesehen. Was ist dann zwischen Ihnen beiden gesprochen worden?«
    »Ich habe zu ihm gesagt: ›Mach keinen Quatsch!‹ Aber Reichenstein zeigte auf den parkenden Wagen und befahl: ›Ich lasse die aussteigen, dann nehmen wir uns den Wagen!‹ Wir sind dann zu dem Wagen hin, er hat die Fahrertür aufgerissen und sofort auf Dr. Stürmann geschossen. Reichenstein hat mit seiner Pistole auf mich gezeigt und mir bedeutet, ich sollte den jungen Mann erschießen. Dann brüllte er: ›Nun los, schieß du auch!‹ Büning stockte.
    »Lassen Sie sich Zeit, Herr Büning.«
    »In dem Moment brach eine Welt für mich zusammen …«
    Dr. Näke ermahnte den Angeklagten: »Herr Büning, bitte keine Geschichten, bleiben Sie sachlich!«
    »Jawohl, Herr Vorsitzender.« Der Angeklagte wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Und weiter?«
    »Ich sah den Mann, der noch lebte und auf den zusammengesunkenen Dr. Stürmann starrte. Er weinte und hob die Hände hoch. Ich sagte, er sollte die Hände runternehmen, ich würde nicht schießen. Weil er der Aufforderung nicht nachkam, habe ich erst leicht und dann fest mit dem Pistolenknauf zugeschlagen. Ich habe ihm noch gesagt, er solle ruhig sein und sich nicht bewegen. Und dann habe ich die Nerven verloren und bin einfach abgehauen. Im Weglaufen habe ich mich noch umgeblickt und gesehen, wie Reichenstein den beiden Männern die Brieftaschen weggenommen hat.«
    »Steckte

Weitere Kostenlose Bücher