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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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Mörder werde man wohl nicht erwischen.
    »Ich habe niemals solche Mitteilungen gemacht«, entrüstete sich der Zeuge. »Ich hatte die Scheidung beantragt, und meine Frau wollte sich wohl auf die Art an mir rächen. Mehr war da nicht.« Tatsächlich bestätigte Dr. Matthias Dropmann, der Sachverständige des Landeskriminalamtes, dass zumindest die Behauptung von den »blutverschmierten Kleidern« nicht zutreffe. Man habe damals die Kleidungsstücke genau geprüft und »lediglich Ölflecke« festgestellt.
    Auch die zweite »Geheimwaffe« der Verteidigung erwies sich schnell als wirkungslos. Es drehte sich um die Behauptungen, Büning »ginge sadistischen Neigungen nach«, habe »ein Mädchen gezwungen, sich vor ihm zu entkleiden« und »eine Waffe in der Jagdhütte seines ehemaligen Chefs versteckt«.
    Genaueres wusste Kriminalhauptkommissar Mathias Eynck, der Büning vernommen und zu einem Geständnis bewegt hatte. Der Zeuge berichtete, alle diese Anschuldigungen habe er von einem V-Mann erfahren. Sämtliche Angaben habe die Kripo »sofort mit allen Mitteln zu überprüfen versucht«, sie jedoch nicht bestätigen oder gar beweisen können. Vorsichtig versuchte der Kommissar eine Einschätzung: »Wahrscheinlich handelte es sich um ein Mittelding zwischen dem schlechten Erinnerungsvermögen des V-Mannes – seine Schilderungen lagen schon damals drei Jahre zurück – und gewissen Prahlereien Bünings gegenüber seinen Arbeitskollegen.« Den Hinweisgeber könne er im Übrigen nicht nennen: »Dienstgeheimnis«.
    Die Brüder Bünings, Horst (26) und Egon (31), hatten ebenfalls schon einmal in Verdacht gestanden, mit den jetzt verhandelten Verbrechen zu tun zu haben. Denn sie kannten Reichenstein seit Jahren, er gehörte zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Dieser Verdacht war jedoch mittlerweile aufgegeben worden. Jetzt standen sie als Zeugen vor Gericht.
    Horst Büning, der mit Reichenstein häufiger Schach gespielt habe, erklärte, dass der Angeklagte ihm gegenüber stets »korrekt und freundlich« gewesen sei. Reichenstein habe ihm erzählt, dass er ein Patent für einen neuen Waffenverschluss entwickle, er sei ihm auch als »guter Durchschnittsschütze« bekannt gewesen. Einmal habe er einen anonymen Brief bekommen, in dem er vor Reichenstein gewarnt worden sei, er habe darüber »aber nur gelacht« und »den Schrieb« seinem Freund gezeigt, der sich »auch kräftig amüsiert« habe. Sein Bruder Fritz habe ihn auch einmal angesprochen: »Vertu’ dich nicht, der Reichenstein ist nicht so einwandfrei!«
    Dr. Näke begann Fragen zu stellen: »Es werden heute noch Vermutungen aufgestellt, dass Ihr Bruder die Taten nicht mit Reichenstein, sondern mit Ihnen unternommen hat. Was sagen Sie dazu?«
    »Ja, das habe ich auch gelesen.«
    »Haben Sie uns dazu sonst nichts zu sagen?«
    Horst Büning blieb gelassen. »Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe nie strafbare Handlungen mit meinem Bruder gemacht.«
    »Das können Sie vor dem Schwurgericht sagen?«
    »Ja.«
    Plötzlich mischte sich Reichenstein ein. »Ich habe in meiner Haftzelle gehört«, begann er, »wie dieser Zeuge vernommen und wie ich dabei verleumdet wurde, stimmt das?«
    »Ja, man hat ihn in den schwärzesten Farben geschildert und in ziemlich bestimmter Form gesagt, dass er der Liebespaar-Mörder sei.«
    Reichenstein fragte weiter. »Hat man ihm nicht auch gesagt, dass ich ihn und seine Familie vergiften wollte?«
    »Nein, das hat man nicht gesagt.«
    Reichenstein widersprach: »Ich habe es aber gehört.«
    »Das reicht jetzt!« Der Vorsitzende beendete die Befragung.
    Auch Egon Büning hatte mit seinem Bruder Fritz an Schießübungen in Düsseldorf-Gerresheim teilgenommen, dabei sei auch Oberjäger Spath aufgetaucht. Er habe Reichenstein auf ihn aufmerksam gemacht.
    »Warum?«, wollte Dr. Näke wissen.
    Der Zeuge lachte: »Förster Spath war für uns der böse Mann im Wald. Er war scharf auf die Wilderer.«
    Reichenstein sei ein »meisterhafter Schütze« gewesen, habe »aus der Hüfte geschossen, ohne auf die Waffe zu sehen«, und habe »eine 10 bis 15 Meter entfernt stehende Büchse fast immer getroffen«.
    »Haben Sie mit Reichenstein krumme Dinger gedreht?«
    »Ein klares Nein!« Dann fügte der Zeuge hinzu: »Soviel ich weiß, hat die Polizei mein Privatleben so umgekrempelt, dass sie darüber besser Bescheid weiß als ich. Ich habe diesbezüglich nichts damit zu tun!«
    Die Zeugen hatten eine überzeugende und vor allem glaubwürdige Vorstellung gegeben.

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