Der Liebespakt
Moment daran erinnern, dass er nur noch begrenzte Zeit zu leben hatte, und von einer weit entfernten Zukunft sprechen? Vorsichtig ließ sie die Kette zurück in das Kästchen gleiten, legte dieses beiseite und stand auf. „Magnus, es tut mir so leid. Es war nicht meine Absicht, dich zu verletzen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, wie sehr ich es zu schätzen weiß, dass ... " Abwehrend schüttelte er den Kopf und sagte melancholisch: „Lass nur, du musst dich nicht für deine Worte entschuldigen. Es freut mich, dass das Halsband dir gefällt. Und nun gute Nacht, Caroline. Morgen kannst du die Kette ja für mich tragen."
Sie wünschte, es gäbe etwas, was sie tun oder sagen konnte, um den Schmerz ungeschehen zu machen, den sie ihm unabsichtlich zugefügt hatte. Aber da er keine Anstalten machte, auf sie zuzukommen, antwortete sie schlicht: „Auch dir eine gute Nacht!", nahm die Schachtel und ging.
10. KAPITEL
Die neue Medizin schien James doch gut zu tun. Als Caroline ihn das nächste Mal besuchte, sah er nicht mehr ganz so fahl aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sein Arzt war allerdings nach wie vor der Überzeugung, dass er sich nur in einem Sanatorium in der Schweiz ganz erholen könnte, und die Kosten, die er dafür veranschlagte, waren exorbitant. Mrs Wembly tröstete ihre Tochter mit dem Hinweis, dass die neue Behandlung ja bereits anschlug und sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt das Geld für eine endgültige Kur in der Schweiz hätten. Die Worte „nach Magnus' Tod" blieben dabei unausgesprochen, aber natürlich würde Caroline erst dann Zugang zum Vermögen der Eddingtons haben.
Trotz der - im Ganzen gesehen - guten Nachrichten war Caroline unglücklich und verließ das Barrister's Ordinary trostlos und traurig. Sogar die Tatsache, dass bereits einige Teile ihrer neuen Garderobe eingetroffen waren, vermochte sie nicht aufzuheitern. Sie sehnte sich nach etwas, wofür sie keinen Namen fand. In dem Maße, indem ihr Kummer über James nachließ, wuchs ihre Trauer wegen des Leidens ihres Gatten, und sie wurde sich darüber klar, dass sie ihre Sorgen nicht hatte verringern können, indem sie den Earl geheiratet hatte. Sie hatte einfach einen Albtraum gegen einen anderen ausgetauscht.
Da David für ein paar Tage gekommen war, um seinem Bruder mit den Büchern zu helfen, war Magnus ihr gegenüber zwar stets aufmerksam und höflich, dabei aber gleichzeitig sehr distanziert. Er war wohl immer noch nicht ganz über ihre taktlosen Worte hinweg. Würde er an diesem Abend ihre Nähe suchen und wieder zu ihr ins Bett kommen, oder
musste sie erst auf ihn zugehen? Würde er sie für dreist halten, wenn sie das Thema anschnitt? Wartete er darauf, dass sie von selbst darauf zu sprechen kam?
Sie hatte Angst. Nur eine einzige Nacht war ihnen bisher zusammen vergönnt gewesen. Obwohl sie es nicht für alles Gold der Welt offen zugegeben hätte, so sehnte sie sich doch danach, noch einmal all die berauschenden Gefühle zu empfinden, die er in ihr wachgerufen hatte. Schließlich fasste sie am Abend einen heroischen Entschluss.
Sie streifte ein zartes zitronengelbes Nachthemd über, das ihr erst am Vortag von Mrs Dungeness geschickt worden war. Ihr Körper schimmerte bei jeder Bewegung durch den halb transparenten Stoff hindurch. Da sie sich darin fast unbekleidet vorkam, warf sie noch ihren Morgenmantel über, bevor sie an der Verbindungstür zu Magnus' Räumen klopfte.
Sie wusste, dass er sich in seinem Zimmer aufhielt, weil sie gehört hatte, wie dort jemand umherging. Verspätet erinnerte sie sich daran, dass das auch Arthur oder vielleicht Magnus' Kammerdiener gewesen war, aber noch bevor sie sich zurückziehen konnte, öffnete sich die Tür.
Magnus stand auf der Türschwelle und erstarrte.
„Ich ... ich wollte dir noch danken." Caroline versuchte zu lächeln, aber unter seinem harten Blick gelang es ihr nicht. Weil er so aufgebracht zu sein schien, bereute sie es schon fast, dass sie es gewagt hatte, ihn so offensichtlich auf ihr Verlangen nach ihm aufmerksam zu machen - da machte er einen Schritt über die Schwelle und riss sie an sich. Mit wilder Leidenschaft küsste er sie, stieß dann die Tür mit dem Fuß zu und hob sie auf die Arme. Bevor Caroline wusste, wie ihr geschah, hatte er sie auf das breite Ehebett gelegt, ihren Morgenmantel geöffnet und begonnen, sich an seinem Kragen zu schaffen zu machen.
Schon jetzt erregt wegen der Heftigkeit, mit der er auf ihre Einladung reagierte, sah
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