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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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Liebhaber. Aber sie durfte die ekstatischen Gefühle, die er gestern in ihr geweckt hatte, nicht mit einer länger andauernden, zärtlicheren Emotion verwechseln. Oh sicher, wenn er starb, würde sie ihn hin und wieder vermissen, doch würde sie auch gut ohne ihn weiterleben können. Ganz sicher würde sie das können.
    Noch immer wägte sie ihre Gefühle ab, als Arthur hereinkam und eine abgedeckte Silberschale vor ihr auf den Tisch stellte. Als Caroline den Deckel hob, sah sie einen dicken Stapel gebündelter Banknoten vor sich und wurde von Schuldbewusstsein und Scham überwältigt.
    Sie wünschte, sie könnte Magnus erklären, wozu das Geld benötigt wurde, nämlich dazu, ein Leben zu retten. Aus einem Impuls heraus ging sie in seinem Morgenmantel hinunter zu seinem Arbeitszimmer, um ihm alles zu erklären, obwohl sie wusste, dass dies riskant war. Aber sie musste es zumindest versuchen. Jetzt, da die Ehe vollzogen ist, kann er mich schlecht vor die Tür setzen, sprach sie sich Mut zu.
    Wie sie vermutet hatte, saß Magnus in seinem Arbeitszimmer hinter dem Sekretär, als sie die Tür öffnete. „Kann ich noch etwas für dich tun?", fragte er betont gelangweilt. Sie fühlte sich gedemütigt. Schon verschanzte er sich wieder hinter der Maske des ungerührten, der Welt überdrüssigen Aristokraten. Hatte es überhaupt Sinn, ihm etwas erklären zu wollen?
    Zögernd trat sie ein und zog die Tür hinter sich zu. Sie fühlte sich, als marschierte sie in einen Löwenkäfig. „Magnus, ich möchte dir gern etwas erklären. Das Geld ..."
    „Du musst mir nichts erklären." „Ich möchte es aber. Meine Mutter hat kein Geld."
    Kühl musterte er sie. „Was soll das heißen? Ich komme für Ihren Lebensunterhalt auf!"
    „Du musst mir deine Großzügigkeit nicht vorhalten! Ich bin dir auch ohne Erinnerung daran sehr dankbar!"
    „Ich habe das nur erwähnt, weil ich nicht verstehe, warum sie auf einmal so dringend Geld braucht, dass du mich bei Nacht darum bitten musst."
    „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass es Unsummen kostet, damenhafte Kleidung zu kaufen? Glaubst du, meine Mutter ließe mich in Lumpen herumlaufen und würde sich selber standesgemäß ausstatten? In dem, was sie an Garderobe hat, kann sie sich kaum den Dienstboten im Barrister's Ordinary zeigen, geschweige denn auf die Straße wagen. Und es gibt andere Dinge, die meine Familie benötigt, kleine Dinge, für die all die letzten Jahre kein Penny übrig war. James ist sieben Jahre alt und besitzt kein einziges Spielzeug, nichts. Letzte Weihnachten hat meine Mutter ihm ein weiches Kissen aus Stofffetzen geschenkt. Er war begeistert. Das Einzige, was ich ihm geben konnte, war ein Buch aus der Buchhandlung, das so beschädigt war, dass es sich nicht verkaufen ließ. Glaubst du, ich kann mich an der Pracht von Hawking Park erfreuen, wenn mich alles hier daran erinnert, wie bescheiden und dürftig meine Familie lebt?" Wütend darüber, wie beschränkt die Weltsicht dieses reichen Mannes war, wie groß seine Ignoranz, was die Not anderer anging, ballte sie die Hände zu Fäusten. Von James' Krankheit erzählte sie ihm nichts. Magnus litt offensichtlich zu sehr an sich selbst, als dass er für die Leiden anderer ein offenes Ohr hatte. Er würde ihr vermutlich sogar vorhalten, dass sie ihn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen geheiratet habe. Nein, es war zwecklos!
    Er zog die Braue hoch und antwortete: „Nun, du hast dich erklärt. Und du hast deine Entlohnung."
    „Ja, aber du bist ärgerlich, weil ich darum gebeten habe."
    „Ich bin nicht ärgerlich, Caroline. Ich versichere dir, wenn ich wütend wäre, würdest du das zu spüren bekommen. Aber es gibt keinen Zweifel daran ..." Seine Stimme verlor sich. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und versuchte, das seltsame Gefühl abzuschütteln, das ihn überkommen hatte. „Geh zu Bett", befahl er ihr müde.
    Sie sah ihn verwundert an. „Es ist noch früh."
    „Dann geh in dein Zimmer und lies etwas oder schreib einen Brief! Nun geh schon!", befahl er und öffnete seinen Kragen.
    „Du bist immer noch ärgerlich! Ich will nicht..."
    „Caroline." Er stand mühsam auf, stützte sich schwer auf die intarsierte Tischplatte und ließ den Kopf hängen. „Verschwinde. Sofort!" Trotz der Dringlichkeit seiner Worte klang er seltsam tonlos.
    Erst da erkannte Caroline, wie es um ihn stand. „Du hast einen Anfall!", rief sie erschrocken.
    „Geh doch endlich!" Seine Stimme klang rau und

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