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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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friedlich er doch aussah. So hatte sie ihn bis jetzt noch nie gesehen.
    Sie hatten sich noch einmal geliebt, und Caroline war selbst erstaunt über ihren Mut gewesen und über die Freude, die sie dabei gespürt hatte, ihn zu befriedigen. Was für ein unverhofftes Glück, dass sie bei der Zeugung des Kindes so viel Spaß hatte! Und dennoch fühlte sie sich in diesem Moment, in dem er neben ihr schlummerte und die Süße des Aktes verflogen war, sehr allein.
    Dass sie so viel körperliches Vergnügen verspürte, während sie ihren Mann belog und ihr Bruder litt, schien ihr falsch. Kummervoll legte sie die Stirn in Falten. Seit Tagen führte sie einen Kampf mit ihrem Gewissen und fragte sich, ob sie Magnus nicht endlich die Wahrheit über James beichten sollte. Wenn es etwas gab, dessen sie sich bei Magnus sicher sein konnte, dann war es sein ausgeprägter Sinn für Verantwortung. Sicherlich würde er ihrem Bruder, seinem Schwager, finanzielle Unterstützung gewähren, wenn er von seinem Zustand erfuhr.
    Aber würde er ihr nicht ihre Täuschung vorwerfen?
    Denn sie hatte ihn getäuscht, mehr noch - sie hatte ihn wegen James angelogen, wieder und wieder. Würde er ihr das vergeben? Er war so stolz!
    Und dann gab es die Gerüchte. Es hieß, der Earl sei ein gewissenloser Bösewicht, und er selbst hatte das ihr gegenüber nicht abgestritten. Auch wenn er nicht so offensichtlich selbstsüchtig schien wie ihr Vater, war er, wohl wegen seiner Krankheit, oft sehr mit sich selbst beschäftigt und launisch. Es stimmte, dass er großzügig war. Er konnte sich Großzügigkeit leisten. Aber Armut war ihm fremd, und daher fehlte ihm auch das Verständnis dafür, dass Menschen manchmal in Not gerieten. Oft genug schien es ihr, als ob er sie dafür verachtete, dass sie des Geldes wegen seine Frau geworden war, als ob sie das zu einer abgefeimten Person machen würde. Ständig erinnerte er sie an den Ehevertrag, um sie in ihre Schranken zu verweisen. Ja, er konnte sehr zärtlich und liebevoll sein wie vorhin, aber er konnte aus den merkwürdigsten Gründen heraus auch sehr zornig werden - zornig und ungerecht.
    Wenn sie ihm also von James erzählte und er sie hinauswarf, dann war das Leben ihres Bruders verwirkt. So sehr sie Magnus mochte, so sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte - sie konnte die Entscheidung über James' Leben nicht von diesem Mann abhängig machen.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit, um das Leben ihres Bruders zu retten: das kostbare Halsband, das Magnus ihr geschenkt hatte. Es könnte die Kosten für den Aufenthalt in
    einem der schönsten Sanatorien der Schweiz decken. Aber würde sie es ertragen, ihren Ehemann weiterhin zu belügen?
    Unruhig wälzte sie sich auf der Matratze hin und her und schlief von Schuldgefühlen geplagt ein.
    Mit der Zeit wurde das Leben in Hawking Park für Caroline zu einer angenehmen Routine. Tagsüber war sie mit ihren Pflichten als Hausherrin beschäftigt, nachts mit ihren Pflichten als Ehefrau. Magnus war ein wunderbarer Liebhaber -sanft, leidenschaftlich, erfahren, erfinderisch und stürmisch.
    Sie hatte kein einziges Mal darüber nachgedacht, dass er schon längere Zeit keine Anfälle mehr gehabt hatte, bis sie ihm gegenüber am Frühstückstisch saß und sah, wie feine Schweißperlen über seine Schläfen rannen. Kragen und Halstuch lockernd, versuchte er, sich auf seine Zeitung zu konzentrieren, und rief schließlich nach Henry.
    Als der Diener eintrat, rief Magnus: „Das Feuer ist zu stark."
    Henry sah verwundert drein. Draußen war es sehr kalt, selbst für Oktober, und der Raum war nicht übermäßig beheizt. Im Kamin glomm nur noch ein schwaches Feuer. Der Earl war offensichtlich verwirrt.
    Dem Bediensteten zulächelnd, schüttelte Caroline den Kopf und sagte: „Danke, Henry, ich werde mich selbst darum kümmern." Der Diener zog sich zurück.
    Magnus sah irritiert über ihre Einmischung von seiner Zeitung auf, und sie bat ihn besorgt: „Komm hier herüber zum Fenster, bitte."
    Er dachte, sie wollte ihm etwas zeigen, faltete die Zeitung, erhob sich, hielt inne, zitterte und setzte sich wieder.
    „Hol Arthur! ".befahl er barsch.
    „Magnus, lass mich ... "
    „Hol ihn! Und geh! Ich möchte nicht, dass du mich so siehst."
    „Aber du hast gesagt, du möchtest, dass ich dir beistehe, wenn du krank wirst."
    „Ich habe meine Meinung geändert. Los - verflucht!" Er brach über der Tischplatte zusammen, legte seinen Kopf in die Hände und stöhnte leise. Mit schwankender

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