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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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inspizierte. Ohne Umschweife fragte sie ihn: „Wie geht es meinem Gemahl?"
    Arthur blinzelte verblüfft. „Gut, Mylady", antwortete er nach einem Moment des Zögerns. „Er hat sich erholt und ruht sich aus."
    „Wird er mit mir zusammen im Speisesaal zu Abend essen?"
    „Ich glaube nicht, Mylady. Möchten Sie, dass ich ihm eine Nachricht von Ihnen zukommen lasse?"
    „Nein - oder doch. Sagen Sie ihm, ich hoffe, dass es ihm bald besser geht und dass ich für ihn bete."
    „Ja, Mylady, wie Sie wünschen", war seine höfliche Antwort, doch Caroline hatte das Gefühl, dass er ein wenig freundlicher aussah und ein Lächeln gerade noch hatte unterdrücken können.
    Da Mrs Gervis trotz aller Vorträge über Carolines Pflichten als Dame des Hauses nach wie vor schaltete und waltete und die unruhige Countess sonst nichts zu tun hatte, ging sie in die Bibliothek. Offenbar hatten die Eddingtons zu allen Zeiten gerne gelesen. Die Wände des großen, dunkel getäfelten Raums waren fast vollständig von verglasten Bücherregalen bedeckt, und es roch herb nach altem Leder und Staub. Dieser Duft vermischte sich mit dem Aroma des süßlich riechenden Öls, das zum Polieren der Böden und Möbel benutzt wurde. Neben großen Enzyklopädien und den Werken Descartes' standen religiöse Bücher und Zeitschriften hinter den Glastüren der Schränke. Flüchtig blätterte sie durch eine
    Ausgabe von Reynold's Miscellany in einem der Schränke und entdeckte dann zwei Romane von Thomas Prest. Schließlich entschied sie sich für Susan Hoply und nahm das Buch mit in ihr Zimmer.
    Eine Stunde lang bemühte sie sich, darin zu lesen, bis sie aufgab und einsah, dass sie sich nicht darauf konzentrieren konnte. Stattdessen nickte sie auf der mit weichem gelben Samt überzogenen Ottomane ein, auf die sie sich zum Lesen gelegt hatte, und fühlte sich sehr zerschlagen, als sie von einem lauten Klopfen an der Tür geweckt wurde. Ihr Herz fing an zu rasen. Sie hoffte, es wäre Magnus, und beeilte sich aufzustehen und ihre Röcke glatt zu streichen. Aber nachdem sie „Herein!" gerufen hatte, stand nicht Magnus, sondern Mrs Gervis auf der Schwelle.
    „Mylady, die Modistin ist da."
    Caroline zog erstaunt die Brauen hoch. „Wie bitte? Die Modistin?"
    Eine große, stattliche Frau kam hinter Mrs Gervis hervor und erklärte: „Sie erinnern sich doch an mich, nicht wahr, Lady Caroline? Oh, natürlich tun Sie das." Sie wandte sich um. „Kommt schon", sagte sie zu einem Trio von Dienern, die bis unter das Kinn mit Stoffballen beladen waren. „Steht nicht so schlapp herum!" Dann setzte sie ein gewinnendes Lächeln auf und wandte sich erneut an Caroline. „O Mylady, warten Sie nur, bis Sie sehen, was ich Ihnen mitgebracht habe."
    Caroline hatte die herrische Frau tatsächlich erkannt: Es war Mrs Dungeness, die Schneiderin, die ihr Hochzeitskleid gefertigt hatte.
    Die Anproben waren furchtbar gewesen, und sie hatte mit der Frau, die selbst einen eher pompösen als eleganten Geschmack hatte, fast um ein dem Anlass angemessenes Kleid
    kämpfen müssen. Bis zum Hochzeitstag war sie besorgt gewesen, dass ohne Absprache doch noch „ein, zwei kleine Änderungen" an dem Gewand vorgenommen wurden und sie wie eine auf Grandeur herausgeputzte Gans vor den Türen der Kirche stehen würde. Mrs Dungeness hatte sie jedoch zumindest in dieser Beziehung angenehm überrascht. Das Kleid hatte genau so ausgesehen, wie sie es in Auftrag gegeben hatte.
    Aber was hatte die Schneiderin nun mit all dem Stoff in ihrem Zimmer zu suchen? Fast hätte sie gefragt, wäre nicht zur selben Zeit ein anderer Diener erschienen und hätte ihr ein gefaltetes Stück Papier überreicht. Als sie es öffnete, stand dort geschrieben: Du brauchst eine neue Garderobe. Mrs Dungeness wird später auch deiner Mutter einen Besuch abstatten. Unterzeichnet war die Botschaft mit einem schlichten „M" in schwarzer Tinte.
    Die Schneiderin drängte ins Zimmer. „Hier, sehen Sie ... Sie müssen sich das ansehen. Solche Entwürfe! Ist das nicht entzückend? Diese Karos - verwegen, nicht? Haben Sie jemals so etwas gesehen? Und das? Nein, das passt nicht zu Ihnen - aber hier. Sehen Sie? Das wäre großartig für Sie. In veilchenblauem Satin!"
    Caroline ging bald ganz darin auf, eine neue Garderobe auszuwählen. Sie ließ sich von der lauten Geschäftsfrau nicht einschüchtern und wählte schließlich nach angestrengten Verhandlungen aus den Mustern, die Mrs Dungeness mitgebracht
    hatte, ein paar Tageskleider, die

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